Guido Heinemann ist Industriemechaniker. Seine Ausbildung hat der 53-Jährige bei Daimler gemacht. Danach hatte er bei einer kleineren Firma einen guten Job, wie er berichtet.
Sein Leben änderte sich von heute auf morgen durch einen Schicksalsschlag: Der Sohn seiner damaligen Frau kommt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Heinemann stürzt sich in einen neuen Job, arbeitet als Außendienstler bis zu 60 Stunden in der Woche. Er wird krank - dann arbeitslos. Und bleibt es, mittlerweile seit etwa acht Jahren.
Weiterbildung, Bewerbungen, geförderter Job
Der Ludwigsburger hat viel getan, um wieder Arbeit zu finden: Er hat eine Weiterbildung gemacht, in einem sozial geförderten Job gearbeitet und etliche Bewerbungen geschrieben. Gerade hat er sich auf eine Stellenanzeige im Internet beworben. Ein Kaufhaus sucht einen technischen Hausmeister. Das wäre genau sein Ding: Handwerker- und EDV-Kenntnisse sind gefragt.
Sein Traum: Ein Arbeitgeber, der es mal mit ihm versucht
Bei Bewerbungsgesprächen hatte Guido Heinemann manchmal den Eindruck, er sei zu alt oder sein Lebenslauf zu lückenhaft. Er hofft darauf, einen Arbeitgeber zu finden, der ihm eine Chance gibt - selbst mit langer Probezeit. Heinemann fragt sich, was ein Arbeitgeber schon zu verlieren hätte, wenn er es mal mit ihm versucht.
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Erfahrung und Qualifikationen veralten schnell
Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung sieht einen Grund für den Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit in der Pandemie und der folgenden Phase des Wirtschaftsabschwungs.
Je länger die Arbeitslosigkeit andauert, desto stärker veraltere die Arbeitserfahrung und die berufliche Qualifikation, findet der Experte. Es komme zu einem Stigma-Effekt. Der Gedankengang sei etwa: "Langzeitarbeitslos? Da stimmt doch was nicht."
Zeit arbeitet gegen Langzeitarbeitslose
Deshalb müsse man die Jobchancen für Langzeitarbeitslose jetzt zügig wieder nach oben bringe, so Weber. Denn es werde mit der Zeit einfach immer schwieriger.
Kaum einen Zusammenhang sieht der Forscher zwischen dem Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit und dem Bürgergeld. Neben der Hauptursache des wirtschaftlichen Abschwungs sei das Bürgergeld ein "zusätzlicher Effekt". Sollte es jetzt zu einer Verschärfung bei den Anforderungen für das Bürgergeld kommen, müsse man "das richtige Maß" finden. Grundsätzlich sei es aber richtig, "bei der Verbindlichkeit des Systems wieder nachzulegen", so Weber.
"Einzelfall: So ein Heinz, der auf Mallorca vom Bürgergeld lebt "
Guido Heinemann meint: "Sicher wird es Leute geben, die lieber vom Bürgergeld leben." Dies seien aber Einzelfälle. "Die wenigen muss die Gesellschaft tragen können." Heinemann sagt, er würde auch als Straßenfeger arbeiten: "Der Job ist mir egal. Solange es halbwegs anständig bezahlt wird."