Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fordert auch angesichts der Sparzwänge neue Rentenmodelle für die Republik. "Wir brauchen andere Rentenmodelle. Wir haben eine höhere Lebenserwartung. Ein Großteil derer, die früher in Rente gehen, sind gesund, verdienen gut - und sind eigentlich leistungsfähig", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Das sind nicht die Dachdecker. Bei der Debatte denkt man oft, die Nation besteht nur aus Dachdeckern."
Angesichts der Haushaltsprobleme des Bundes sieht der 75-Jährige Einsparmöglichkeiten bei der Rente mit 63. "Jedes Jahr kostet das den Staat einen zweistelligen Milliardenbetrag, insgesamt machen die Rentenzuschüsse des Bundes fast ein Viertel des Haushalts aus", sagte der Grünen-Politiker bereitsdem "Tagesspiegel" vom Freitag. "Das sind Posten, die man sich genau anschauen müsste."
In Deutschland gibt es ungefähr 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Grundlegende Änderungen stehen 2024 nicht an, dafür entfalten Veränderungen aus früheren Jahren immer mehr Wirkung. Dr. Reinhold Thiede von der Deutschen Rentenversicherung klärt auf:
Kretschmann: Menschen nehmen zu viele Leistungen des Staates in Anspruch
Kretschmann kritisierte, dass viele Bürgerinnen und Bürger zu viele Leistungen des Staates in Anspruch nehmen würden: "Schon bei Corona haben wir gemerkt, dass das Anspruchsdenken zu sehr in die Höhe geschossen ist", sagte er. "Das müssen wir wieder neu justieren." Kretschmann kritisierte auch die Gewerkschaften für ihre Forderungen nach weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich: Dies sei "unrealistisch".
Mit "Rente mit 63" ist die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren gemeint, weil zunächst Menschen mit Geburtsjahr vor 1953 so bereits mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen konnten. Im vergangenen Jahr lag die Altersgrenze laut Rentenversicherung bei 64 Jahren. Ab Geburtsjahrgang 1964 gibt es die abschlagsfreie Rente dann frühestens mit 65 Jahren.