Die Kommunen in BW, die in Schulen und Rathäusern kostenlos Tampons und Binden auslegen, ziehen eine positive Bilanz. Die Menstruationsprodukte würden verantwortungsvoll genutzt, sagte beispielsweise eine Sprecherin der Stadt Tübingen. Es gebe weder Vandalismus noch Missbrauch. Auch andere Städte im Land, die in Schulen und Rathäusern kostenlos Tampons und Binden auslegen, zeigen sich zufrieden. Ähnliche Aussagen kommen aus Karlsruhe, Heidelberg und Freiburg. Das Angebot richtet sich vor allem an junge Frauen, die wenig Geld zur Verfügung zu haben.
Ein verfrühtes Einsetzen der Periode oder starke Blutungen können Frauen in Bedrängnis bringen, wenn sie keine Hygieneartikel dabeihaben. Einige Kommunen stellen deshalb Menstruationsartikel für den Notfall bereit. Etliche Kommunen haben jetzt gute Erfahrungen mit der Abgabe von Binden und Tampons in öffentlichen Einrichtungen gemacht. "Die kostenlosen Menstruationsartikel werden verantwortungsvoll und bedarfsgerecht genutzt, das beobachten wir sowohl an den Schulen als auch in den öffentlichen Gebäuden und Toiletten", sagte eine Sprecherin der Stadt Tübingen der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Kostenlose Tampons und Binden in Schulen und öffentlichen Gebäuden
In der Universitätsstadt gibt es inzwischen 26 Binden- und Tamponspender in Schulen und öffentlichen Gebäuden, unter anderem im Rathaus und im Hölderlinturm. Der Service war der Stadt Tübingen bisher 10.000 Euro wert. Schülerinnen und Auszubildende sind auch in Karlsruhe Zielgruppe. Die Stadtverwaltung hat vom Schuljahr 2022/23 an zunächst einem Gymnasium und allen Jugendhäusern ein Jahr lang Menstruationsprodukte gratis zur Verfügung gestellt. Ein Stadtsprecher sagte: "Es läuft gut." Details sollen im November bekannt gegeben werden.
Auch in Freiburg liegen kostenlose Menstruationsprodukte an einer Schule, in einem Jugendtreff, im Innenstadtrathaus und in einer öffentlichen Toilette aus. Der Testlauf sei sehr positiv verlaufen, berichtete ein Rathaussprecher. Es habe auch hier keine nennenswerten Vandalismusschäden gegeben. Das Modell, für das 25.500 Euro veranschlagt gewesen seien, werde nach einem Jahr im Oktober evaluiert. Es spreche nichts dagegen, dass die Stadträte für eine Verlängerung stimmten, prognostizierte der Sprecher. Bislang seien 20 von mehr als 500 öffentlichen WC-Anlagen mit dem Angebot versehen.
In Heidelberg ist das Projekt "perioHDe" an vier Standorten - darunter eine Schule - sehr gut angenommen worden, teilte die Stadtverwaltung mit. Im Anschluss an die Ende August auslaufende Pilotphase soll die Gratisabgabe von Menstruationsprodukten auf alle weiterführenden Schulen und auf öffentliche städtische Gebäude ausgedehnt werden.
Kampagne soll das Thema Menstruation enttabuisieren
Eine umfangreiche Öffentlichkeitskampagne habe das Thema Menstruation sichtbar gemacht und zu dessen Enttabuisierung beigetragen, teilte das Freiburger Rathaus der dpa mit. Die Organisatoren der Angebote verweisen auf die hohen Kosten, die für Frauen im Laufe ihres Lebens infolge der Menstruation anfallen - Ausgaben, die Männer nicht haben.
Hohe Kosten für Menstruationsprodukte - die nicht alle bezahlen können
Die Angaben, wieviel Geld Frauen wegen ihrer Periode ausgeben müssen, schwanken zwischen 120 und 500 Euro jährlich. Durch die Corona-Pandemie hat sich das Problem der Versorgung mit Hygieneprodukten laut der Kinderhilfsorganisation Plan International Deutschland vielerorts noch verschärft: Lieferketten seien unterbrochen worden und die Preise für Binden und Tampons zum Teil stark gestiegen.
Die Stadt Heidelberg stellt auch in Deutschland sogenannte Perioden-Armut fest: Diese erschwere einkommensschwachen Frauen wegen der Kosten für Hygieneartikel eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. Ein Blick ins europäische Ausland zeigt beispielsweise in Schottland hinsichtlich Menstruationsprodukten andere Zustände: Hier wurde der kostenlose Zugang zu Tampons und Binden in allen Schulen und städtischen Einrichtungen gesetzlich verankert - als nach eigenen Angaben des Landes in Großbritannien erste nationale Regierung.
Gleichberechtigung von Frauen und Transgendermenschen
In Stuttgart hatte es Streit um die vom Gemeinderat beschlossenen Gratis-Tampons im Rathaus gegeben, speziell um Tamponspender für nicht binäre und Transgendermenschen auf Männertoiletten. Auf drei Stockwerken ist je eine Damen-, Herren- und eine Behindertentoilette mit Tamponspendern bestückt. "Sieben Bezirksratshäuser haben das gleiche Equipment bestellt", sagte ein Stadtsprecher. Die Aktion hatte den Unmut von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) erregt. Er erklärte öffentlich, den Gemeinderatsbeschluss nicht unterstützt zu haben. Es sei nicht Aufgabe der Stadtverwaltung, den Bürgern mit Steuergeldern kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung zu stellen. Später zeigte er sich gesprächsbereit.