Beim Neujahrsempfang der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Neuen Schloss am Freitag in Stuttgart hat Bischof Gebhard Fürst den sexuellen Missbrauch von Kindern und minderjährigen Jugendlichen durch Priester, Diakone und Ordensleute als "größte offen klaffende Wunde der katholischen Kirche" bezeichnet. Diese sei durch nichts wirklich wiedergutzumachen, sagte er laut einer Mitteilung der Diözese.
Fürst verweist auf Aufklärungsarbeit im Bistum Rottenburg-Stuttgart
Bischof Fürst schlug erneut vor, für kirchliche, gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen, die sich in der Prävention sexuellen Missbrauchs angemessen und kompetent verhalten, ein Zertifikat einzuführen. Er verwies darauf, dass in seiner Diözese seit zwei Jahrzehnten "mit größtem Nachdruck" sexueller Missbrauch aufgeklärt und versucht werde, solche Taten durch Präventionsmaßnahmen zu verhindern.
Hoffnung auf Synodalem Weg
Große Hoffnung setzt der 74-Jährige weiter auf den Synodalen Weg - der Versuch von Reformen in der katholischen Kirche. Fürst verwies auf einen "richtungsweisenden Text" zu Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, der von der Synodalversammlung verabschiedet worden sei. Dieser Text setze auf starke Veränderungen in den Machtstrukturen der katholischen Kirche und habe auf den Vorwurf reagiert, dass hierarchische Kirchenstrukturen sexuellen Missbrauch begünstigten oder erzeugten. Nun liege es an der Kirche in Deutschland, "dieses Manifest der Hoffnung auf Strukturreformen in unserer Kirche in Deutschland umzusetzen", so Fürst.
Zugleich betonte der Bischof, der Reformdialog zwischen Kirchenvertretern und Laien sei nicht gescheitert. "Sicherlich ist bisher nicht alles so verlaufen, wie es sich manche gewünscht haben. Aber von einem Scheitern kann keine Rede sein", sagte Fürst.
Vermutlich letzter Neujahrsempfang von Bischof Fürst
Fürst lud zum voraussichtlich letzten Mal als amtierender Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Neujahrsempfang. Da Fürst in diesem Jahr am 2. Dezember 75 Jahre alt wird, hat er angekündigt, dem Papst einige Monate vorher sein Rücktrittsgesuch zukommen zu lassen.