Dem Klinikum Mittelbaden geht es wirtschaftlich wie den meisten Kliniken im Land: Nicht besonders gut. Die medizinischen Anforderungen sind hoch – das Personal knapp.
Im Fall des Klinikums Mittelbaden kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Die Bausubstanz der Klinikgebäude ist marode – und: In etwa zehn Jahren steht der Umzug in ein neues Großklinikum bevor. Herausforderungen, die sich in der Jahresbilanz niederschlagen.
Klinikum Mittelbaden mit deutlichem Verlust in der Jahresbilanz
Das Klinikum Mittelbaden hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem Minus von rund 5,7 Millionen Euro abgeschlossen. Eine Million mehr als noch im Jahr davor. Trotz des dicken Minus ist der kaufmännische Geschäftsführer Daniel Herke aber zufrieden. Die Grundvoraussetzungen, so Herke, seien im Klinikum Mittelbaden zur Zeit eben schlecht.
Standorte Baden-Baden, Bühl und Rastatt sind sanierungsbedürftig
Dies sei den drei Klinik-Standorten Baden-Baden, Bühl und Rastatt geschuldet, die allesamt baulich in die Jahre gekommen seien. Vor allem unvermeidliche Dachsanierungen in Millionenhöhe hätten in der Bilanz kräftig zu Buche geschlagen. Hinzu kommt das Problem fehlender Fachkräfte im medizinischen Bereich.
In der Post-Corona-Zeit könnte das Klinikum theoretisch mehr leisten. Dafür, so der Geschäftsführer, gebe es aber nicht genügend Mitarbeiter, das schmälere die Einnahmen, die in der Bilanz nun fehlten. Der Betrieb laufe bei einer Auslastung von etwa 90 Prozent mit angezogener Handbremse.
Neubau des Zentralklinikums in Rastatt kommt in zehn Jahren
Auch wegen Brandschutzsanierung seien einige Stationen im Klinikum Mittelbaden zur Zeit geschlossen. Die Notfallversorgung allerdings laufe. Alle Beteiligten sehnen das Zentralklinikum als neuen und einzigen Standort für das Klinikum Mittelbaden herbei. Dort, so Herke, würden die Kosten überschaubarer sein, weil statt drei Standorten eben nur noch einer zu berücksichtigen sei.
Bis zum Umzug in etwa zehn Jahren werde nur noch das Notwendigste in die Gebäude investiert, so Geschäftsführer Herke weiter. Große Sorgen bereite dem Klinikum der Fachkräftemangel. Viele Betten, vor allem im Bereich der Pflegeeinrichtungen, blieben deswegen leer. Auch diese Einnahmen fehlten.
Calw geht mit Pilotprojekt Gesundheitscampus Richtung Zukunft
Im Kreis Calw ist man schon einen deutlichen Schritt weiter. Der neue Gesundheitscampus in Calw könnte ein Vorzeigeprojekt für die Krankenhauslandschaft werden. Das sagte heute Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)bei einem Besuch der Campus-Baustelle.
166 Betten, Notfallversorgung, Zentrum für Psychiatrie, dazu etliche Facharztpraxen: der künftige Gesundheitscampus in Calw soll stationäre und ambulante Versorgung enger verzahnen und für kurze Wege sorgen.
Patientenversorgung im Landkreis Calw soll gebündelt werden
Gemeinsam mit dem zweiten Standort der Kreiskliniken in Nagold werde es in Zukunft ein Komplettangebot geben, das sämtliche Leistungen vorhalte, sagte Lauterbach bei seiner Stippvisite auf der Baustelle. Für dieses Modell sei die geplante Gesundheitsreform sogar notwendig, weil die Häuser nicht mehr darauf angewiesen seien, immer voll belegt zu sein.
Campus soll medizinische Versorgung effizienter machen
Die Komplettversorgung unter einem Dach schaffe auch finanziell und personell mehr Luft, so der Gesundheitsminister. Der Kreis Calw investiert in den Gesundheitscampus rund 100 Millionen Euro. Die Eröffnung ist für Mitte kommenden Jahres geplant.