Einmal Lächeln bitte: Im Kulturraum Triangel am Kronenplatz in Karlsruhe wurde für die Wissenswoche ANYMOS ein riesiger weißer Bildschirm aufgebaut. Jeder der mag, kann hier Selfies machen. In nur wenigen Sekunden zaubert das Programm ein fremdes Gesicht auf das eigene. Zur Auswahl stehen zum Beispiel die Gesichter von Brad Pitt, Taylor Swift und vielen anderen Prominenten. Was wie ein witziger Partygag wirkt, ist in Wahrheit aber ein Computerprogramm, mit dem in Zukunft unsere Mobilität in Deutschland verbessert werden soll.
So funktioniert das Programm:
Bessere Mobilität trotz anonymer Daten
Im öffentlichen Raum könnten schon jetzt viele Daten erhoben werden, zum Beispiel durch Videoaufnahmen in öffentlichen Transportmitteln. Die Verwendung von Daten ist in Deutschland und der EU aber nicht so einfach. Denn mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wird der Umgang mit ihnen streng geregelt. "Wir wollen voneinander, miteinander lernen", erklärt Marlin Dürrschnabel, vom Projekt ANYMOS aus Karlsruhe.
Zusammen mit Marie Simon leitet sie das Karlsruher Wissenschaftsprojekt. In der Traumvorstellung von Marlin Dürrschnabel werden dann am Ende die Daten von allen Mobilitätsangeboten miteinander vernetzt und nutzbar gemacht, um zum Beispiel die individuell beste Route vorschlagen zu können.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ANYMOS entwickeln deswegen unter anderem mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) unterschiedlichen Methoden, Daten so stark wie möglich zu anonymisieren und dennoch möglichst viele Informationen für die Analyse von Bewegungsmustern zu behalten. Dabei haben sie unterschiedliche Bereiche der Mobilität wie zum Beispiel das autonome Fahren oder den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Blick.
Projekt ANYMOS arbeitet an Grundlagen der Mobilität
Das Projekt versuche, Unternehmen, Firmen und Organisationen zu ermöglichen, mit anonymisierten Daten zu arbeiten, so Marlin Dürrschnabel. Das im Kulturraum Triangel in Karlsruhe gezeigte Computerprogramm ist eines der vielen Lösungsansätze.
"Wenn ich heutzutage zum Beispiel KIs und (künstliche) neuronale Netzwerke trainiere, dann benutze ich häufig hochauflösende Bilder, die stark in die Privatsphäre gehen", erklärt einer der Entwickler des Programms Pascal Zwick. (Anm. der Redaktion: Künstliche neuronale Netzwerke sind dynamische Systeme, die aus einfach aufgebauten Einheiten, den Neuronen, bestehen.)
Es brauche aber genau diese hochauflösenden Bilder. Zum Beispiel, um beim autonomen Fahren die Blickrichtung der Personen nachzuvollziehen, damit man ablesen kann wohin Fußgänger schauen und in welche Richtung sie sich bewegen. "Klassische Algorithmen wie Blurren (Anm. der Redaktion: Unkenntlich machen von Bildbereichen) reichen da nicht aus, weil es die gesamten Features im Gesicht einfach herauslöscht", erklärt Pascal Zwick.
Wissenswoche ANYMOS in Karlsruhe hat vielfältiges Programm
Die Wissenswoche ANYMOS im Kulturraum Triangel geht von Dienstag (5.11.) bis Samstag (9.11.). Das Programm reicht von einer Late-Night-Show über Vorträge und Diskussionsrunden bis hin zu einem Kinoabend. Am Samstag gibt es verschiedene Mitmachstationen, zum Beispiel ein Ampelschaltungsspiel, bei dem Interessierte gegen die KI antreten und verschiedene Verkehrsteilnehmer mit Ampeln steuern können. Auch das Computerprogramm von Pascal Zwick kann am Samstag ausprobiert werden.