In der Ölmühle in Illingen wird das Walnussöl noch nach alter Sitte gepresst. Das Gebäude ist historisch und die Maschine könnte auch schon längst in einem Museum stehen. Sie stammt nämlich aus dem Jahr 1904.
Dem Ölmüller beim Arbeiten über die Schulter gucken
Wer bei Familie Krauth seine Walnüsse pressen lässt, der kommt natürlich wegen des Ambientes. Wo sonst darf man dem Ölmüller bei der Arbeit noch über die Schulter schauen, wie er die Walnusskerne in seine Presszylinder füllt. Henning und Heidelinde Hoyler zum Beispiel sind extra den weiten Weg von Ebersbach an der Filz bis nach Illingen im Enzkreis gefahren, um hier ihr Nusskerne abzuliefern. Ein Jahr im voraus haben sie ihren Termin gemacht und so alt sind auch ihre Nüsse. Die müssen nämlich ein Jahr lagern, damit sie für den Pressvorgang trocken genug sind.
SWR-Reporter Heiner Kunold war für die Landesschau Baden-Württemberg in der Ölmühle:
Das Pressen dauert eine Stunde, das Sammeln dagegen Tage
Dem kleinen Sack Nusskerne sieht man die mühevolle und zeitraubende Arbeit nicht an. Aber die Nüsse muss man erst mal sammeln. Das allein dauert schon Tage und dann kommt das Knacken der Nüsse. Und das ist hier reine Handarbeit. Einen mechanischen Nussknacker gibt es nämlich auch nach über hundert Jahren immer noch nicht. Die Presse funktioniert dagegen vollautomatisch.
Alte Ölpresse bringt immer noch 300 bar zustande
In einer Ölmühle ist der Druck groß. Zumindest der, mit dem gepresst wird. Eine halbe Stunde Presse bei niedrigerem Druck bis 150 bar. Danach noch eine halbe Stunde bei ganz hohem Druck - bis 300 bar. Die alte Maschine hat zwar schon 119 Jahre auf dem Buckel, aber das merkt man ihr gar nicht an.
Immer wieder Nüsse stapeln
Um die Nüsse zu pressen, werden sie gestapelt. Dazwischen kommen immer ein Stoffflies und eine Metallplatte. Dann wieder Nüsse und so weiter. Bis der Zylinder voll ist, hat der Ölmüller 14 Lagen Nüsse übereinander geschichtet. Ganz genau 13 Kilogramm. Die Metallplatten dazwischen sorgen dafür, dass sich beim Pressen der Druck optimal verteilt.
Historische Ölmühle arbeitet sanfter, als moderne Pressen
Das Ergebnis kann sich für das Ehepaar Hyler sehen und vor allem schmecken lassen: Zwar läuft die alte Presse unter extremen Druckverhältnissen, trotzdem ist sie sanfter als moderne Varianten. Durch die schonende Pressung ist das Walnussöl besonders mild. Es enthält keine Schwebstoffe und ist sehr aromatisch.
Aus 13 Kilo Nüssen werden 9 Liter Öl
Am Ende dürfen die Hoylers ihr ganz persönliches Walnussöl gleich wieder mit nach Hause nehmen. Aus 13 Kilogramm Nusskernen wurden fast neun Liter kaltgepresstes Walnussöl. Einen neuen Termin für die Nüsse aus diesem Jahr haben die beiden Nussliebhaber auch schon ausgemacht.