Ob langsame Mitarbeiter auf dem Amt, Berge an Formularen oder stempeln im Akkord: Mit einem selbstironischen Imagefilm spielt die Stadt Gaggenau (Landkreis Rastatt) mit Klischees im öffentlichen Dienst - und will damit neues Personal anlocken.
OB Pfeiffer: "Wir haben immer ein Defizit"
"Arbeiten im White House von Gaggenau" heißt der rund vierminütige Clip, der am Dienstagabend auf YouTube veröffentlicht wurde. Der Titel spielt auf das kastenförmige Rathaus der Stadt an. Dort hat vor gut eineinhalb Jahren Michael Pfeiffer das Büro des Oberbürgermeisters bezogen und ist mit dem Film jetzt so etwas wie der "Präsident des Weißen Hauses". "Das habe ich mir nicht träumen lassen, dass ich das Mal werde", lacht er über seinen plötzlichen "Karrieresprung".
Hier können Sie sich den Imagefilm der Stadt Gaggenau in voller Länge ansehen:
Der Film soll dem verstaubten Image der Stadtverwaltung auf die Sprünge helfen. "Beamte haben nicht unbedingt den allerbesten Ruf in Deutschland", erklärt Pfeiffer. "Rathäuser sind Behörden und Behörden werden eigentlich immer irgendwo als langsam, schwierig und kompliziert angesehen." 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der Stadt angestellt. Ein Defizit habe man immer, so Pfeiffer.
Hollywood-Feeling im Rathaus: Mitarbeiter als Schauspieler
"Der Fachkräftemangel macht natürlich auch vor uns, der Stadt Gaggenau, nicht Halt", macht es Personalentwicklerin Carolin Rödl noch etwas deutlicher. Sie war es auch, die das Skript zum Film geschrieben hat und Teil des fünfköpfigen Planungsteams war.
Über ein Jahr dauerte es von der Idee bis zum fertigen Film. Gedreht wurde dabei ohne einen einzigen professionellen Schauspieler – dafür mit über 100 Mitarbeitenden, Gemeinderäten, Verwandten und Freunden. Und alle nehmen sich ordentlich auf die Schippe.
Mehr Sichtbarkeit für Verwaltungsangestellte
Mit dabei war Philipp Springer. Er ist seit über elf Jahren als Gaggenauer City-Manager im Dienst. In einer Szene schwappt ihm, vor Freude schreiend, der komplette Kaffee aus der Tasse. "Ich habe natürlich intensiv geübt, die Kaffeetasse gut zu halten", scherzt er.
Er würde sich wünschen, dass das Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von außen mehr gesehen wird. "Vieles passiert ja im Hintergrund. Man hat ja oftmals nur mit der Verwaltung zu tun, wenns vielleicht auch mal um unangenehme Dinge geht."
Stadt Gaggenau will attraktive Arbeitgeberin sein
Mit dem Film will das Planungsteam um Carolin Rödl in die Köpfe der Menschen kommen. "Wir möchten, dass die Leute die Stadt Gaggenau als Arbeitgeberin wahrnehmen", sagt sie. Und vielleicht erinnert sich dann irgendwann jemand bei der Stellensuche an den Film zurück: "'Da war doch mal dieser Film mit dieser coolen Truppe, die so viel gelacht hat. Da möchte ich dazugehören.'"