Vor rund sieben Jahren hat sich im Nordschwarzwald ein Wolfsrüde angesiedelt. Er trägt den wissenschaftlichen Namen "GW852m". Seit ein paar Monaten finden Wildtierexperten Spuren eines zweiten Wolfsrüden. Er trägt die Bezeichnung "GW2672m". Ob er im Nordschwarzwald bleiben wird, ist aber noch unklar.
Der alte Wolf vom Kaltenbronn ist in die Jahre gekommen
Der alte Wolf vom Kaltenbronn ist dagegen schon in die Jahre gekommen, berichtete der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt, Martin Hauser, am Donnerstagnachmittag bei einer Infoveranstaltung zum Thema Wolf im Rastatter Landratsamt. Von "GW852m" erwarte man keine Überraschungen mehr, berichtete Hauser. Spannend sei aber, wie sich die Wolfspopulation weiter entwickle.
Wolfsrudel bis in drei Jahren auch im Nordschwarzwald erwartet
Kar-Heinz-Lieber, der Abteilungsleiter Umweltschutz im Stuttgarter Umweltministerium, geht davon aus, dass auch im Nordschwarzwald in absehbarer Zeit mit einem Wolfsrudel zu rechnen sei, wie es sich derzeit in der Nähe des Schluchsees in Südschwarzwald entwickelt. Ein genauer Zeitpunkt sei kaum zu benennen, so Lieber. Der Wolfsexperte nannte aber einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren.
Das Thema Herdenschutz entwickle sich aktuell ebenfalls weiter, berichtete der Wolfsexperte aus dem Umweltministerium. So habe es im Südschwarzwald vermehrt Angriffe von Wölfen auf Rinder gegeben. Dies sei eine neue Qualität, der man aktuell versuche, mit veränderten Herdenschutzmaßnahmen zu begegnen. Allerdings seien die Angriffe auf Rinder im Nordschwarzwald nicht zu erwarten. Sie seien bislang nur von einem einzelnen Tier bekannt, dass weiter im Süden lebe.
Landesregierung verspricht konsequente Bejagung von Problemwölfen
Schafzüchtern und Weideviehhaltern im Nordschwarzwald versprach der Abteilungsleiter aus dem Umweltministerium, die Landesregierung werde in Sachen Herdenschutz deutlich durchgreifen.
Nach dem im vergangenen Jahr veröffentlichen "Managementplan Wolf" der Landesregierung gibt es aktuell ein "Entnahmeteam" von zwei Spezialisten, die von der Landesregierung für den Abschuss von Problemwölfen engagiert wurden. Die beiden Berufsjäger kommen nicht aus Baden-Württemberg, hätten aber Erfahrung im Umgang mit Wölfen, hieß es. Aus Sicherheitsgründen werde ihre Identität nicht preis gegeben.
Bislang acht Millionen Euro für den Herdenschutz
Weidetierhalter erwarteten klare Maßnahmen von der Landesregierung. Man werde die Tierhalter nicht alleine lassen, betonte Lieber. Bislang habe die Landesregierung rund acht Millionen Euro für den Herdenschutz ausgegeben. Ein guter Teil sei in den Nordschwarzwald geflossen, nachdem dort der Wolf GW852m im Jahr 2018 im Enztal bei Nonnenmiß in nur einer Nacht 44 Schafe gerissen hatte.
In der Frage der Entschädigung zeige sich die Landesregierung flexibel. Man erwarte keine hundert Prozent, weil es auch sonst im Leben nie eine hundertprozentige Sicherheit gäbe, sagt Lieber dem SWR am Rande der Infoveranstaltung.
Für Herdenschutzzäune gibt es eine ganze Reihe von Empfehlungen, auch von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Eine Abnahme neu erstellter Zaunsysteme sei bislang aber nicht vorgesehen. Diese Anregung kam in Rastatt von betroffenen Tierhaltern. Sie wünschen sich einen Experten, der nach Installation beispielsweise eines Elektrozauns im Gelände eine Art Endkontrolle übernimmt. Aus Personalgründen sei dies derzeit nicht leistbar, betonte die Freiburger Behörde, die im Schwarzwald derzeit mit drei Herdenschutzberatern unterwegs ist.
Landschaftserhaltungsverband berät Weidetierhalter
Beratung und Begleitung von Weidetierhaltern übernimmt im Landkreis Rastatt auch der Landschaftserhaltungsverband. An ihn können sich beispielsweise auch Hobbytierhalter wenden, wenn es um Zuschüsse oder Fragen des empfohlenen Herdenschutzes und um dessen praktische Umsetzung geht.
Die Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbandes, Diana Fritz, verwies darauf, dass vor allem die Tierhalter einen enormen Mehraufwand durch den Herdenschutz hätten. So müssten Weidezäune nicht nur in schwierigstem Gelände aufgebaut werden. Sie müssten auch jeden Tag im Jahr neu kontrolliert werden. Dies sei ein kaum zu leistender Aufwand, vor allem für Hobbytierhalter, sagte Fritz.