Bundeszuschüsse liegen auf Eis

Nach Ampel-Aus: AWO Karlsruhe kann Stellen für Freiwilligendienste nicht besetzen

Stand
Autor/in
Susann Bühler
Ein Bild von Susann Bühler

Bei der Arbeiterwohlfahrt Karlsruhe (AWO) herrscht nach dem Ampel-Aus Verunsicherung. Weil Bundeszuschüsse fehlen, können für 2025 keine neuen Freiwilligen-Dienste besetzt werden.

"Wir sitzen auf heißen Kohlen." So beschreibt Firolevs Kaplaner, Bereichsleiterin für Bildung und Integration bei der AWO in Karlsruhe, die aktuelle Situation. Weil nach dem Ampel-Aus in Berlin auch der Bundeshaushalt auf Eis liegt, fehlen die nötigen Bundeszuschüsse für die Freiwilligendienste wie FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und BFD (Bundesfreiwilligendienst). Die Folge ist eine große Planungsunsicherheit, zum Beispiel für soziale Träger.

Ohne Bundeszuschüsse Verunsicherung bei sozialen Trägern

Aktuell habe sie zum Beispiel einen Bewerber für einen Freiwilligendienst im Bereich Ukraine-Hilfe, so Firolevs Kaplaner. Den könnte sie sofort einstellen, es sei aber nicht möglich, weil die Gelder eingefroren sind. Das bedeute für das ganze AWO-Team eine große Verunsicherung, weil niemand wisse, ob und wann ein BFDler kommt oder nicht.

Als gemeinnützige GmbH beschäftigt die AWO in Karlsruhe derzeit 70 junge Menschen in FSJ- und BFD-Diensten. Ein Projekt, bei dem Freiwillige im Einsatz sind, ist der Lerntreff "Zweite Chance" beim AWO-Jugendwerk in Durlach. Hier kümmern sich Paula Frey und Misa Ates während ihres Bundesfreiwilligendienstes darum, sogenannte Schulverweigerer zu begleiten und zu unterstützen.

Zielgruppe des Angebots sind Schüler und Schülerinnen aller Schularten im Raum Karlsruhe, die aus unterschiedlichen persönlichen oder familiären Gründen keine Regelschule mehr besuchen können.

Das freiwillige Jahr ist für mich eine wichtige Erfahrung, um in die Berufswelt reinzuschnuppern und mich zu orientieren.

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Die Bundesregierung will Gelder für Freiwilligen-Diensten 2025 um zwölf Prozent reduzieren. Soziale Einrichtungen wie das Kindersolbad in Bad Friedrichshall warnen vor Kürzungen.

Freiwilliges soziales Jahr im Lerntreff der AWO Karlsruhe besonders wertvoll

Rund 50 Jugendliche werden im Lerntreff der AWO betreut, wo sie den nötigen Rückhalt und die Motivation erhalten, mit dem Lernen weiterzumachen und am Ende erfolgreich einen Schulabschluss zu machen. Die 18-jährige Paula Frey ist froh, sich für einen Freiwilligendienst entschieden zu haben.

Auch die 19 Jahre alte Misa Ates wollte nach der Schule erst mal praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sammeln. Für sie ist das freiwillige Jahr eine wichtige Erfahrung. Wenn es das nicht mehr gäbe, würde vielen jungen Leuten nach der Schule eine wichtige Orientierungsphase fehlen, sind sich die Mitarbeiter der AWO sicher.

Im AWO-Lernprojekt "Die zweite Chance" kümmern sich Freiwillige um lernschwache Jugendliche
Im AWO-Lernprojekt "Die zweite Chance" kümmern sich Freiwillige um lernschwache Jugendliche

Ohne BFD und FSJ würden Kosten steigen

Für die Arbeiterwohlfahrt ist die Arbeit der BFD- und FSJ-Kräfte essenziell. Die Freiwilligendienstler helfen den Hauptamtlichen bei ihrer Arbeit. Wenn diese Stellen fehlen, weil die entsprechenden Bundesmittel gekürzt würden, wie es im Sommer 2024 angekündigt worden war, würde das ein großes Loch in die Planungen der AWO reißen.

Markus Barton, Geschäftsführer der AWO Karlsruhe, schaut wenig optimistisch in die Zukunft, was die Finanzierung von Freiwilligendiensten betrifft. "Falls es bei den angekündigten Mittelkürzungen von 40 Millionen Euro bleibt, müssten wir in Zukunft Stellen für Freiwilligendienste streichen und könnten weniger Stellen für Freiwillige anbieten."

Freiwillige leisten einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie.

AWO-Geschäftsführer Markus Barton sorgt sich um die Finanzierung der Freiwilligendienste
AWO-Geschäftsführer Markus Barton sorgt sich um die Finanzierung der Freiwilligendienste

AWO Karlsruhe: "Kürzungen bei Freiwilligendiensten wäre falsches Signal!"

Mit weniger Stellen für Freiwilligendienste müsste diese Arbeit von hauptamtlichen Sozialarbeitern übernommen werden, was eine Verteuerung zur Folge hätte. Dazu komme, dass die Freiwilligendienste auch einen großen Beitrag an bürgerschaftlichem Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisteten, so Markus Barton. Kürzungen in diesem Bereich wären ein fatales Signal, gerade in der aktuellen Zeit, in der die Gesellschaft von Polarisierung und Entsolidarisierung geprägt ist.

Als größter Arbeitgeber in Deutschland sei die Sozialwirtschaft auch in Zukunft auf ausreichende Finanzierung angewiesen. Dies sei kein Luxus, sondern eine Reaktion auf gesellschaftliche Notwendigkeiten, unterstreicht der AWO-Geschäftsführer.

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