Manche büffeln jahrelang im Jurastudium und stehen am Ende mit leeren Händen da, wenn sie durchs erste Staatsexamen fallen. Das soll sich in Baden-Württemberg ändern. Heute gilt: Wer das Staatsexamen nicht besteht, der hat auch keinen Studienabschluss und fällt aufs Abitur zurück. Immerhin: Laut Verordnung des Justizministeriums kann die Prüfung einmalig wiederholt werden.
Nach dem Willen von Grünen und CDU sollen Jura-Studierende in BW künftig einen Bachelorabschluss erwerben können. Auf Antrag der Regierungsfraktionen soll das Landeshochschulgesetz entsprechend geändert werden, damit Universitäten den Bachelor einführen können. Die neuen Regeln werden heute im Landtag beraten - sie sollen zunächst in Konstanz umgesetzt werden. Auch andere Bundesländer wie Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland planen bereits ein solches Angebot.
Jura-Bachelor soll "neue Perspektiven" ermöglichen
Nach den Plänen der Regierungsfraktionen sind Jura-Studierende künftig parallel zu ihrem Staatsexamen-Studiengang in einen inhaltlich fast deckungsgleichen Bachelor-Studiengang Rechtswissenschaften eingeschrieben. Sofern sie die Leistungen erreicht haben, die dieser Bachelor umfasst, erhalten sie den Bachelor-Abschluss Rechtswissenschaften.
Aus Sicht der Grünen wäre die Neuregelung eine Art Auffanglösung. "Wir beenden die Ungerechtigkeit, dass Studierende trotz jahrelanger Leistungen ohne Abschluss dastehen", sagt der Sprecher für Wissenschafts- und Hochschulpolitik der Grünen, Michael Joukov. "Unser Jura-Bachelor würdigt erbrachte Leistungen und öffnet neue Perspektiven."
Alternative zum Staatsexamen
In Baden-Württemberg haben im Jahr 2021 insgesamt 392 Studierende das erste Staatsexamen nicht bestanden, 73 von ihnen endgültig. Mit einem rechtswissenschaftlichen Bachelorabschluss hätten sie zwar auch keinen Zugang etwa für eine Stelle als Richter oder Staatsanwalt, sie könnten damit aber ein Masterstudium in einem anderen Fach oder einen alternativen Berufsweg anschließen. Mit dem Bachelor wäre es zudem möglich, beispielsweise in Rechtsabteilungen von Industrie-Unternehmen, in Kanzleien oder in Behörden zu arbeiten.