Laut der Krankenkasse Barmer sind in Baden-Württemberg zu wenige Kinder und Jugendliche vollständig gegen HPV geimpft. Humanen Papillomviren (HPV) können laut dem Robert Koch-Institut (RKI) Krebs auslösen. Eine Impfung schütze zu fast 100 Prozent vor einer Infektion mit den HPV-Typen, die in den Impfstoffen enthalten sind.
Krankenkasse: Unwissenheit verhindern HPV-Impfung
Dem Barmer-Arzneimittelreport zufolge wurde im Jahr 2022 in BW nur etwas mehr als die Hälfte aller Mädchen bis 17 Jahre vollständig gegen HPV geimpft. 44,7 Prozent seien gar nicht oder nur unvollständig gegen das Virus geimpft, so die Krankenkasse. Damit liegt BW auf Platz 3 der schlechtesten Impfquoten in Deutschland - nach Bayern und Bremen.
Laut dem Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, Winfried Plötze, sei das Virus eine "tickende Zeitbombe". Denn zwischen Infektion und der Entstehung von Tumoren lägen oft Jahre, sagt Plötze. Durch eine Impfung könnten diese "Zeitbomben" rechtzeitig entschärft werden. In Baden-Württemberg seien die Impfquoten seit der Pandemie weiter eingebrochen. Plötze befürchtet, dass sich der Trend fortsetze. "Ich appelliere an alle Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen. Und auch junge Menschen, die noch nicht geschützt sind, sollten die HPV-Impfung nachholen. Denn sie kann Leben retten. Und sie ist sicher", sagt Winfried Plötze.
Laut der Krankenkasse sei ein Grund für die niedrige Impfquote das fehlende Wissen über die Risiken einer Infektion. Außerdem seien viele nicht über die Möglichkeiten der HPV-Impfung informiert. Es fehle zudem ein festes Impfdatum. "Statt die Impfung im Zeitkorridor von 9 bis 14 Jahren zu empfehlen, wäre es besser, einen konkreten Zeitpunkt wie eine bestimmte U-Untersuchung zu benennen. Dann schiebt man die Impfung nicht vor sich her", so der Landesgeschäftsführer.
Medizin und Gesundheit Welt-HPV-Tag: Trotz hoher Wirksamkeit rückläufige Impfungen gegen Krebs
Das Humane Papilloma Virus kann Krebs auslösen. Eine Impfung bietet einen einfachen und zuverlässigen Schutz. Trotzdem sind in Deutschland noch zu wenig Mädchen und Jungen geimpft.
Sehr niedrige HPV-Impfquote bei Jungen
Für Jungen und junge Männer wird die Impfung erst seit 2018 empfohlen. Deshalb sei die Impfquote bei den Jungen deutlich niedriger als bei den Mädchen. Laut den Angaben der Barmer Krankenkasse waren 2022 nur knapp 19 Prozent der Jungen in Baden-Württemberg vollständig gegen HPV geimpft. Mehr als 70 Prozent hatten überhaupt keinen Impfschutz.
HPV werden durch sexuelle Kontakte übertragen. Die meisten Menschen infizieren sich einmal in ihrem Leben. Meistens verlaufen die Infektionen ohne Symptome, in einzelnen Fällen können sie allerdings Krebs auslösen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deshalb eine Impfung für Mädchen seit 2007 und für Jungen seit 2018. Die Impfung sollte vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen.
Barmer: Weniger Frauen erkranken wegen HPV-Impfung an Gebärmutterhalskrebs
Der aktuelle Arzneimittelreport der Barmer zeige, dass eine Impfung wirkte, teilt die Krankenkasse mit. 2011 erkrankten demnach 2,3 von 100.000 Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Im Jahr 2022 sei die Rate auf 0,7 Erkrankte gesunken. Bei den 30-jährigen bis 39-jährigen Frauen hingegen erkrankten der Studie zufolge 12 von 100.000 Frauen im Jahr 2022 an Gebärmutterhalskrebs, weil sie im Kindesalter noch nicht geimpft wurden.
Laut RKI erkranken in Deutschland pro Jahr mehr als 6.000 Frauen und rund 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Bei Männern kann das etwa Krebs im Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereich sein. Die Impfung kann im großen Umfang davor schützen.