In Rheinland-Pfalz werden Kinder und Jugendliche zu selten gegen das HP-Virus geimpft, obwohl die Impfung gegen verschiedene Krebserkrankungen schützt. In ihrem Arzneimittelreport 2024 kommt die Barmer Krankenkasse zu folgendem Ergebnis: 2022 war jedes dritte Mädchen nicht vollständig gegen HPV geimpft, trotz der Gefahr, als Erwachsene an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Von 2021 auf 2022 hat die Impfbereitschaft in Rheinland-Pfalz drastisch nachgelassen. Bei den Mädchen sank die Zahl der Impfungen um 20 Prozent und bei Jungen sogar um 25 Prozent im Jahresvergleich.
Wenig Impfungen aufgrund von Unwissenheit und Angst
Als Gründe für die niedrigen Impfquoten führt die Barmer drei Punkte an: Zum einen würden Eltern und Jugendlichen nicht gut genug über HPV informiert, zum anderen gäbe es auch die unbegründete Angst vor Nebenwirkungen. Eine weitere Ursache dürfte der Krankenkasse zufolge sein, dass es keine festen Termine für eine HPV-Impfung gibt. Sinnvoll wäre eine neue U10-Vorsorgeuntersuchung, bei der eine HPV-Aufklärung ein wichtiger Teil sein könne, so die Barmer.
- Wie gefährlich sind HP-Viren?
- Wie werden HPV übertragen - nur beim Geschlechtsverkehr?
- Schützen Kondome vor HPV-Infektion?
- Warum sollte man sich gegen HPV impfen lassen?
- Wer sollte sich impfen lassen - auch Jungen?
- Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine HPV-Impfung?
- Können auch Erwachsene sich impfen lassen?
- Wie wirksam sind die HPV-Impfungen?
- Sind Folgeschäden durch die HPV-Impfung bekannt?
Wie gefährlich sind HP-Viren?
Humane Papillomviren umfassen mehr als 200 verschiedene HPV-Typen. Die Viren können Krebsvorstufen, Krebs sowie Genitalwarzen verursachen. Mindestens 14 HPV-Typen können Krebs auslösen. Bei Frauen dominiert das Gebärmutterhalskarzinom. Diese Krebsart wird fast ausschließlich durch HPV verursacht, wie das Robert Koch-Institut feststellt. Etwa 10 Prozent der HPV-Infektionen in der Gebärmutter führen zu Krebsvorstufen. In etwa der Hälfte der Fälle kann sich innerhalb von 10 bis 30 Jahren ein Gebärmutterhalskrebs entwickeln.
Wie werden HPV übertragen?
Humane Papillomaviren dringen über Mikroverletzungen der Haut oder Schleimhaut in den Körper ein. Meistens stecken Menschen sich beim Geschlechtsverkehr an. Aber auch beim Genitalpetting oder anderen Sexpraktiken, wo Körper sehr eng in Kontakt kommen, ist eine Übertragung des HPV möglich. In seltenen Fällen können HPV auch während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden.
Schützen Kondome vor einer HPV-Infektion?
Kondome schützen nicht vor einer HPV-Infektion. Bestimmte HPV-Typen kommen außer auf den Schleimhäuten auch auf der Haut im Genital- und Analbereich vor. Daher kann es auch zu einer Übertragung durch sehr engen Körperkontakt kommen - also auch ohne Geschlechtsverkehr.
Warum sollte man sich gegen HPV impfen lassen?
In Deutschland erkranken nach Angaben des RKI jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an Krebstumoren, die durch HPV-Infektionen ausgelöst wurden. Die Karzinome treten im Gebärmutterhals, der Vagina, Vulva aber auch am Penis oder Anus auf. Die größte Gefahr besteht aber für Frauen, durch eine Infektion Gebärmutterhalskrebs zu bekommen. Pro Jahr sterben bundesweit bis zu 1.600 Frauen daran.
Bei zehntausenden jungen Frauen muss nach Angaben des RKI eine Krebsvorstufe im Gebärmutterhals entfernt werden. Studien zeigen, dass Frauen danach ein höheres Risiko für Frühgeburten haben.
Wer sollte sich impfen lassen?
Viele Eltern denken, nur ihre Töchter müssten vor einer HPV-Infektion geschützt werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät seit 2018 aber dazu, auch Jungen impfen zu lassen. Empfohlen ist die HPV-Impfung ab dem Alter von 9 Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum 17. Lebensjahr nachzuholen.
Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine HPV-Impfung?
HP-Viren können ein Leben lang im Körper eines Menschen überdauern - auch ohne eine Erkrankung auszulösen. Daher sollte möglichst vor dem ersten sexuellen Kontakt geimpft werden. Mit sexuellen Kontakten ist aber nicht nur Geschlechtsverkehr gemeint.
Können auch Erwachsene sich impfen lassen?
Der HPV-Impfstoff ist nur dann wirklich wirksam, wenn sich HP-Viren nicht schon dauerhaft im Körper angesiedelt haben. Nach den ersten sexuellen Kontakten kommt es sehr schnell zu HPV-Infektionen. Studien zufolge infizieren etwa 40 Prozent der Frauen sich in den ersten 1-2 Jahren.
Die Wirksamkeit einer Impfung als Erwachsener hängt davon ab, wie viele Sexualpartner jemand hatte und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er oder sie sich mit verschiedensten HPV-Typen infiziert hat. Es kann also sein, dass bestimmte Virentypen nicht im Körper sind und der Impfstoff noch wirken kann. Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung aber für junge Menschen.
Wie wirksam sind die HPV-Impfungen?
Eine schwedische Studie von 2020 mit mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen (Alter 10-30 Jahre) hat gezeigt, dass Frauen, die vor ihrem 17. Lebensjahr geimpft wurden, ein um 88 Prozent geringeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen. Auch in einer britischen Studie von 2021 unter Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren gab es bei Geimpften signifikant weniger Fälle von Gebärmutterhalskrebs als bei bei Ungeimpften.
Und es zeigte sich auch, dass der Impfschutz umso größer war, je jünger die Mädchen bei der Impfung waren. Während bei den 12-13-jährigen Mädchen das Risiko um 87 Prozent gesenkt wurde, waren es bei den Mädchen mit einer Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch 34 Prozent.
Sind Folgeschäden durch die HPV-Impfung bekannt?
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Sicherheit der Impfstoffe zuständig ist, sammelt seit 2007 systematisch Daten zu unerwünschten Wirkungen nach einer HPV-Impfung. Demnach wurden bisher keine schweren unerwünschten Wirkungen aufgrund der Impfung gemeldet.
Sehr häufig kommt es dazu, dass die Einstichstelle anschwillt, gerötet ist und wehtut. Vermehrt wurde den Daten zufolge über Kreislaufbeschwerden berichtet, wie Schwindel oder "Schwarz-Werden-Vor-Den-Augen". Diese Reaktionen gebe es aber auch bei anderen Impfungen bei Jugendlichen und vergingen nach kurzer Zeit wieder.
Quelle: Robert Koch-Institut und Paul Ehrlich-Institut