Sommer, Sonne und Temperaturen jenseits der 30 Grad bedeuten mehr Stress für die Rettungsdienste in Baden-Württemberg. Einfach einen Gang herunterschalten ist in so einem Beruf jedoch keine Option. Die Einsatzkräfte müssen schnell sein und werden - gerade wegen der Hitze - noch häufiger gerufen. Denn hohe Temperaturen führen vor allem bei älteren oder vorerkrankten Menschen immer wieder zu Notfällen. Damit die Hilfe nicht auf der Strecke bleibt, müssen Notfallsanitäterinnen und -sanitäter an solchen Tagen besonders auf sich selbst achten. Das ist nicht immer einfach, sagen auch die Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Heilbronn.
Kaum Schutz vor Hitze auf der Straße
An besonders heißen Tagen ist ein Zimmer in der DRK-Wache in Heilbronn besonders beliebt: der klimatisierte Aufenthaltsraum. Dort kühlt sich auch Stefan Diether während seines Dienstes etwas ab, sobald es die Einsatzlage erlaubt. Er ist seit fast vier Jahren Notfallsanitäter beim DRK. Zusätzlich bildet er als Praxisanleiter den Nachwuchs aus.
Unfall - jetzt muss alles schnell gehen
Bei rund 30 Grad im Schatten an diesem Tag ist auch Stefan Diether schnell durchgeschwitzt. Schon zu Dienstbeginn um 14 Uhr ist klar, dass es ein anstrengender Tag wird - vor allem, wenn viele Einsätze kommen. Viel Zeit darüber nachzudenken, bleibt Diether aber nicht: Gleich die erste Alarmierung an diesem Nachmittag ist ein Autounfall bei Erlenbach (Kreis Heilbronn). Eine Frau ist an einer Kreuzung mit ihrem Kleinwagen in ein stehendes Fahrzeug gekracht. Die Motorhaube ist fast komplett eingedrückt, überall liegen Splitter auf der Fahrbahn. Diether verschafft sich schnell einen Überblick und kümmert sich dann routiniert um die Frau. Währenddessen drängeln sich Autofahrerinnen und Autofahrer am Rettungswagen vorbei, bis die Polizei hinzukommt und den Verkehr regelt. Die Verletzte wird ins Krankenhaus gebracht, sie hatte wohl Glück im Unglück.
Dicke Schutzkleidung: Anstrengende Einsätze in der prallen Sonne
Für Diether war das nur einer von vielen wöchentlichen Einsätzen auf der Straße. Bei Hitze ist sowas nochmal deutlich anstrengender, erzählt er. Der Schweiß steht ihm nicht nur auf der Stirn: "Wenn wir eine Patientin aus einem Fahrzeug retten müssen, stehen wir oft in der prallen Sonne und tragen schwere Schutzkleidung". Manchmal muss er auch beim Patienten oder der Patientin im Auto sein, dann wird es besonders heiß. Trotzdem ist dicke Schutzkleidung alternativlos. Verletzungen im Dienst wären viel schlimmer als ein nasses Hemd.
Älteren Menschen schadet Hitze oft mehr
An besonders heißen Tagen fahren Diether und seine Kollegen zwar häufiger zu "Hitzeopfern", besondere Vorbereitungen brauche es dafür aber nicht. Die Standardausrüstung ist für jeden Fall und jeden Tag ausgelegt, lediglich im Winter packt er auch mal ein paar Decken mehr ein.
Eine kleine Veränderung gibt es an heißen Tagen aber schon: Hitzebedingt brauchen ältere Menschen häufiger Hilfe. Menschen mit Kreislauf-, Herz-, Lungen- oder Bluthochdruckproblemen sind anfälliger bei dem Wetter. "Viele trinken leider auch zu wenig, dann führt das auch zu ganz klassischen Kreislaufkollapsen", so Diether. Er macht den Betroffenen dann aber keinen Vorwurf. Wenn Menschen Hilfe brauchen, hilft er. Und damit der eigene Kreislauf nicht schlapp macht, achten alle Retterinnen und Retter an diesen Tagen besonders auf ihre Trinkflaschen, die immer dabei sind.
Kein Ausweg: Arbeit bei Hitze ist besonders stressig
Sobald der Alarm eingeht, müssen die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter bereit sein. In weniger als einer Minute sollen sie im Fahrzeug sitzen und losfahren. Das Stresslevel ist entsprechend hoch. Das heiße Wetter ist eine zusätzliche Anstrengung für den Körper. Aber bei hohen Temperaturen versagt eher die Technik als die Mitarbeitenden, meint Markus Stahl, Rettungsdienstleiter beim DRK in Heilbronn am Gesundbrunnen. Bei großer Hitze können schon einmal die Klimaanlagen in den Fahrzeugen ins Straucheln kommen. Aber: "Unsere Mitarbeiter sind standhaft."