Zu Ostern sind die Kirchen immer gut gefüllt, berichtet Pfarrer Michael Donnerbauer von der Sankt Franziskus Kirchengemeinde in Lauffen am Neckar (Kreis Heilbronn). Natürlich dann auch mit Leuten, die man sonst vielleicht nur noch zu Weihnachten sieht. Aber da denke er sich: Gut, dass die Leute da waren. Gut, dass sie was mitnehmen konnten für ihr eigenes Leben und die Herausforderungen.
Die vollen Kirchen zu den Feiertagen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gemeinde kleiner wird. 2022 sind die Kirchenaustritte in seiner Gemeinde extrem hoch gewesen, sagt Donnerbauer. So etwas habe er noch nie erlebt. Im Jahr darauf ebbte die Welle an Austritten zwar ab. Aber insgesamt sei man eben doch noch auf einem sehr hohen Niveau.
Nur wenige nennen den Grund für den Austritt
Warum die Leute austreten, das ist für ihn häufig nur schwer nachzuvollziehen. Zwar werden die Menschen angeschrieben und nach den Gründen gefragt, aber 95 Prozent äußern sich nicht, schätzt Donnerbauer. Kommt dann doch eine seltene Antwort, geht es um die Missbrauchsvorwürfe in der Kirche oder bestimmte Reformen. Oder ganz profan um die Kirchensteuer.
Bei der Kirchensteuer gibt Donnerbauer dann zu bedenken, dass damit ja auch beispielsweise Kindergärten finanziert werden. Gäbe es die nicht, müsste wiederum die Gemeinde dafür aufkommen. So hätte also die ganze Gesellschaft was davon. Kommt er mit jemandem ins Gespräch über einen Kirchenaustritt, versucht Donnerbauer zu vermitteln, dass die Kirche eine positive Botschaft in die Welt trage. Er sieht die Kirchengemeinde als Chance, den Glauben gemeinsam zu leben und sich im Christentum gegenseitig zu stützen und zu stärken.
Manchmal fruchten aber auch ganz weltliche Argumente: Zum Beispiel, wenn den Leuten klar wird, dass nach dem Austritt keine kirchliche Trauung oder Beerdigung mehr möglich ist. Die Wahlmöglichkeit beim Kirchengemeinderat ist auch weg. Und für viele ein wichtiges Argument: Taufpatin oder Taufpate wird man dann auch nicht mehr. Da gebe es dann doch einige, die direkt wieder in die Kirche eintreten, erzählt Donnerbauer.
Ehrenamtliche packen gezielter an
Bei der Zahl der Ehrenamtlichen sei man ganz gut aufgestellt, berichtet Donnerbauer. Klar, letztlich müsse man um ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kämpfen, wie jeder Verein oder Verband auch. Dass die Leute von alleine kommen, sei eben kein Automatismus mehr. Er freue sich aber, dass beispielsweise auch immer wieder junge Familien nachkommen, die sich engagieren wollen.
Einen Unterschied gebe es aber bei der Arbeit: In der älteren Generation würden die Ehrenamtlichen überall in der Gemeinde mit anpacken und helfen. Bei den Jüngeren dagegen sei die Hilfe mehr themenbezogen, wie es Donnerbauer nennt: Da wird dann zum Beispiel gezielt nur beim Kinderkreuzweg am Karfreitag geholfen. Aber auch darüber sei er sehr froh - denn die Leute könnten an dem Tag ja auch was anderes machen.
Für ihn selbst ist Ostern die wichtigste Woche des ganzen Jahres, sagt Donnerbauer. Denn die Auferstehung bilde schließlich das Fundament des ganzen christlichen Glaubens.