Sie hat am Donnerstag für Aufsehen gesorgt: In Hannover wurde eine Studie über Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche vorgestellt. Auch in Heilbronn ist das Entsetzen groß. Prälat Ralf Albrecht von der evangelischen Kirchengemeinde Heilbronn ist betroffen, wie er dem SWR im Interview sagte. Mehr als 2.000 Menschen sollen betroffen sein, es gibt mehr als 3.500 Beschuldigte.
"Jeder einzelne ist einer zu viel"
Die Kirche soll aber nicht einfach nur auf die Zahlen schauen, es geht um jeden einzelnen Menschen, so Albrecht. "Jeder einzelne ist einer zu viel." Und dem müsse die Kirche nachgehen. Daher hat die Evangelische Kirchengemeinde Deutschlands (EKD) die Studie 2020 initiiert. Die Untersuchung von unabhängigen Forschenden spricht allerdings nur von der "Spitze des Eisbergs". Eine Verteidigungshaltung ist angesichts dieser Tatsache nicht der richtige Weg, sagte der Prälat.
Prävention, Gewaltschutzkonzepte, Schulungen
Für die Kirche sei es ein schwarzer Tag - aber auch ein wichtiger und gleichzeitig eine Verantwortung und ein Auftrag. Die Studie gebe der Kirche Aufgaben. Diese müssen ernst genommen werden, sagt Albrecht. Unter anderem müsste jetzt die Vergangenheit aufgearbeitet werden. Weiter müsse noch stärker Prävention betrieben werden, Gewaltschutzkonzepte, Schulungen und die Verfolgung der Täter seien weiterhin mit die wichtigsten Aufgaben. Zudem muss auch die evangelische Kirche sich immer wieder ihrer Grundprobleme bewusst werden und diese angehen, so Albrecht: "So dass Menschen, die anderen solches Leid antun, sich nicht bei uns in irgendeiner Weise einnisten und abtauchen können."
Aufarbeitung sexueller Gewalt Studie: Mehr als 2.000 Betroffene von sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche
In Hannover wurde am Donnerstag eine Studie über Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche vorgestellt. Ein Betroffener aus BW erwartet ein "Beben".
Ein unabhängiges Forscherteam veröffentlichte am Donnerstag die Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche. Es ist die erste bundesweite Studie dieser Art. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) fördert die Studie mit 3,6 Millionen Euro.