Seit 20 Jahren betreut Gabriele Krämer die Igel-Connection in Schwaigern (Kreis Heilbronn), eine Auffangstation für gerettete Igel. Jetzt denkt sie immer häufiger ans Aufgeben. Der Grund: Sie findet keine ehrenamtlichen Helfer mehr. Allein kann sie die Arbeit kaum mehr stemmen.
Zwei Schultern für hunderte Igel pro Jahr
Von Anfang September bis Dezember ist Hochsaison für die Igel-Connection in Schwaigern. Dann werden besonders viele schwache Jungtiere und verletzte Igel gefunden, denen es über den Winter zu helfen gilt. Noch kann Krämer die Arbeit schultern, dem warmen Oktober sei Dank. Aktuell hat sie rund 20 Igel zur Pflege bei sich. Ist die Station voll, sind es auch mal über 30.
Jeden Abend, nach einer Zehn-Stunden-Schicht in ihrer Podologie-Praxis, fährt Gabriele Krämer zur Igelstation. Dort päppelt sie seit nunmehr 20 Jahren schwache Jungtiere auf, versorgt verletzte Igel und wiegt die Kleinen in den Winterschlaf. Zehn Helferinnen und Helfer stehen ihr dabei zur Seite. Denn die Station macht jede Menge Arbeit. Futter muss gekauft, die Boxen müssen gesäubert, die Igel versorgt werden.
Oft steht Krämer bis nach Mitternacht in der Station, auch an den Wochenenden. Krank werden darf sie nicht – sonst ist niemand mehr für die Tiere da. Händeringend sucht Krämer zusätzliche Helfer, vor allem eine zweite medizinische Kraft, die sie mal ablösen könnte. Doch es findet sich niemand.
Die anderen Auffangstationen in der Region Heilbronn-Franken haben längst aufgegeben. Auch die Tierheime stehen an der Überlastungsgrenze.
Stacheln schützen nicht vor "modernen" Gefahren
Igel stehen in Deutschland unter Naturschutz, ihr Bestand ist gefährdet. Das liegt vor allem an Autos und Mährobotern – den beiden größten Gefahren für die Tierchen, meint Krämer.
Aber auch Schneckenkorn ist ein Problem und fehlender Lebensraum. Helfen kann man den Tieren schon mit einer unordentlichen Ecke im Garten, in der keine Schädlingsmittel zum Einsatz kommen, so Krämer. Wer einen Igel findet, der verletzt ist oder schwach erscheint, soll das Tier erst einmal wiegen.
Auf Krämers Station bekommen die geretteten Igel dann erst einmal eine Karteikarte und werden so lange aufgepäppelt, bis sie mindestens 450 Gramm auf die Wage bringen. Solange es noch so warm ist wie im Moment, kommen die Igel dann wieder in die Freiheit. Wird es kälter, bekommen sie ein Plätzchen im Warmen für den Winterschlaf.
Einzige Voraussetzung: Tierliebe
Auch fürs Überwintern und Großziehen von Igeln sucht Krämer immer Unterstützung. Das gehe bequem von Zuhause aus, mehr als Zeit, Futter und eine Kiste brauche es nicht. Am meisten wünscht sich die Igelretterin aber eine medizinische Kraft an ihrer Seite, mit der sie sich die Betreuung der Station teilen kann.
Gabriele Krämer ist selbst unverhofft zu ihrem Amt gekommen. Als sie vor 20 Jahren einen verletzten Igel auf die Station brachte, bat sie die damalige Leiterin wegen ihrer medizinischen Ausbildung um Aushilfe am Wochenende. Kaum hatte Krämer zugesagt, verabschiedete sich die Frau aus dem Ehrenamt und überließ der verdutzten Nachfolgerin die Station. Wegen ihrer Tierliebe blieb sie.
Jetzt ist die Igelretterin 69 Jahre alt, hat zwei Schlaganfälle hinter sich und steht immer noch allein da. Wenn sie keine Nachfolger findet, wird sie die Station schließen müssen.