Immer mehr Apotheken in Baden-Württemberg schließen. Laut der Landesapothekerkammer gab es im ersten Halbjahr 2024 einen Rückgang von 41 Betriebsstätten: Auf 44 Schließungen kamen nur drei Neueröffnungen. Schon im vergangenen Jahr gab es einen Negativrekordwert mit 88 geschlossenen Apotheken, doch der könnte jetzt gebrochen werden. Für den Bad Rappenauer (Kreis Heilbronn) Apotheker und Vizepräsidenten des Landesapothekerverbandes, Rouven Steeb, liegt der Hauptgrund in der Apothekenvergütung. Die wurde zuletzt 2013 um drei Prozent erhöht. Seitdem sind die Inflation und die Kosten der Apothekenbetriebe massiv angestiegen.
Apotheker können Preis nicht frei bestimmen
Laut Steeb würde die Vergütung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei den meisten Apotheken rund 80 bis 85 Prozent des Umsatzes ausmachen. Der Fixzuschlag für Apotheken liegt seit 2013 pro abgegebener Packung eines verschreibungspflichtigen Fertigarzneimittels bei 8,35 Euro. Viele Apotheken würden dadurch immer mehr in wirtschaftliche Not kommen. So gab es laut dem Statistischen Landesamt im Jahr 2013 196 Apotheken in der Region-Heilbronn-Franken. Zehn Jahre später sind es nur noch 173 Apotheken, also fast zwölf Prozent weniger. Immerhin sind in den Kreisen Main-Tauber und Hohenlohe die Zahlen in den vergangenen Jahren fast unverändert geblieben.
Apothekenreform wird kritisch gesehen
Zum Jahreswechsel strebt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Reform der Apotheken an. Demnach müssen künftig in Apotheken nicht immer auch Apothekerinnen oder Apotheker vor Ort sein. So will er den Apothekenmangel in vielen Region bekämpfen. Der Landesapothekerverband und weitere Organisationen kritisieren die Pläne. Rouven Steeb sagt, das sind dann nur noch irgendwelche Abgabestellen, die er gar nicht mehr Apotheke nennen möchte.
Statt einer Reform der Organisation benötigt es eher Honoraranpassungen, so Steeb. Der Gesetzesentwurf soll im August durch das Bundeskabinett beschlossen werden.