Wärme aus der Tiefe

Grüne in BW wollen auf Geothermie setzen - Opposition warnt vor Gebäudeschäden

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Die Grünen halten Geothermie für zukunftsweisend und machen Druck beim Ausbau. In Baden-Württemberg hat sie keinen guten Ruf - auch wegen einer Bohrung vor 16 Jahren.

Die Grünen in Baden-Württemberg wollen den Ausbau von Geothermie vorantreiben. Dabei sind die Bohrungen in der Tiefe auch in Baden-Württemberg nicht gerade beliebt: Die Schäden in Staufen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) sorgen noch immer für Schlagzeilen. Dort heben sich Teile der Altstadt nach einer missglückten Geothermiebohrung im Jahr 2007 an. Noch immer kommt es zu Rissbildungen.

Staufen im Breisgau

Geothermiebohrung vor 15 Jahren Rissbildung nicht gestoppt: Weitere Schäden in Staufens Altstadt

15 Jahre nach der missglückten Geothermiebohrung in der Altstadt Staufens sorgt Rissbildung immer noch für Schäden an Gebäuden.

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Grüne: Geothermie liefert verlässlich klimaneutrale Wärme

Die Grünen wollen die Geothermie nun aus ihrem Schattendasein führen: "Wir wollen Baden-Württemberg zu einem Tiefengeothermie-Land machen", heißt es dazu in einem Positionspapier, auf das sich die Grünen verständigt haben. Aus Sicht der Regierungspartei sollte das Land auch Flächen in Wasserschutzgebieten nicht prinzipiell ausschließen.

Die Tiefengeothermie könne verlässlich klimaneutrale Wärme liefern und damit die Wärmegewinnung aus Kohlekraftwerken ersetzen. Notwendig sei es vor allem, den Oberrheingraben mit seinem zerklüfteten Untergrund zu nutzen, um Erdwärme zu gewinnen.

Auch BW-Landesregierung will Ausbau von Geothermie voranbringen

Auch die grün-schwarze Landesregierung hatte sich bereits auf den Ausbau der Tiefengeothermie verständigt. Aus Sicht der Grünen in Baden-Württemberg müssen dabei Rohstoffe wie Lithium als "Nebenprodukt" des Einsatzes der Tiefengeothermie gewonnen werden. Lithium wird unter anderem beim Bau von Elektrofahrzeugen benötigt.

Außerdem müsse das Land Potenzialkarten erstellen, damit Kommunen und ihre Stadtwerke über eigene Tiefengeothermie-Projekte entscheiden können. Auch das Land stehe in der Verantwortung: Es müssten landeseigene Flächen für den Bau von Anlagen identifiziert und in die Karten eingetragen werden, fordert die Grünen-Fraktion.

Ähnlich wie bei der Windkraft müssten auch Projekte der Tiefengeothermie deutlich schneller genehmigt werden, die Zahl der Mitarbeitenden in Verwaltung und Umweltministerium muss aus Sicht der Fraktion mit der steigenden Zahl zunehmen.

Grundwasserschutz bei Tiefbohrungen wichtiges Thema

Höchste Priorität müsse der Grundwasserschutz haben, wenn es um Bohrung und Betrieb gehe. Bohrungen sollten auch in der erweiterten Schutzzone, der besonders oft ausgewiesenen sogenannten Wasserschutzzone III möglich sein. "Vorrangflächen der Regionalplanung für Wasserschutzgebiete dürfen nicht zum Ausschluss von Tiefengeothermie führen", heißt es im Positionspapier.

Nach Überzeugung der Bergbehörde lässt sich Tiefengeothermie am Oberrheingraben zwischen Basel und Karlsruhe vergleichsweise sicher gewinnen. Bereits in geringen Tiefen findet sich dort heißes Wasser. Ab etwa zwei Kilometern unter der Erdoberfläche hat das Wasser schon eine Temperatur von bis zu 100 Grad Celsius. Das heißt, es muss nicht so tief wie an anderen Orten gebohrt werden, um heißes Wasser an die Oberfläche zu befördern. Aus Sicht der Grünen sind bei dieser Art der Tiefengeothermie Schäden praktisch ausgeschlossen.

Naturschutzverband: Schäden durch gesetzliche Vorgaben ausgeschlossen

Der Landesnaturschutzverband (LNV) erinnerte zwar an die Ängste angesichts der Schäden zum Beispiel in Staufen im Breisgau. Fachlich begründet seien diese aber nicht, sagte der LNV-Vorsitzende Gerhard Bronner. Die Schäden und Erschütterungen seien durch andere Bohrtechniken aufgetreten, teilweise auch durch fahrlässiges Vorgehen. "Solche Schäden sind inzwischen in Baden-Württemberg aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ausgeschlossen", zeigte sich Bronner überzeugt.

SPD und FDP erfreut über Vorschlag

SPD und FDP begrüßen das Vorhaben der Grünen. SPD-Fraktionschef Andreas Stoch würde gerne möglichst schnell Probebohrungen sehen. Der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Daniel Karrais, sieht dennoch ein Restrisiko von Gebäudeschäden, und plädiert dafür, dass das Land dafür Bürgschaften übernimmt. Das will die Grünen-Fraktion allerdings nicht: Fraktionschef Andreas Schwarz setzt auf bessere Versicherungslösungen. Auch die AfD-Fraktion steht der Wärme aus dem Boden aufgeschlossen gegenüber. Ihr energiepolitischer Sprecher Uwe Hellstern warnt aber ebenfalls vor Folgeschäden und fordert penible Planung.

Oberrheingraben auch wegen Lithium-Vorkommen interessant

Der Oberrheingraben spielt für die Landesregierung aber noch eine weitere wichtige Rolle. Dort gibt es nämlich ein großes Lithium-Vorkommen. Das Lithium befindet sich im Wasser und könnte mit dem heißen Wasser von unten mit gefördert werden. So könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, argumentiert die Landesregierung: Energie- und Rohstoffgewinnung. Lithium ist ein wichtiger Rohstoff für die Energiewende und wird von den Autobauern in Baden-Württemberg für Elektrofahrzeuge gebraucht.

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