Weniger Baugenehmigungen und neue Wohnungen

Was Städte am Bodensee und in Oberschwaben gegen Wohnungsnot tun wollen

Stand
Autor/in
Verena Katschker
SWR-Redakteurin Verena Katschker Autorin Bild

Friedrichshafen, Konstanz, Ravensburg und Biberach kämpfen gegen einen Mangel an Wohnraum. Auch die Zahl der Baugenehmigungen ging zuletzt fast überall zurück. Was sind Lösungen?

Die großen Städte in der Region Bodensee-Oberschwaben, Konstanz, Ravensburg, Friedrichshafen und Biberach leiden alle unter einem Mangel an Wohnraum. In den vergangenen zwei Jahren sank fast überall auch die Zahl der Baugenehmigungen, zeigt eine SWR-Anfrage an die Städte.

In Konstanz gibt es nach Angaben der Stadt für den Zeitraum von 2016 bis 2035 einen Bedarf an 400 neuen Wohnungen pro Jahr. Im Rahmen des sogenannten "Handlungsprogramms Wohnen", so die Stadt, seien zwischen 2014 und 2022 rund 2.750 Wohnungen geschaffen worden. Das Ziel von 400 im Jahr wurde also nicht erreicht. Und die Perspektive ist schlecht. Die Zahl der Baugenehmigungen ist in Konstanz in den vergangenen zwei Jahren zurückgegangen.

Ähnlich sieht es in Friedrichshafen und Biberach aus. Gab es in Friedrichshafen nach Angaben der Stadt 2022 noch 388 Baugenehmigungen für Wohnraum, sank die Zahl im Jahr 2023 auf 138. In Biberach waren es 2022 124 Baugenehmigungen und 2023 noch 112. In Ravensburg gab es zuletzt einen Ausreißer mit einer relativ hohen Anzahl von Baugenehmigungen. Das steht laut Stadt in Zusammenhang mit einem neuen Wohngebiet in dem Gebiet einer ehemaligen Industriebrache. Die Wohnungen dort werden demnächst fertig, so die Stadt. Es sind mehr als 200 und sie sollen für eine kleine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt sorgen.

Konstanz und Ravensburg fordern mehr Geld vom Land

In allen großen Städten der Region fehlt vor allem günstiger Wohnraum. Wie die Stadt Biberach schreibt, stehen derzeit rund 300 Menschen auf einer Warteliste für eine bezahlbare Wohnung. Auch in Konstanz ist die Not bei günstigen Wohnungen besonders groß. Im Rathaus sieht man das Land in der Verantwortung, die Fördermittel zu erhöhen. Eine entsprechende Forderung habe man auch beim Städtetag Baden-Württemberg eingebracht. Die Lage sei "äußerst kritisch". Bauprojekte der Wohnbaugesellschaft WOBAK könnten nicht umgesetzt werden, selbst wenn sie fertig geplant seien, weil nicht genug Fördergeld da sei. Auch die Stadt Ravensburg spricht sich für eine Erhöhung der Fördermittel aus.

Die großen Städte der Region haben unterschiedliche Ansätze, wenn es darum geht, der Wohnungsnot zu begegnen. Ravensburg hat schon letzten Herbst Maßnahmen beschlossen, zum Beispiel den Abbau von Bürokratie durch digitalisierte Baugenehmigungen. Auch finanzielle Anreize wurden geschaffen. Bauträger müssen sich zum Beispiel bei großen Bauprojekten derzeit nicht an den Kosten für die Infrastruktur beteiligen. Es gehe aber nicht ohne mehr Geld vom Land, gerade bei günstigem Wohnraum, so die Stadt.

Unterschiedliche Haltung zu Zweckentfremdungsverbot

So sieht man es auch in Konstanz. Nur mit mehr Fördergeld könne die Wohnbaugesellschaft WOBAK bereits geplante Wohnungen bauen. Leerstand gebe es kaum in Konstanz. Die Quote liege bei 2,3 Prozent. Mit einem Zweckentfremdungsverbot von Wohnraum soll außerdem bewirkt werden, dass bestehende Wohnungen dauerhaft genutzt werden können und nicht zu Büros oder Ferienwohnungen gemacht werden.

Seit der Einführung des Zweckentfremdungsverbots im Jahr 2015 konnten nach Angaben der Stadt 188 Wohnungen wieder dem normalen Wohnungsmarkt zugeführt werden. Die anderen großen Städte am Bodensee und in Oberschwaben haben bisher kein solches Zweckentfremdungsverbot. In Friedrichshafen wird es seit einiger Zeit diskutiert, wurde vom Gemeinderat aber bisher nicht beschlossen. In Biberach stand des nach Angaben der Stadt noch nie zur Debatte. Ravensburg habe sich, so ein Sprecher gegenüber dem SWR, gegen ein Zweckentfremdungsverbot entschieden.

Friedrichshafen will neue Flächen für Wohnungen erschließen

Auch Flächen für neue Wohnungen auszuweisen, ist oft ein Problem für Städte und Kommunen. Friedrichshafen arbeitet nach eigenen Angaben am Flächennutzungsplan, in der Innenstadt aber auch im Außenbereich, so eine Sprecherin. Biberach zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Lage am Wohnungsmarkt mittelfristig wieder entspanne. Mehrere Träger wollten in naher Zukunft Vorhaben umsetzen, das Verfahren zur Anpassung von Bebauungsplänen laufe. Die Städte Singen (Kreis Konstanz) und Überlingen (Bodenseekreis) haben dem SWR bis zum Redaktionsschluss für diesen Artikel keine Informationen zum Thema Wohnbau zukommen lassen.

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