Wie können kirchliche Gebäude künftig für neue Wohnformen oder anderes genutzt werden? Das war das Thema einer Tagung gestern und heute in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. Das Motto: „Gemeinschaft baut Zukunft“. Hintergrund: viele Kirchengebäude oder Teile davon werden in Zukunft nicht mehr gebraucht, weil immer mehr Menschen aus der Kirche austreten oder in Klöstern etwa immer weniger Mönche oder Nonnen leben. Beispiel: die Franziskanerinnen in Reute bei Bad Waldsee. Sie haben deshalb schon damit begonnen, das Klostergebäude zu sanieren und Teile zu Wohnquartieren umzubauen. Und: die Franziskanerinnen waren Veranstalterinnen der Tagung in Weingarten. Ein Programmpunkt: eine Exkursion nach Reute, um sich die Pläne für die Umgestaltung des Klosters mal anzuschauen. Dirk Polzin war dabei:
Rund 120 Franziskanerinnen leben derzeit in dem Kloster, fast alle sind in betagtem Alter. Und es werden bald noch weniger sein, die Zahl könne sich bei etwa 45 einpendeln, erklärt Schwester Maria Hanna Löhlein, die Generaloberin von Reute den rund 70 Tagungsteilnehmern. Was also tun, mit leerstehenden Klosterzellen? Bezahlbaren Wohnraum schaffen, sagt Schwester Maria Hanna:
O-Ton 1
2027 solls soweit sein. Die Umbauarbeiten laufen bereits, finanziell unterstützt vom Land. Bezahlbarer Wohnraum ist dabei das eine, Menschen vor der Vereinsamung zu schützen das andere, etwa indem sie im Kloster mitarbeiten - ungezwungen, unabhängig von Glaubensfragen. Ein Leuchtturmprojekt, sagen viele Tagungsteilnehmer, darunter Vertreter der Kirchen, des Landes, Raumplaner, Architekten und Vertreter von Kommunen. Etwa der Bad Waldseer Oberbürgermeister Matthias Henne:
O-Ton 2
Eine Wohnform die es in Deutschland künftig öfters geben könnte, glaubt Tagungsreferent Bernd Hillebrand. Hillebrand stammt aus Bad Waldsee und ist Professor für katholische Pastoraltheologie und -psychologie an der Uni Graz. Und rät den Kirchen, künftig nicht nur die schrumpfende Zahl ihre Gemeindemitglieder im Blick zu haben:
O-Ton 3
Freigeben müssten die Kirchen Gebäude dann, wenn eine rein kirchliche Nutzung keinen Sinn mehr macht. Und das gilt laut Schätzungen
bis 2060 für ein Drittel der kirchlichen Gebäude in Deutschland. Was dann aus ihnen wird, können Gespräche mit den Kommunen klären, sagt Tagungsreferentin Christiane Dürr:
O-Ton 4
Doch nicht nur das Thema Wohnen spielt bei der Neunutzung kirchlicher Gebäude eine Rolle. Auch die Frage, was wird aus Gotteshäusern, in die kaum noch Menschen zum Gottesdienst kommen? Tagungsreferent Jan Hermann, Leiter der Bau- und Gemeindeaufsicht im evangelischen Kirchenrat in Stuttgart, hat Vorschläge.
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