Anmoderation: Parkinson ist mit rund 400.000 Betroffenen in Deutschland die zweithäufigste neurologische Erkrankung. Oft zeigt sie sich in verlangsamten Bewegungen, Zittern sowie starrem Gesichtsausruck und Gleichgewichtsstörungen. Medikamente können die Symptome lindern, heilbar ist die Krankheit aber nicht. Für eine hohe Lebensqualität trotz der Erkrankung ist viel Bewegung wichtig. In Konstanz gibt es darum seit einem Jahr Ping-Pong Parkinson – ehrenamtlich organisiert. Esther Leuffen war dabei.
Atmo: Tischtennisbälle auf der Platte
In der Konstanzer Turnhalle sind vier Tischtennisplatten aufgebaut. Jeweils zwei stehen nebeneinander.
O-Ton: „Spielen wir? Wer spielt mit mir? Ja, komm! Wir sind nicht zum Vergnügen hier.“
Sagt Matthias Menge und schwingt seinen Tischtennisschläger zur Probe schon mal kreuz und quer durch die Luft.
O-Ton: „Es macht halt irre Spaß hier mit gleichgesinnten zu spielen. Ist nicht schlimm, wenn man mal den Ball mal nicht kriegt oder sonst irgendwas. Keiner ist böse. Jeder weiß, wir sind nicht ganz gesund, aber es hilft uns.“
Atmo: „Ah, Mensch!“
(Matthias Menge hat einen Ball nicht bekommen. Kurz ärgert er sich, dann holt er seinen so genannten Ball-Staubsauger zur Hilfe. Denn Bücken nach dem Ball geht bei ihm nicht mehr gut.
O-Ton: „Den Ball finde und denn ruf und drin ist er. // Was ist das?// Das ist einfach ein Abflussrohr mit Abzweigstück und denn zusammengemacht und unten Fenster-Pull-Moll rein geklebt, dass die Bälle drin bleiben.“)
Seine Gegnerin Heide Förster – kurze weiße Haare – verschmitzter Blick -wartet auf die nächste Angabe. Die 80 Jahre sieht man ihr nicht an. Auch nicht die Parkinson-Erkrankung. Seit über 11 Jahren weiß sie es schon, aber hat es lange niemandem erzählt.
O-Ton: „Ja, weil ich eigentlich mein Leben lang gesund war und ich wollte halt nicht, dass die Leute laufend von Krankheit reden und machen und tun. Aber dann habe ich das mit dem Tischtennis gelesen und jetzt bin ich ein bisschen aufgetaut und jetzt gestehe ich’s mir selber ein.“
Atmo Ping Pong
Heidrun Schaupp hat Parkinson-Ping-Pong vor einem Jahr als einen Stützpunkt des bundesweiten Vereins in Konstanz begründet.
O-Ton: „Weil ich davon überzeugt bin, dass Bewegung dem Ganzen entgegenwirkt. Einfach fröhlich dabei sein, das ist das Wichtige.“
Sabine Jaque nickt. Sie ist auch von Anfang an dabei.
O-Ton: Unser MottoParkinson ist nicht ansteckend. Wohl aber Ping-Pong-Parkinson.
Und sie hat bei ihren Mitspielern beobachtet.
O-Ton: „Beim Spielen gehen die Symptome zurück. Zum Beispiel das Zittern, das typisch ist für Parkinson geht dann zurück. Und man merkt das dann gar nicht, wenn man das so beobachtet, denkt man er ist fast gesund.“
Gertrud Aab im weißen Shirt und blauer Latzhose hört zu während sie mit zwei Tischtennisbällen in ihrer Hand spielt. Sie berichtet stolz:
O-Ton: „Ich von mir kann sogar sagen, ich konnte die Medikamente, um ein Drittel reduzieren. Was einen ja auch sehr freut.“
Jürgen Knoll, 67, im grau-schwarzen Trainingsanzug ist völlig ins Spiel vertieft und schmettert den Ball über das Netz. Er bekam bereits mit 37 Jahren die Diagnose. Seine Bewegungen und Lebensqualität sind eigentlich stark beeinträchtigt. An der Tischtennisplatte ist er von sich selbst überrascht.
O-Ton: „Das ich also unbewusst Bewegungen mache, die sonst der Parkinson verweigert. Hier an der Tischtennisplatte vergesse ich den Parkinson.“
Nach knapp zwei Stunden packt er seine Sachen schon zusammen.
O-Ton: Man soll sich durchaus nicht verstecken. Man brauch sich nicht zu verstecken. Das ist die Botschaft die ich allen sage: „Kopf hoch, Brust raus und dann geht es weiter!“