Ein Berufsfischer holt Laich aus einem Felchen am Bodensee.

Wie viel Laich darf entnommen werden?

Gefährdete Felchen: Streit um Laichfischfang am Bodensee

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Martin Hattenberger
SWR-Redakteur Martin Hattenberger Autor Bild
Onlinefassung
Corinna Scheller
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Die Berufsfischer am Bodensee sind sauer: Sie kritisieren die aus ihrer Sicht zu geringe Menge an Felchenlaich, die sie in diesem Jahr entnehmen dürfen.

Wie viel Laich zur Aufzucht von Felchen soll aus dem Bodensee gefischt werden? Darüber wird aktuell diskutiert. Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) hat laut den Berufsfischern im Sommer eine Zielmenge beschlossen - angedacht sei eine Menge von rund 150 Litern. Nach dem Erreichen dieser Menge müsse die Laichfischerei eingestellt werden. Im vergangenen Jahr wurden etwa 250 Liter Felchenlaich entnommen, im Jahr 2020 wurden noch mehr als 2.000 Liter Laich an Land gebracht.

Die IBKF ist das höchste Gremium für die Angelegenheiten der Fischerei am Bodensee-Obersee. 

Die Berufsfischer am Bodensee beschweren sich über diese Regelung. Sie werfen der IBKF vor, dass sie bei der Laichentnahme und beim Felchenschutz den falschen Kurs verfolge. "Wir sind entsetzt", sagte etwa Berufsfischer Roland Stohr von der Genossenschaft Bayerischer Bodenseeberufsfischer dem SWR. In den vergangenen Jahren sei immer so viel Felchenlaich entnommen worden wie möglich.

Laichfischfang zum Erhalt der Felchen

Beim Laichfischfang wird den Felchen im See Laich entnommen und in Fischbrutanstalten gebracht. Eine vereinbarte Maximalmenge sei wichtig, da die Fischbrutanstalten nicht mehr Kapazität hätten, heißt es von der IBKF. Der gewonnene Fischlaich bleibt in den Brutanstalten bis aus den winzigen Eiern etwa drei Zentimeter große Fische geworden sind. Die geschlüpften Jungfische kommen im Frühjahr wieder zurück in den Bodensee. So soll der Bestand der gefährdeten Felchen erhalten werden.

IBKF reagiert auf Kritik und will Strategie neu bewerten

Die Internationale Bevollmächtigenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) hat auf die Kritik der Fischer reagiert und in einer Sondersitzung darüber diskutiert. Auf Anfrage des SWR teilte die IBKF mit, dass die Begrenzung der Laichmenge für die Felchenfischerei im Juni beschlossen worden sei. Da aber aktuell noch nicht alle Brutanstalten am Bodensee ihre Kapazitäten für die Aufzucht der Larven gemeldet hätten, könne die genaue Zielmenge für dieses Jahr noch nicht endgültig angegeben werden.

Für das weitere Vorgehen in den nächsten Jahren wurde der Sachverständigenausschuss der IBKF beauftragt, die Strategie neu zu bewerten.

Immer weniger Felchen im Bodensee

Die Zahl der Felchen im Bodensee sinkt seit Jahren dramatisch. Im größten Teil des Bodensees, dem Obersee mit Überlinger See, gilt deshalb seit Januar 2024 ein dreijähriges Fangverbot für den bedrohten Fisch. Für den Untersee rund um die Insel Reichenau dagegen gilt das Verbot nicht. Die dreijährige Schonzeit ist eine Maßnahme zum Felchenschutz, die die IBKF beschlossen hat.

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Stichling wohl nahezu aus dem Bodensee verschwunden

Als ein Grund für den Felchen-Rückgang im Bodensee gilt der Stichling. Die invasive Art hat sich in den vergangenen zehn Jahren explosionsartig im Bodensee vermehrt und den früher hauptsächlich vorkommenden Felchen verdrängt. Er macht den Felchen die Nahrung streitig und frisst dessen Nachkommen. Doch nun scheint der Stichling im Bodensee nahezu verschwunden zu sein. Das ist ein erstes Ergebnis einer Fisch-Inventur der Fischereiforschungsstelle Langenargen.

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Die Berufsfischer sehen in dem Rückgang des Stichlings im Bodensee eine Chance: Nun könnte der Felchennachwuchs aus den Brutanstalten schon in einem früheren Entwicklungsstadium wieder im Bodensee ausgesetzt werden. Damit würden auch weniger Kapazitäten in den Brutanstalten benötigt, argumentieren die Fischer.

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