Die Stadt Mengen (Landkreis Sigmaringen) will drei Millionen Euro Schadenersatz von ihrem ehemaligen Anlageberater. Am Montag war erster Verhandlungstag vor dem Landgericht München. Hintergrund ist die Insolvenz der Greensill Bank. Um Negativzinsen bei anderen Geldinstituten zu vermeiden, hatte die Stadt Mengen im November 2020 drei Millionen Euro bei der Privatbank als Festgeld angelegt - laut Bürgermeister Stefan Bubeck auf Anraten des Anlageberaters der Stadt. Vier Monate später - im März 2021 - meldete die Greensill Bank dann Insolvenz an.
Außergerichtliche Einigung mit Anlageberater gescheitert
Dem Anlageberater wird von der Stadt Mengen vorgeworfen, sie nicht ausreichend über die drohende Insolvenz der Bank informiert zu haben. Im Gegenteil, der Berater habe der Stadt sogar falsche Zahlen über die finanzielle Situation der Bank vorgelegt, so Bubeck. Eine außergerichtliche Einigung zwischen der Stadt Mengen und ihrem ehemaligen Anlageberater war im Herbst gescheitert.
Das Insolvenzverfahren der Bank selbst, an dessen Ende die Stadt gegebenenfalls einen Teil ihrer Einlagen zurückbekommen könnte, wird wohl noch einige Jahre andauern. Trotzdem hofft Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck (CDU), darauf, das Geld wieder zurückzubekommen. Denn auch für eine Stadt wie Mengen seien drei Millionen Euro viel Geld, sagte er dem SWR: "Wir sind sehr zuversichtlich, das Geld wieder zurückzubekommen".
Bundesweit verloren Kommunen Millionen durch Greensill-Insolvenz
Betroffen von der Greensill-Pleite sind neben Kleinanlegern auch etwa 50 Städte, Gemeinden und Institutionen in Deutschland, die ihr Geld wegen attraktiver Zinsen bei der Bank anlegten. Die Anlagesummen der Kommunen lagen zwischen 100.000 und mehreren Millionen Euro. Diese Anlagen erfolgten in vielen Fällen auf eigenes Risiko, weil die Einlagensicherung für Kommunen im Oktober 2017 aufgehoben wurde.