Fürstentum schafft zivilrechtliche Unterschiede ab

Umstrittener Liechtensteiner Erzbischof kritisiert Ehe für alle

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Autor/in
Marlene Fuchs
SWR-Redakteurin Marlene Fuchs Autorin Bild

Im Fürstentum Liechtenstein soll die Ehe für alle eingeführt werden. Das kritisiert der umstrittene katholische Erzbischof Wolfgang Haas in einem offenen Brief an die Landesregierung.

23 von 25 Abgeordneten im Liechtensteiner Landtag haben dafür gestimmt, die Ehe für alle Menschen zu öffnen - "ungeachtet des Geschlechts und der sexuellen Orientierung", wie es vom Liechtensteiner Justizministerium heißt. Die noch bestehenden zivilrechtlichen Unterschiede zwischen gleich- und gemischtgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften sollen in Liechtenstein beseitigt werden.

Liechtensteiner Erzbischof seit Jahren umstritten

Diese Öffnung der Ehe sei nicht akzeptabel, schreibt der Liechtensteiner Erzbischof Wolfgang Haas in einem offenen Brief. Die ethischen Grundlagen des Christentums stünden auf dem Spiel, so Haas weiter. Er wolle keine einzelnen Menschen diskriminieren, aber homosexuelle Partnerschaften sollten rechtlich nicht mit der Ehe gleichgestellt werden, heißt es in seinem Schreiben.

Für seine konservativen Äußerungen wird der Erzbischof bereits seit Jahren unter anderem von Reformgruppen wie dem "Verein für eine offene Kirche" innerhalb der katholischen Kirche kritisiert. Auch FLay, ein Verein für alle queeren Menschen in Liechtenstein, kritisiert Haas' Äußerungen. Seine Haltung spiegele nicht das allgemeine Bild in Liechtenstein wieder, so Stefan Marxer, Vorstandsmitglied von FLay. Die Gesellschaft sei offen und bereit für die Ehe für alle.

"Die Liechtensteiner Gesellschaft ist offen und bereit für die Ehe für alle."

Erzbistum wurde extra für den umstrittenen Bischof erschaffen

Wolfgang Haas, seit 1997 Erzbischof von Vaduz in Liechtenstein und zuvor Bischof von Chur in der Schweiz, wurde am Montag 75 Jahre alt. Er erreicht damit jene Altersgrenze, mit der Bischöfe dem Papst gemäß Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen. Wann dieser den Verzicht annimmt, ist jedoch allein seine Entscheidung.

Im Bistum Chur stieß Haas durch seine äußerst konservative Amtsführung, seinen Kommunikationsstil und seine Personalentscheidungen auf Widerspruch bei Katholikinnen und Katholiken vor Ort. Im Dezember 1997 beendete Papst Johannes Paul II. die konfliktreiche Amtszeit, indem er das Fürstentum Liechtenstein kirchenrechtlich vom Schweizer Bistum Chur abtrennte und den gebürtigen Liechtensteiner Haas zum Erzbischof von Vaduz beförderte. Haas' Versetzung sorgte damals bei vielen Liechtensteinern für Empörung. Sie drohten mit einer Kirchenbesetzung und einer Störung der Amtseinführung. Die Regierung und fast der gesamte Landtag boykottierten die Zeremonie.

Synodaler Prozess abgelehnt

Eine Beteiligung an dem von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Prozess lehnte der Erzbischof zuletzt als unnötig ab. Der "Verein für eine offene Kirche" begann daher mit einem eigenen Synodalen Weg für Liechtenstein, vorbei am Erzbischof.

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