Der Klimawandel macht sich auch im Lorettowald, einem Konstanzer Naherholungsgebiet, bemerkbar. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Lorettowald bereits im Jahr 749, so Försterin Irmgard Weishaupt. Damals gehörte er zum Kloster Reichenau. Inzwischen gehört der Lorettowald der Spitalstiftung Konstanz. Als Naherholungsgebiet ist er beliebt bei Joggern, Familien und Hundebesitzern.
Irmgard Weishaupt ist seit über 30 Jahren Försterin. Sie trägt Trekkingschuhe, schwarze Arbeitshose und eine grüne Jacke. Die leicht gelockten Haare hat sie zu einem Zopf gebunden. Der Lorettowald, für den sie zuständig ist, ist rund 64 Hektar groß. Das entspricht etwa der Hälfte des Konstanzer Stadtteils Altstadt.
Im Lorettowald gibt es vor allem Buchen, dazu kommen Eichen und andere Baumarten wie Lärche, Kiefer und Eibe. Einige der Buchen und Eichen sind bis zu 300 Jahre alt. Die Buchen sind über 40 Meter hoch gewachsen. Diese Höhe sei einzigartig in Mitteleuropa, sagt Irmgard Weißhaupt. Als Försterin müsse sie immer an die nächsten Generationen denken, dass der Wald gut übergeben werde.
Gründe dafür, dass die Bäume schneller sterben, sind etwa Hitze, Stürme und Trockenheit. Obwohl es im März und April ausreichend geregnet habe, reiche der Regen noch nicht in die Tiefe. Denn die Niederschläge, die in die Tiefe gehen, müssten im Winter fallen. Von Oktober bis Februar seien aber nur 60 Prozent des Niederschlages gefallen, der nötig gewesen wäre, erklärt Irmgard Weishaupt.
Buchen ziehen die Kronen nach unten
Die Buchen etwa vertrockneten von oben und zögen die Krone tiefer. Weil es auf dem Bodanrück und in Konstanz seit 2018 insgesamt zu trocken sei, so die Försterin, erholten sich die Buchen nicht mehr davon. Darum sieht man im Lorettowald fast überall verdorrte Baumkronen. Dies bringen eine Gefährdung mit sich. Denn solch eine Buche breche wie Glas, sagt Weishaupt.
An einem schönen Sommertag haben Försterin Imgard Weishaupt und ihr Team schon um die 1.200 Besucher auf einem der Hauptwege im Lorettowald gezählt. Für die Verkehrssicherheit im Wald sei sie verantwortlich, sagt Irmgard Weishaupt. Sie hafte strafrechtlich und persönlich. Da sei es schwierig, die Balance zu finden.
Außerdem wisse sie, wenn man die erste Baumreihe fälle, sei die nächste Baumreihe sonnenexponiert und gefährdeter, so Weishaupt. In 100 Jahren werde es keine über 40 Meter hohen Buchen mehr im Lorettowald geben, glaubt die Försterin. Aber der Wald wird noch da sein. Er wird nur anders aussehen. Wie, dass weiß sie jetzt auch noch nicht. Um den Wald trotz Klimawandel zu erhalten, setzt sie auf Vielfalt und einheimische Baumarten.
Darüber hinaus setzt die Försterin auch auf die sogenannte Naturverjüngung. Das heißt, die Bäume säen sich selbst aus und wachsen heran. Dabei passen sie sich an das aktuelle Klima an. Die Hoffnung ist, dass sie dann als große Bäume auch besser mit den Bedingungen des Klimawandels wie Hitze, Trockenheit und Stürmen zurechtkommen.
Die nächste Führung durch den Konstanzer Lorettowald mit Försterin Irmgard Weishaupt findet am Mittwoch, den 26. Juli, von 17:30 Uhr bis 19:30 statt. Die Teilnahme kostet zehn Euro.