Vor genau einem Jahr haben Mitglieder der islamistischen Terrororganisation Hamas bei ihrem Angriff auf Israel mehr als 1.200 Menschen getötet und rund 250 Geiseln verschleppt. Auch die 22-jährige Deutsch-Israelin Shani Louk mit Wurzeln in Ravensburg war unter den Opfern.
Ihre Mutter Ricarda Louk hat anlässlich des ersten Jahrestags mit dem SWR gesprochen. Sie beschreibt, wie dieser 7. Oktober 2023 für ihre Familie ablief. Und sie sagt: Trotz des Krieges und des Verlusts ihrer Tochter will sie nach vorne blicken.
Hamas-Terroristen ermordeten Shani Louk schon am 7. Oktober
Sie habe sich selbst immer schon eher als optimistischen Menschen gesehen, so Ricarda Louk. Und obwohl sie die Terroristen der Hamas nicht verstehen könne und sie für Monster halte, fühle sie keinen Hass. Sie hoffe weiter auf Frieden. Die Trauer für ihre Tochter Shani werde immer da sein, doch die Familie konzentriere sich darauf, Shanis schöne Seiten zu zeigen, ihre Kunst, ihre Tattoos. "Das Leben geht weiter, und so hätte sie es wahrscheinlich auch gewollt. Dass wir weiterleben und nicht in der Trauer versinken", so die Mutter der 22-Jährigen.
Die 22 Jahre alte Shani Louk, davon geht ihre Mutter aus, wurde bereits am Tag des Terrorangriffs der islamistischen Hamas beim Supernova-Festival in der israelischen Negev-Wüste getötet. Bilder und Videos, die im Internet kursierten, zeigten den Körper der jungen Frau auf einem Pick-up. Drei Wochen lang ging Shani Louks Familie, von der ein Teil in Ravensburg lebt, davon aus, dass die junge Frau schwer verletzt wurde, aber am Leben war und sich im Gazastreifen befand. Nachdem auf israelischer Seite ein Teil eines Schädelknochens entdeckt und damit eine DNA-Probe gemacht worden war, wurde klar, dass Shani Louk nicht mehr am Leben sein kann. Ihr Körper wurde erst im Mai 2024 im Gazastreifen gefunden.
Gewissheit um Shani Louks Schicksal brachte auch Erleichterung
Die Familie hatte sich seit dem Überfall für die Freilassung aller Geiseln eingesetzt, Ricarda Louk wandte sich in Videos und Interviews an die Öffentlichkeit, um Unterstützung für eine Freilassung ihrer Tochter zu bekommen. Als nach drei Wochen Gewissheit herrschte, dass Shani Louk den Tag des Überfalls auf Israel nicht überlebt haben konnte, fühlte ihre Mutter neben der Trauer, dass ihre Tochter nie mehr zurückkommt, auch Erleichterung: darüber, dass Shani wohl nicht lange gelitten hat.
Als dann Monate später der Körper der jungen Frau im Gazastreifen gefunden wurde, konnte die Familie in Srigim-Li On auch würdig Abschied nehmen. Es sei wichtig, ein Grab zu haben, das man besuchen könne, so Ricarda Louk im Gespräch mit dem SWR.
Trotz der Ereignisse will Ricarda Louk in Israel bleiben
Ricarda Louk hat ihre Wurzeln im oberschwäbischen Ravensburg, hier lebt auch noch ein Teil ihrer Familie. Zurückkehren will sie trotz des Verlusts der Tochter und des Krieges von Israel gegen die Hamas nicht. Sie fühle sich trotz der Lage noch relativ wohl in Israel. Die Unterstützung von Familie und Nachbarn, der Zusammenhalt vor Ort sei groß.
Man kenne viele Familien, die auch vom Hamas-Überfall betroffen sind. Das helfe dann auch in der eigenen Trauer. Ricarda Louk sieht mit Verweis auf den zunehmenden Antisemitismus besorgt auf Deutschland, auf Europa, die USA. Wie solle sie ihren Sohn dort in die Schule schicken, wenn er dann vielleicht von pro-palästinensisch eingestellten Kindern gemobbt werde? Man höre auch von Angriffen auf jüdische Gemeinden, da sei sie lieber in Israel.
Das komplette Audio-Interview mit Shani Louks Mutter gibt es hier zum Nachhören:
Tattoos und Zeichnungen halten Erinnerung an Shani Louk wach
Shani Louk war unter anderem Tattoo-Künstlerin. Ihre Mutter hat nach ihrem Tod auf einer Internetseite alle Tätowierungen ihrer Tochter hochgeladen. Wer möchte, kann sich die Tattoos umsonst herunterladen und tätowieren lassen. Sie habe viel Zuspruch dafür bekommen, sagt Ricarda Louk.
In Berlin würden Tätowierer anbieten, Tattoos von Shani Louk gratis zu machen. Zum Anlass von Shanis Geburtstag am 7. Februar hat ihre Familie laut Ricarda Louk eine Ausstellung in Tel Aviv organisiert, mit Zeichnungen ihrer Tochter. Möglicherweise komme die Ausstellung auch nach Europa beziehungsweise nach Deutschland.