Raketen am Nachthimmel über Jerusalem

"Verrückte und irreale Situation"

Nach dem Angriff des Iran: Die Lage in den israelischen Partnerstädten von Mannheim und Heidelberg

Stand
Autor/in
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Am Dienstag hat der Iran Israel mit Langstreckenraketen massiv angegriffen. So ist die Lage in Haifa und Rehovot, den Partnerstädten von Mannheim und Heidelberg.

Haifa in Israel ist seit seit 2009 Partnerstadt von Mannheim. Die Stadt im Norden Israels hat rund 285.000 Einwohner. Die Stadt Mannheim pflegt mit Haifa eine Zusammenarbeit unter anderem in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung. Pia Schanne arbeitet in der Stadtverwaltung im Fachbereich Internationales und ist dort zuständig für Mannheims Partnerstädte. Mit ihrer Kollegin im internationalen Büro der Stadt Haifa hat Schanne regelmäßig Kontakt, erklärt Schanne dem SWR. Erst am Dienstagabend habe sie von ihr per Whatsapp eine Nachricht zum Stand der Dinge in Haifa erhalten.

Menschen in Haifa "psychisch stark belastet"

Die Lage, so zitiert Schanne ihre Kollegin in Haifa, sei nun "noch einmal angespannter". Haifa habe die Angriffswelle des Iran am Dienstag unbeschadet überstanden. Es gebe eine "relative Sicherheit", die das Lauftverteidigungssystem "Iron Dome" bietet, dennoch seien viele Menschen dort psychisch stark belastet, "eigentlich schon seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023". Eine große Herausforderung für Haifa sei es aktuell auch, rund 20.000 Menschen aus dem Norden Israels unterzubringen. Sie mussten von dort wegen der Attacken der Hisbollah fliehen. Die Hisbollah-Miliz, die vom Iran unterstützt wird, attackiert Israel seit Monaten aus dem Süden Libanons.

Hafen von Haifa in Israel, Frachtschiffe liegen auf Reede.
In der Nähe des Hafens von Haifa im Norden Israels liegen Frachtschiffe auf Reede, da sie wegen der Bedrohung durch Raketen auf See warten.

Austausch mit Haifa: "Verrückte und irreale Situation"

"Das Persönliche", so Schanne über ihren Austausch mit ihrer Kollegin in Haifa, werde "häufig außen vor gelassen". Schanne sagte, sie denke, "dass die Kolleginnen und Kollegen dort einfach funktionieren und eine gewisse Routine aufrecht erhalten". Am Dienstagabend saß die Kollegin in einem Schutzraum und berichtete, wie verrückt die Situation sei und wie irreal es sei, was sie gerade erlebe. Insgesamt aber herrsche in Haifa "ein gutes Miteinander". Laut Schanne sei die Hafenstadt dafür bekannt, dass dort Menschen mit verschiedenen Religionen "ganz gut zusammenleben".

Was ich immer wieder gespiegelt bekomme, auch von meiner Kollegin dort, ist, dass jeder Anruf, jede Nachricht, die Empathie und Solidarität vermittelt, den Menschen dort unheimlich viel hilft.

Doch nicht nur die Stadt Mannheim vermittle Solidarität, auch viele andere in der Stadt: Zum Beispiel die jüdische Gemeinde oder die Verantwortlichen der Lisztschule und des Lessing-Gymnasiums, die seit vielen Jahren mit Haifa im Austausch seien.

Heidelbergs israelische Partnerstadt Rehovot

Eine der Partnerstädte Heidelbergs ist Rehovot in Israel. Rehovot hat etwa 143.000 Einwohner und ist nur 50 Kilometer von Israels Hauptstadt Jerusalem entfernt. Die Städtepartnerschaft mit Heidelberg besteht seit 1958. Der Freundeskreis Heidelberg-Rehovot wurde 1985 gegründet. Einer, der seitdem dabei ist, ist Jochen Reder, aktuell Vorsitzender des Freundeskreises.

Freundeskreis Heidelberg-Rehovot: "Leute in höchstem Maße beunruhigt"

Jochen Reder berichtete dem SWR am Mittwoch, er habe zuletzt am Dienstag per Handy-Chat Kontakt mit einem Bekannten in Rehovot gehabt: "Der saß gerade im Bunker und hoffte auf bessere Zeiten". Rehovot blieb am Dienstag laut Reder, wie viele andere Städte in Israel auch, von Raketeneinschlägen aus dem Iran verschont. Aber, so Reder, jeder in Israel sorge sich, "die Leute sind in höchstem Maße beunruhigt". Dann berichtet er von einer ihm bekannten Familie in Israel, in der die Enkelkinder jedes Mal anfangen zu weinen, wenn ihr Großvater in den ersten Stock geht, wenn gerade wegen Rakenetalarms die Sirenen heulen.

Die Menschen in Rehovot, wie in ganz Israel, seien "in höchstem Maße beunruhigt", erklärt Reder.

Jeder sorgt sich. Wenn Alarm gegeben wird, gehen die Menschen in den Bunker und hoffen, dass nichts passiert.

Am Mittwoch hat in Israel das jüdische Neujahrsfest "Rosch ha-Schana" begonnen - "da wünschen sich eigentlich alle in Israel ein gutes und süßes neues Jahr - und alle dort hoffen genau das. Alle, mit denen ich in Kontakt stehe".

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