In Bad Waldsee im Kreis Ravensburg ist vergangene Woche eine Ära zu Ende gegangen. Nach 106 Jahren hat eine Mehrheit der Mitglieder des örtlichen Zweigvereins des Katholischen Deutschen Frauenbundes beschlossen, sich aufzulösen, bis Ende des Jahres. Grund war, dass sich zuletzt nicht mehr genug Frauen für Vorstandsposten gefunden haben. Ein Problem, das auch andere Vereine haben, die von Ehrenamtlichen getragen werden. In dem Zweigverein waren zuletzt noch mehr als 70 Frauen Mitglied. Früher waren es mal mehr als 200. Unser Reporter Moritz Kluthe berichtet über die Gründe für den Niedergang und welche Bedeutung der Zweigverein für katholische Frauen in Bad Waldsee und darüber hinaus hatte.
Gaby Merk war einige Jahrzehnte im Zweigverein des Frauenbunds in Bad Waldsee aktiv. Sie ist ihre letzte Vorsitzende. Die Auflösung fiel ihr nicht leicht.
O-Ton Mir blutet fast das Herz
Doch sie sah keine Alternative.
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Aber das ist nicht der einzige Grund. Es ist auch die katholische Kirche, die die jungen Frauen abschrecke.
Dabei ging es in dem Zweigverein nicht allein darum, bei Kaffee und Kuchen Spenden für gute zu Zwecke zu sammeln, sondern auch für wichtige gesellschaftliche Ziele zu kämpfen:
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Auch Merks Kollegin Veronika Linder, selbst zweitweise Vorsitzende, sagt, dass sie durch den Zweckverein, auch im Bundesverband der katholischen Frauen mitwirken konnte.
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Merk engagiert sich auch bei Maria 2.0, der Bewegung, die sich für mehr Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche einsetzt. Doch davon waren in Bad Waldsee nicht alle überzeugt.
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Vielleicht auch ein Grund, warum sich weniger Frauen für Vorstandspositionen interessieren, wenn sie in der Kirche nur in der zweiten Reihe stehen. Vor mehr als 100 Jahren in der Gründungsphase lag der Fokus noch etwas anders. Da spielte quasi die Oberschicht noch eine große Rolle. Frauen von wichtigen Männern engagierten sich für die Armen. Erste Vorsitzende war Sidonia, Fürstin von Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Später engagierte sich auch ihre Schwiegertochter Adelheid. Sie wurde sogar Diözesan-Vorsitzende, also zuständig für den Frauenbund im ganzen Bistum Rottenburg-Stuttgart. Auch andere Frauen aus dem Bad Waldseer Zweigverein schafften es in hohe Ämter, auch auf Bundesebene. Aber auch in Bad Waldsee haben sie einiges bewegt. Die erste Gemeinderätin kam aus dem Zweigverein.
Neben Politik und sozialem Engagement hatten die Frauen auch viel Spaß, etwa bei der Fasnet, erinnert sich Linder:
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Auch fürs Spirituelle wurde einiges getan, besonders beliebt die musikalische Andacht zum Muttertag.
OT
Nicht nur den bisherigen Vorstandfrauen fällt der Abschied schwer. Auch die Gemeinde ist es ein Einschnitt, sagt Pfarrer Stefan Werner:
OT
Doch die Gründe hat auch er Verständnis. Werner sieht das Problem auch in anderen kirchlichen Vereinen. Trotzdem ist er froh, dass viele der Frauen, die bisher im Zweigverein mitgemacht hätten, weiterhin sich in der Gemeinde engagieren würden. Allerdings sind die oft auch nicht mehr die Jüngsten.
Der Bad Waldseer Zweigverein ist auch nicht der einzige in der Region, der sich auflöst. Auch im benachbarten Bad Wurzach sei bald Schluss, sagt Merk. Auch gebe es einen Mitgliederschwund im Bundesverband. Sie fordert, man müsse das Ehrenamt wieder attraktiver zu machen. Etwa, indem etwa Rentenpunkte angerechnet werden könnten. Ob das den Umschwung bringt, ist unklar. Nun geht zumindest die mehr als 100 Jahre alte Geschichte des Zweigvereins des Katholischen Frauenbunds in Bad Waldsee zu Ende. Für immer?
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