1995 sind die spektakulären Bilder um die Welt gegangen, als in Berlin der Reichstag verhüllt worden ist, mit 100.000 Quadratmetern silbrig glänzenden Tuchs. Im kommenden Jahr ist das 30 Jahre her. Dann wären auch Christo und Jeanne-Claude 90 Jahre alt geworden. Wie das Künstlerpaar die monumentalen Verhüllungen gemeinsam plante und vorbereitete, das ist bis Mitte Oktober am Bodensee zu sehen, in den Räumen, die die Stadt Lindau in der ehemaligen Hauptpost für ihre besucherstarken Sommerausstellungen eingerichtet hat.
Verhüllte Wolkenkratzer in New York, eingewickelte Bäume auf den Pariser Champs-Élysées, eine Mauer aus aufgestapelten Ölfässern, die den Suezkanal blockiert, alles nie realisiert. Daneben das verpackte Reichstagsgebäude, der Arc de Triomphe in Paris, und mehr als 7.500 Tore aus wehendem orangem Stoff, die den New Yorker Central Park durchzogen. Zu all ihren Projekten entstanden Collagen. Christo zeichnete jedes Detail, fügte Stoffmuster, Aufmaße und genauen Standort der Aktion hinzu. Mit dem Verkauf dieser teils großformatigen Collagen finanzierten Christo und Jeanne-Claude ihre Projekte. 70 von ihnen sind in den abgedunkelten Lindauer Ausstellungsräumen effektvoll angeordnet. Sie stammen aus der Nachlass-Stiftung und aus der Sammlung Würth.
Das "Auge von Christo und Jeanne-Claude" aus Ravensburg, der Statiker aus Radolfzell
Besonders eindrücklich wird die Schau durch riesige Fotografien des aus Ravensburg stammenden Wolfgang Volz. Er begleitete Christo und Jeanne-Claude seit den 1970er-Jahren bei ihren Großprojekten exklusiv. Neben Volz, der die späten Projekte auch leitete, lieferte die Bodenseeregion weitere wichtige Zutaten.
Lindauer Sommerausstellungen locken 800.000 Besucher an
Seit 2011 sind die Lindauer Sommerausstellungen zu den Klassikern der Moderne Publikumsmagnete. Sie holten insgesamt rund 800.000 Besucherinnen und Besucher nach Lindau. Zu sehen waren untern anderem Werke von Picasso, Miró, Chagall, Nolde und zuletzt Warhol.