Friedrich Deiniger. Er starb vor 20 Jahren bei einem Hubschrauberabsturz in Afghanistan

Erinnerung an Bundeswehr-Unglück in Afghanistan

20. Jahrestag: Tödlicher Hubschrauberabsturz mit Laupheimer Soldaten

Stand
Autor/in
Johannes Riedel
SWR-Redakteur Johannes Riedel Autor Bild

Vor 20 Jahren sind bei einem Hubschrauberabsturz in Afghanistan sieben Soldaten getötet worden. Drei von ihnen gehörten zur Kaserne in Laupheim (Kreis Biberach). Ein Schicksalstag.

Bei einem Erkundungsflug in Kabul ist vor 20 Jahren ein Hubschrauber abgestürzt. Sieben Soldaten wurden dabei getötet. Drei davon gehörten zum damaligen Heeresfliegerregiment 25 in Laupheim. Der Absturz gilt als eines der schlimmsten Unglücke der Bundeswehr bei einem Auslandseinsatz. Das Unglück ging auf einen Materialfehler zurück.

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Unter den getöteten Soldaten war auch Pilot Friedrich Deininger aus Gutenzell im Kreis Biberach. Es war der letzte Auslandseinsatz vor dem Ruhestand für den 53-Jährigen.

SWR-Reporter Johannes Riedel hat die Familie am Jahrestag besucht.

Es ist 12 Uhr 20 am Mittwochmittag. Der Unglückszeitpunkt. Am Grab von Friedrich Deininger auf dem Friedhof bei Gutenzell stehen wie jedes Jahr seine Witwe Doris Schick-Deininger, ihr Partner, Sohn Daniel sowie das Ehepaar Droste. Rudolf Droste ist Hauptmann a.D. und war Kollege und Freund von Friedrich Deininger. Das Zusammenkommen ist ihnen allen wichtig.

"Es bedeutet, dass er nicht vergessen wurde und dass wir an den Unfall denken."

Tiefe Betroffenheit in Laupheim nach dem Unglück

Die sieben Soldaten im Alter von 24 bis 53 Jahren hatten sich auf einem Erkundungsflug befunden, als der Hubschrauber außer Kontrolle geriet und in Kabul abstürzte. Die Nachricht löste in der Kaserne in Laupheim und in der Stadt Bestürzung und tiefe Betroffenheit aus. Die ehemalige Laupheimer Bürgermeisterin Monika Sitter sagte damals bei einer Trauerfeier im Rathaus: "Es ist, als wenn aus dem Herzen der Stadt ein Stück herausgerissen worden wäre." Auch bundesweit war die Anteilnahme groß. In Bonn fand im Münster eine zentrale Trauerfeier mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Bundeswehr statt.

Bundeswehr in Laupheim gedenkt der Verstorbenen

An die drei gefallenen Laupheimer Soldaten, Friedrich Deininger, Thomas Schiebel und Enrico Schmidt, erinnert seit 2003 ein Gedenkstein in der Kiesinger-Kaserne in Laupheim. Die Angehörigen des Bundeswehrstandorts Laupheim seien auch nach 20 Jahren sehr betroffen, heißt es in einer Mitteilung des Hubschraubergeschwaders 64 (HSG 64). Einmal mehr zeige der Verlust der sieben Kameraden, welche Risiken mit dem Soldatenberuf verbunden seien.

"Unsere Gedanken sind an diesem 20. Jahrestag bei den Familien, den Hinterbliebenen und den Angehörigen der Verunglückten. Wir werden unsere sieben Kameraden nie vergessen."

Offizielle Gedenkfeiern finden zum 20. Jahrestag des Unglücks nicht statt. Am Grab des gefallenen Hauptmanns Friedrich Deininger aus Gutenzell-Hürbel (Kreis Biberach) versammeln sich wie jedes Jahr Angehörige, Freunde und Kameraden.

Lange Suche nach Absturzursache

Die Untersuchungen zur Ursache dauerten fast zwei Jahre. Dafür waren Teile des verunglückten Hubschraubers nach Deutschland gebracht worden. Wie sich herausstellte, war der Grund für den Absturz vor 20 Jahren nach Angaben der Luftwaffe ein Materialfehler an einer Schraubenmutter. Für den Transport nach Afghanistan war der Hubschrauber des Typs CH-53 teilweise in Einzelteile zerlegt und in Kabul wieder zusammengebaut worden. Ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Ravensburg wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen drei Soldaten wurde damals eingestellt. Sie hatten Wartungsarbeiten an dem Helikopter durchgeführt.

Bundeswehr in Afghanistan

Der Einsatz in Afghanistan dauerte fast 20 Jahre. Über den gesamte Zeitraum war das Laupheimer Hubschraubergeschwader 64 beteiligt. Nach Angaben der Bundeswehr starben insgesamt 59 Soldaten bei der Mission. Sie endete im Juni 2021.

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