Das UNESCO-Welterbe Klosterinsel Reichenau (Kreis Konstanz) blickt auf seine 1.300-jährige Geschichte zurück, mit einem Festakt am Freitag und einer Großen Landesausstellung ab Samstag. Die Vorbereitungen dauerten mehrere Jahre.
Die größte Insel im Bodensee mit ihren heute rund 3.500 Einwohnern war im Frühmittelalter eines der wichtigsten religiösen, wissenschaftlichen und kulturellen Zentren Europas. Seit 2000 ist sie Welterbe-Stätte.
Kretschmann: "Wiege des Wissenschaftsstandorts Deutschland"
Beim Festakt am Freitag im Münster St. Maria und Markus auf der Reichenau waren neben den Kuratoren der Ausstellung vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe auch Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) und Stephan Vorwerk zu Gast, er ist einer von drei Benediktinermönchen, die heute wieder auf der Klosterinsel leben. Für Kretschmann ist die Reichenau die Wiege des Wissenschaftsstandortes Deutschland, sagte er dem SWR. Nach Angaben des Badischen Landesmuseums kamen rund 450 Gäste zum Festakt ins Münster.
"Welterbe des Mittelalters" in Konstanz und auf der Reichenau
Die Große Landesausstellung "Welterbe des Mittelalters - 1.300 Jahre Klosterinsel Reichenau" ist ab Samstag in Konstanz zu sehen. Das Archäologische Landesmuseum zeigt kostbar verzierte Bibelhandschriften, die im 10. Jahrhundert im Benediktinerkloster Reichenau entstanden und zum UNESCO-Welterbe zählen. In der Klosterschreibstube, dem Skriptorium, entstanden damals einige der wertvollsten Prachthandschriften der Welt. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums, sagt: "Im Kloster Reichenau wurde Wissen bewahrt und gelehrt und von hier aus in die damals bekannte Welt getragen."
Reichenauer Mönche waren über ganz Europa vernetzt
Zu sehen sind in der Ausstellung außerdem Elfenbeinschnitzereien und Goldschmiedekunst sowie das "Reichenauer Verbrüderungsbuch". Es umfasst knapp 40.000 Namen vor allem von Mönchen, die damit ihre spirituelle Verbundenheit mit der Reichenau ausdrückten. Die Kontakte der Reichenauer Mönche reichten von Irland bis Sizilien, von Spanien bis in den russischen Raum.
Parallel zur Ausstellung in Konstanz sind auf der Insel Reichenau die Originalschauplätze der Klostergeschichte zu sehen: die drei mittelalterlichen Welterbe-Kirchen mit ihren Fresken, St. Georg in Oberzell, St. Maria und Markus in Mittelzell und St. Peter und Paul in Niederzell, außerdem die neu eingerichtete Münsterschatzkammer mit dem Smaragd von Karl dem Großen und edelsteinverzierten Reliquienschreinen und die Klostergärten.
Neue Reichenau-App, Hörspiel und Podcast
Das Jubiläum wird auf der Reichenau das ganze Jahr über gefeiert, mit Prozessionen, Freiluft-Aufführungen und Konzerten. Außerdem ist eine Inselerlebnis-App mit 3D-Rekonstruktionen der mittelalterlichen Kirchenbauten auf der Reichenau entstanden, es gibt ein Hörspiel und einen Band mit Kurzgeschichten der Bestsellerautorin Tanja Kinkel und eine Podcast-Serie "Mönchsgeflüster. Klostergeschichten im Mittelalter".
Große Landesausstellungen in der Region Bodensee-Oberschwaben gab es zuletzt 2014 zum 600-jährigen Jubiläum des Konstanzer Konzils und 2016 zu "4.000 Jahre Pfahlbauten", zu sehen in Bad Schussenried und Bad Buchau (Kreis Biberach). Für 2025 ist eine Große Landesausstellung zu "500 Jahre Bauernkrieg" in Oberschwaben geplant.