Im Jahr 2023 haben Frauen in Baden-Württemberg durchschnittlich 22 Prozent weniger Geld verdient als Männer. Das hat das Statistische Landesamt mitgeteilt. Konkret heißt das: Frauen haben 5,96 Euro im Schnitt weniger pro Stunde verdient als Männer. Was unter anderem mit dem hohen Anteil an männlichen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie zu tun hat.
BW ist das Bundesland mit dem größten Verdienstunterschied
Laut den Statistikern lag der Bruttostundenverdienst von Männern bei 26,93 Euro pro Stunde. Zum Vergleich: Weibliche Beschäftigte kamen auf 20,97 Euro. Damit ist Baden-Württemberg das Bundesland, in dem der Verdienstunterschied im bundesweiten Vergleich am größten ist.
In Gesamtdeutschland liegt diese Verdienstlücke laut Statistischem Landesamt bei 18 Prozent. Ähnliche Zahlen wie Baden-Württemberg weisen nur Bayern und Hessen auf. Den geringsten Verdienstunterschied gibt es in den ostdeutschen Bundesländern.
Warum bekommen Frauen geringere Löhne und Gehälter als Männer?
Warum Frauen bei der Bezahlung im Vergleich zu Männern oft deutlich schlechter wegkommen, liegt laut den Statistikern an zwei Gründen. Zum einen sei der Umstand entscheidend, dass Frauen vielfach in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, die schlechter vergütet werden. Außerdem seien Frauen öfter in Teilzeit beschäftigt. Teilzeitarbeit wird durchschnittlich mit geringeren Bruttoverdiensten pro Stunde bezahlt.
Konkret betrachtet tut sich die Verdienstlücke in drei Bereichen auf: dem durchschnittlichen Stundenlohn, der Arbeitszeit und der Anzahl der erwerbstätigen Frauen im Vergleich zu Männern. In Baden-Württemberg liegt die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen bei 22 Prozent, die Arbeitszeitdifferenz bei 21 Prozent und die Differenz bei der Erwerbstätigenquote bei 9 Prozent.
Unterschied bereinigter und unbereinigter Gender Pay Gap
Schaut man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre an, ist die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen etwas kleiner geworden, sowohl in Baden-Württemberg als auch bundesweit. In Baden-Württemberg verdienten Frauen im Jahr 2018 noch 24 Prozent weniger als Männer, 2022 waren es dann noch 23 Prozent. Diese Entwicklung hat sich auch im Jahr 2023 fortgesetzt und liegt aktuell bei 22 Prozent.
Nicht ganz so groß ist die Lücke, wenn man vergleichbare berufliche Positionen und Situationen miteinander vergleicht. Man spricht hier von der "bereinigten" Lücke. Laut Landesamt verdienten Frauen in Baden-Württemberg 2023 in dieser Berechnung 6 Prozent weniger als Männer. Dies entspricht dem Bundesdurchschnitt.
Landesfrauenrat fordert auf Ursachen für Lücke zu schauen
Der Landesfrauenrat in Baden-Württemberg (LFR BW) fordert anlässlich des Equal Pay Days auf die Ursachen für die Ungleichheit zu schauen. "Wir sind von einer gerechten Bezahlung von Frauen und Männern noch weit entfernt", kommentiert Ute Mackenstedt, Erste Vorsitzende des LFR BW, die Statistik. Es könne nicht sein, dass Frauen, obwohl sie die gleiche Leistung erbrächten wie Männer, deutlich schlechter bezahlt seien. Hier müsse sich etwas ändern.
Das bekräftigt auch Heike Fiestas Cueto vom LFR BW. Sie nennt als Ursache auch die Carearbeit, die überwiegend noch von Frauen übernommen wird. Frauen hätten in Deutschland zwischen 2010 und 2020 durchschnittlich 1,5-mal so viel Zeit mit unbezahlter Sorgearbeit verbracht wie Männer. Die Lohngerechtigkeit sei eine Forderung, deren Erfüllung bereits allzu lang auf sich warten lässt, so Heike Fiestas Cueto.
Warum es mit der Gleichbehandlung von Männern und Frauen nicht funktioniert, darüber hat der SWR bereits zum Equal Pay Day 2023 berichtet.
Equal Pay Day - Ziel ist gleiche Bezahlung
Um auf dieses Ungleichgewicht von Männern und Frauen aufmerksam zu machen wurde der Equal Pay Day eingeführt. Im Jahr 2024 ist dieser internationalen Aktionstag am 6. März. Dieser Tag markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Wird diese in Tage umgerechnet und ein gleicher Stundenlohn für beide Geschlechter angenommen, markiert der Equal Pay Day das Datum im Jahr, bis zu dem Frauen theoretisch umsonst arbeiten, während Männer ab dem ersten Tag des Jahres bezahlt werden.