Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Baden-Württemberg haben im letzten Jahr rund 108 Millionen Überstunden geleistet - das geht aus dem aktuellen "Überstunden-Monitor" hervor, den das Pestel-Institut im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) erstellt hat. Davon seien über 65 Millionen Überstunden unbezahlt gewesen. Rechnet man den Lohnverlust dieser unbezahlten Überstunden zusammen, "schenkten" Arbeitnehmer in Baden-Württemberg ihren Arbeitgebern fast eine Milliarde Euro.
Hohe Überstunden in vielen Großstädten in Baden-Württemberg
Das Überstunden-Problem betrifft laut Überstunden-Monitor zahlreiche Großstädte in Baden-Württemberg. So leisteten Arbeitnehmer in Mannheim im vergangenen Jahr über 4,27 Millionen Überstunden. Da mehr als die Hälfte dieser Überstunden unbezahlt gewesen sein sollen, haben Mannheimer Arbeitnehmer ihren Arbeitgebern quasi rund 37 Millionen Euro geschenkt. Diese Zahlen seien ein Gradmesser für den Fachkräftemangel, sagt Elwis Capece, Geschäftsführer bei NGG Mannheim-Heidelberg.
Mehr als die Hälfte unbezahlt Mannheimer leisten mehr als vier Millionen Überstunden
Mannheimer Angestellte haben im letzten Jahr mehr als vier Millionen Überstunden geleistet. Laut der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten war über die Hälfte davon unbezahlt.
Fast 10 Millionen Überstunden in Stuttgart
Auch Stuttgarter Arbeitnehmer arbeiteten im letzten Jahr zu viel - sie kommen sogar auf 9,6 Millionen Überstunden. Bei 5,8 Millionen unbezahlten Überstunden entgingen den Stuttgarter Arbeitnehmern laut Studie 83,2 Millionen Euro. "Und das ist schon äußerst sparsam - nämlich nur auf Mindestlohn-Basis - gerechnet", sagt Hartmut Zacher von der NGG Stuttgart. In Heilbronn wurden rund 1,7 Millionen Überstunden geleistet, mehr als die Hälfte davon unbezahlt.
Viele Überstunden im Gastgewerbe
Allein im Gastgewerbe machten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen laut Pestel-Institut im vergangenen Jahr knapp 1,6 Millionen Überstunden. Davon seien 678.000 unbezahlt gewesen. Laut NGG erlebe das Gastgewerbe aktuell einen regelrechten "Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub".
Demnach versuche die Branche, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen. "Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen", so Hartmut Zacher.