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Grüne BW stürzen zum Ende der Kretschmann-Ära in Wählergunst ab
Die Vertrauenskrise der Grünen schlägt nun auch in BW voll durch. Da hilft auch kein Kretschmann mehr. Der Absturz kommt ausgerechnet kurz vor der Präsentation des Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.
Die Grünen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann stürzen in der Wählergunst ab und liegen nun auf dem tiefsten Wert seit 2010. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des Südwestrundfunks (SWR) und der "Stuttgarter Zeitung" ergeben. Wenn bereits an diesem Sonntag Landtagswahl wäre, kämen die Grünen auf 18 Prozent - das ist ein Minus von 4 Prozentpunkten im Vergleich zur Umfrage im Mai.
Damit geraten die Grünen in BW verstärkt in einen Abwärtsstrudel, der auch durch die Vertrauenskrise der Bundespartei und das schlechte Ansehen der Ampel-Bundesregierung ausgelöst wurde. Der Absturz kommt für die Landes-Grünen äußerst ungünstig. Denn demnächst wollen sie ihren Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in eineinhalb Jahren präsentieren, da der langjährige Erfolgsgarant Kretschmann (76) nicht mehr antritt. Es gilt als sicher, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (58), der aus Bad Urach stammt, antritt.
CDU lässt grünen Koalitionspartner weit hinter sich
Die CDU baut ihre Führungsposition aus. Sie will in ihrer langjährigen Hochburg nach der Kretschmann-Ära wieder den Regierungschef stellen. Die Umfrage gibt den Christdemokraten weiteren Rückenwind. Schon seit gut einem Jahr liegen sie stabil vor dem grünen Koalitionspartner. Jetzt baut die CDU ihre Spitzenposition weiter aus und kommt auf 34 Prozent, ein Plus von 2 Punkten. Das ist ihr höchster Wert seit 2016. An der Bekanntheit von CDU-Partei- und Fraktionschef Manuel Hagel (36) liegt es allerdings nicht. Zwei Drittel der Menschen sagen, sie kennen Hagel, der voraussichtlich CDU-Spitzenkandidat wird, nicht oder können ihn nicht beurteilen.
AfD kann sich steigern - aber weit von Höchstwert entfernt
Die Landes-AfD steigert sich ebenfalls um 2 Punkte und liegt mit 16 Prozent auf dem dritten Rang. Der Rückstand der Rechtspopulisten auf die Grünen ist somit auf 2 Punkte geschmolzen. Allerdings liegt die AfD noch weit hinter ihrem Höchstwert von 20 Prozent von vor einem Jahr.
Bündnis von CDU und SPD wäre möglich
Die SPD kann sich als einzige Ampelpartei um zwei Punkte auf 13 Prozent verbessern. Dagegen rutscht die FDP in ihrem Stammland auf 5 Prozent ab, ein Minus von 2 Punkten. Die Liberalen sind damit so schwach wie seit neun Jahren nicht mehr und müssten demnach um den Einzug ins Parlament bangen. Auf gleicher Höhe wie die FDP liegt das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Mit einem Zugewinn von einem Punkt käme die Linken-Abspaltung auf 5 Prozent.
Nach diesen Zahlen wäre ein Bündnis von CDU und SPD möglich, mit 47 Prozent hätte die Koalition einen komfortablen Vorsprung auf den Block der anderen Parteien, die gemeinsam 44 Prozent hätten.
Bundestrend wirkt sich auch auf Baden-Württemberg aus
Die Umfrage spiegelt die Trends auf Bundesebene wider. Auch dort ist die CDU, wie im DeutschlandTrend (September 2024) zusammen mit der CSU mit 33 Prozent, die mit Abstand stärkste Kraft. Die kleinen Ampel-Parteien Grüne und FDP stecken dagegen in der Krise. In BW werden die Grünen in diesen Sog hereingezogen, auch wenn sie als langjährige führende Regierungspartei noch ein stückweit von den 11 Prozent auf Bundesebene entfernt sind.
Die Landes-FDP liegt mit ihren nur noch 5 Prozent knapp über den Werten der Bundespartei. Die SPD hat nach dem Sieg bei der Landtagswahl in Brandenburg einen leichten Aufwärtstrend, auch die SPD BW kann etwas klettern. Die Landes-AfD liegt knapp unter dem Wert der Bundespartei und kann sich bei weitem nicht so steigern wie bei den drei Landtagswahlen in Ostdeutschland.
Grüne werden als Verbotspartei wahrgenommen
Der Absturz der Grünen in Baden-Württemberg liegt zum Teil auch darin begründet, dass sie stärker als bei der Landtagswahl vor drei Jahren als Verbotspartei wahrgenommen werden. So finden knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten, dass die Grünen zu viele Vorschriften machten, wie man zu leben hat. Das ist ein Plus von 13 Punkten im Vergleich zu 2021.
Weitere Ergebnisse zu den Grünen - exklusiv für den SWR abgefragt - gibt es hier.
Repräsentative Umfrage BW-Trend Oktober 2024 Grüne nun auch in BW als Verbotspartei wahrgenommen
Die Grünen rutschen im BW-Trend weiter ab. Das liegt zum Teil auch darin begründet, dass sie stärker als bei der Landtagswahl vor drei Jahren als Verbotspartei wahrgenommen werden.
Sorgen wegen Flüchtlingen größer als in Migrationskrise 2016
Daneben bewegt das Thema Zuwanderung die Menschen in Baden-Württemberg sehr stark. Gut die Hälfte der Bevölkerung (55 Prozent) macht sich laut Umfrage Sorgen über die Zahl der eingewanderten Flüchtlinge. Das sind 14 Prozentpunkte mehr als in der Migrationskrise 2016.
Knapp drei Viertel (74 Prozent) kritisieren, dass die etablierten Parteien die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger bei diesem Thema nicht ernst nehmen - das sind 16 Punkte mehr als vor acht Jahren. Außerdem sind deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger als 2016 der Meinung, dass für Flüchtlinge mehr getan werde als für die einheimische Bevölkerung. 58 Prozent denken das - das ist ein Plus von 20 Punkten. Gerade noch ein gutes Drittel (35 Prozent) empfindet Flüchtlinge als Bereicherung für das Leben in Deutschland - das sind 21 Punkte weniger als vor acht Jahren.
Weitere Details des BW-Trend über die Ansichten zur Flüchtlingssituation in BW gibt es hier.
Repräsentative Umfrage BW-Trend Oktober 2024 Sorgen wegen Flüchtlingen größer als in Migrationskrise 2016
Das Thema Zuwanderung beschäftigt die Menschen in Baden-Württemberg stark. Eine deutliche Mehrheit sieht das Land mit der Aufnahme Geflüchteter überfordert.
Mögliche Spitzenkandidaten: Özdemir sehr bekannt, Hagel wenig
Mit der Bekanntheit der möglichen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2026 haben die Umfragewerte für Grüne und CDU nur begrenzt zu tun.
Bei der kommenden Landtagswahl im Frühjahr 2026 will Winfried Kretschmann nicht mehr antreten, auch wenn er nach wie vor die höchsten Zustimmungswerte verzeichnet. Als voraussichtlicher Kandidat gilt der gebürtige Bad Uracher Cem Özdemir. Der Bundeslandwirtschaftsminister gilt bei den Grünen als Favorit und ist 89 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg bekannt. Mit seiner Arbeit sind 44 Prozent zufrieden, die andere Hälfte ist weniger oder gar nicht zufrieden (45 Prozent).
Auch die CDU hat ihren Spitzenkandidaten noch nicht offiziell benannt. Es gilt als relativ sicher, dass Manuel Hagel die CDU als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2026 führen wird. Dem CDU-Landeschef ist es seit der Übernahme des Parteivorsitzes vor knapp einem Jahr jedoch nicht gelungen, bekannter zu werden. Nur ein Drittel der Menschen kennt ihn. Bei denen, die sich ein Urteil zutrauen, halten sich Lob und Kritik in etwa die Waage (17:16 Prozent).
Andreas? Wer? Landespolitiker weitgehend unbekannt
Es ist traditionell so, dass Spitzenpolitiker auf Landesebene - bis auf den Regierungschef - nur selten eine größere Bekanntheit haben. Neben Hagel kämpft auch der frühere Kultusminister und heutigen SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch um bessere Bekanntheitswerte. Trotzdem ist er mehr als der Hälfte der Wahlberechtigten (58 Prozent) nicht bekannt. Und: Die Unzufriedenheit mit seiner politischen Arbeit überwiegt (17:25 Prozent). Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke ist knapp zwei Dritteln (61 Prozent) kein Begriff und wird ebenfalls eher kritisch beurteilt (14:25 Prozent). Über Markus Frohnmaier, den Landesvorsitzenden der AfD, trauen sich mehr als drei Viertel (77 Prozent) kein Urteil zu, es überwiegt aber die Kritik, selbst in den eigenen Reihen.
Zufriedenheit mit der grün-schwarzen Landesregierung in Baden-Württemberg
Die baden-württembergische Landesregierung überzeugt aktuell knapp die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg mit ihrer politischen Arbeit (47 Prozent, +1 im Vgl. zu Mai 2024), die andere Hälfte sieht die Leistung der Landesregierung hingegen kritisch (49 Prozent; -1). Das von Winfried Kretschmann geführte Kabinett kann damit weiterhin nicht an seine Zufriedenheitswerte der vergangenen Legislaturperiode anknüpfen.