Nach Kritik von Verbraucherschützern

Sparkassen verteidigen niedrige Zinsen für Sparer

Stand

Bei Krediten geben Sparkassen und Volksbanken in Baden-Württemberg die steigenden Zinsen an ihre Kunden weiter, bei Guthaben aber kaum. Das sei unfair, sagen Verbraucherschützer.

Die Sparkassen wehren sich gegen Kritik an ihren niedrigen Zinsen für Sparerinnen und Sparer. Verbraucherschützer hatten erklärt, es sei unfair, dass die Zinsen für Kredite massiv gestiegen seien, für Guthaben aber fast nicht.

EZB hat Zinsen zehn Mal in Folge angehoben

Ein Sprecher der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sagte: "Im Kreditgeschäft haben die Banken den Zinsanstieg längst weitergegeben, während sie beim Einlagengeschäft ihre Kundinnen und Kunden oft mit Nullzinsen abspeisen." Einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox zufolge erhalten Kundinnen und Kunden bei vielen Sparkassen und Volksbanken in Baden-Württemberg nach wie vor nur niedrige Zinsen aufs Tagesgeldkonto - obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 die Zeit der Null- und Negativzinsen im Euroraum beendet und seither die Zinsen zehn Mal in Folge angehoben hat.

Der Auswertung zufolge gibt es für Tagesgeld mit einer Anlagesumme von 10.000 Euro zwischen Null bis maximal 1,5 Prozent Zinsen. Geschäftsbanken bekommen mittlerweile 4,0 Prozent Zinsen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Viele Geldhäuser haben in der Folge die Zinsen für Tages- und Festgeld angehoben.

Sparkasse Heidelberg gibt keine Zinsen aufs Tagesgeld

Die Heidelberger Sparkasse etwa gewährt ihren Kunden aktuell aufs Tagesgeldkonto 0 Prozent Zinsen, die Sparkasse Karlsruhe vergütet die Anlagen mit 0,3 Prozent jährlichen Zinsen. Die Sparkasse Ulm gewährt eine jährliche Verzinsung von 0,75 Prozent und die Sparkasse Tübingen einen variablen Zinssatz ab 1 Prozent pro Jahr.

Bei Privatkrediten werden bei den Sparkassen in Karlsruhe und Tübingen jeweils im günstigsten Fall 7,99 Prozent effektiver Jahreszins fällig. Bei der Sparkasse Heidelberg 5,97 Prozent und bei der Sparkasse Ulm 6,91 Prozent effektiver Jahreszins.

Sparkassen-Präsident: "Teil des Geschäftsmodells"

Der Sparkassen-Präsident in Baden-Württemberg, Peter Schneider, sagte, es stimme, dass die Sparkassen die Einlagezinsen nicht im gleichen Tempo erhöht haben. Das sei Teil des Geschäftsmodells. Man habe jedoch die allermeisten Sparer und Sparerinnen im Land vor Negativzinsen bewahrt, da die Sparkassen sehr hohe Freibeträge einräumten, bevor Negativzinsen fällig geworden seien. Zugleich verwies er darauf, dass der überwiegende Teil der 169 Milliarden Euro Einlagen bei den Sparkassen in Krediten für Unternehmen und Privatkunden stecke. Die Sparkassen legten kaum Kundengelder bei der EZB an.

Außerdem hätten die Institute in ihren Büchern sehr viele Kredite aus der langen extremen Niedrigzinsphase. Daher hätten die Sparkassen bei den Guthabenzinsen deutlich weniger Spielraum als Banken, die kaum am Kreditmarkt aktiv seien und nur Einlagen der Kundinnen und Kunden einsammelten, um sie dann bei der EZB anzulegen. "Ihnen fällt es jetzt leicht, mit hohen Zinsversprechungen Neukunden anzulocken", so Schneider. Die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr zur Bekämpfung der Inflation sei richtig gewesen, auch wenn sie in einem noch nicht gekannten Tempo erfolgt sei.

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Genossenschaftsverband: "Inflation größter Feind des Sparens"

Der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Roman Glaser, sagte zur Kritik der Verbraucherschützer und Verbraucherschützerinnen: "Auch die Verzinsung der Einlagen unterliegt den Marktgesetzen und liegt in der Eigenverantwortung jeder einzelnen Bank." Der größte Feind des Sparens sei die derzeitige Inflation. Die EZB habe mit ihrer Geldpolitik zu spät die heraufziehende Inflation bekämpft, die nunmehr die Realverzinsung der Einlagen schmälere.

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