Wer denkt, im Winter ruht der Garten und es ist nichts zu tun, der irrt! Januar und Februar ist Schnittzeit für Obstbäume. Einen regelmäßiger Baumschnitt stärkt Apfelbaum, Zwetschge, Kirsche und Co. Sie tragen so über viele Jahre leckere Früchte. Darum: Nur Mut – und ran an die Schere!
- Richtiger Zeitpunkt: Wann wird der Winterschnitt gemacht?
- Gutes Werkzeug: Welche Schere und Säge braucht es für den Obstbaumschnitt?
- Gekonnter Baumschnitt: Wie schneidet man richtig einen Ast zurück?
- Einfaches Prinzip: Was ist beim Obstbaumschnitt zu beachten?
- Bedachter Baumschnitt: Wie schneidet man einen Obstbaum schonend?
- Junge Bäume, alte Bäume: Wie oft müssen Obstbäume geschnitten werden?
- Kurse und Regeln: Wie geht Obstbaumschnitt nun ganz genau?
Richtiger Zeitpunkt: Wann wird der Winterschnitt gemacht?
Steinobst wie Apfel, Birne oder Quitte sollten zwischen Januar und Ende Februar geschnitten werden, wenn sie in der Ruhephase sind. Denn dann steht der Baum noch nicht im vollen Saft und leidet, also "blutet" zu stark unter dem Schnitt. Zudem ist der Baum nach dem Stutzen buchstäblich in Form, um ab dem frühen Frühjahr auszureiben. Wichtig dabei: Bei richtigem Frostwetter mit durchgefrorenen Trieben macht man lieber eine Schnittpause. Denn die Gefahr, dass die Triebe beim Biegen brechen wie Glas, ist einfach zu groß.
Übrigens ist ein Obstbaumschnitt im Herbst und Winter auch wegen des Artenschutzes sinnvoll. Vom 1. März bis zum 30. September ist Vogelschutzzeit, die Brut der Tiere soll nicht gestört werden. Ein radikaler Baumschnitt ist dann sogar gesetzlich verboten – außer zur Verkehrssicherung, etwa wenn ein Ast auf einen Fahr- oder Spazierweg zu fallen droht. Ein vorsichtiger Sommerschnitt als Pflegeschnitt oder Formschnitt ist allerdings in Ordnung.
Gutes Werkzeug: Welche Schere und Säge braucht es für den Obstbaumschnitt?
Zum Schneiden der Obstbäume braucht man eine gut geschärfte Gartenschere oder Astschere, die mit ein oder eineinhalb Zentimeter dicken Ästen zurechtkommen. Für dickere Äste muss eine scharfe Astsäge bereit liegen, idealerweise mit einem verstellbaren Sägeblatt. Das verstellbare Sägeblatt ist wichtig, um die Äste im richtigen Winkel eng abzusägen.
Gekonnter Baumschnitt: Wie schneidet man richtig einen Ast zurück?
Grundsätzlich gilt: Man schneidet immer etwa zwei Millimeter über einer Knospe ("Auge") – und diese Knospe muss nach außen, also weg vom Stamm zeigen. Aber aufgepasst: Nicht zu eng abschneiden! Sonst ist die Wundheilung gestört. Andersrum: Ist der Aststummel, der stehen bleibt, zu lang, können sich schädliche Pilzkrankheiten einnisten. Übrigens: Der Obstbaum, egal ob Apfel, Birne, Kirsche oder Zwetschge, reagiert auf unseren Winterschnitt beim Austrieb ab April. Je stärker wir schneiden, desto stärker reagiert der Baum und treibt prächtig aus.
Einfaches Prinzip: Was ist beim Obstbaumschnitt zu beachten?
Das Prinzip heißt: Licht und Luft muss in die Baumkrone! Äste sollen sich nicht überkreuzen und gegenseitig das Licht wegnehmen. Nur wenn genug Licht in den Baum kommt, entwickeln sich süße, reife und schmackhafte Früchte. Ein Apfel aus dem Schatten eines Baumes schmeckt viel schlechter als einer aus der Sonne.
Das Ziel ist, das Wachstum der Zweige und Äste abzuflachen. Der Merksatz lautet: "Steile Äste wachsen und flache Äste fruchten." Das bedeutet in der Praxis, dass wir nicht an vielen Zweigen nur herumschnippeln, sondern möglichst immer so schneiden, dass der Austrieb in eine flache, horizontale Zweigverlängerung geleitet wird. Im Fachjargon heißt das "Ableiten". Das trägt entscheidend zur Beruhigung des Baumwuchses bei.
Bedachter Baumschnitt: Wie schneidet man einen Obstbaum schonend?
Gewöhnliche glatte Schnittwunden bis sieben Zentimeter überwächst ("überwallt") der Baum nach zwei bis drei Jahren von ganz allein. Nur bei größeren Wunden kann man Baumwachs oder andere Mittel zum Wundverschluss zur Unterstützung einsetzen. Wichtig beim Absägen dickerer und schwerer Äste ist, dass man etappenweise arbeitet, um ein Abreißen des Astes mitten im Sägen zu verhindern. Denn so würden riesige Wunden entstehen. Etappenweise heißt: Man sägt den Ast zunächst etwa 30 Zentimeter vom Stamm entfernt ab, damit das größte Gewicht schon mal weg ist. Danach kann man den Rest des Astes sauber und glatt absägen.
Junge Bäume, alte Bäume: Wie oft müssen Obstbäume geschnitten werden?
Junge Obstbäume brauchen eine intensivere Pflege als ältere. Der Baum muss erzogen, also von Anfang an gut angelegt werden – schon beginnend beim Pflanzschnitt direkt nach dem Setzen. gerade dann braucht es den regelmäßigen jährlichen Erziehungsschnitt, damit sich ein starker Wuchs und eine gute Krone ausbildet. Aber auch ausgewachsene Bäume brauchen jedes Jahr einen Pflegeschnitt – zum Auslichten und um senkrecht nach oben gehende Triebe ("Wasserschosse") wegzuschneiden. Gut gepflegte Halb- und Hochstämme können so 50 bis 100 Jahre alt werden.
Kurse und Regeln: Wie geht Obstbaumschnitt nun ganz genau?
Obstbaumschnitt ist kein Hexenwerk und folgt gewissen Grundprinzien, die auch in vielen Büchern und Online-Videos erklärt werden. Die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine wie auch Naturschutzverbände bieten regelmäßig Schnittkurse an – auch speziell für bestimmte Obstbaum-Arten. Denn eine Apfelbaum wird anders geschnitten als eine Kirsche oder Zwetschge. Zudem gibt es bei vielen Landratsämtern Fachberater, die bei Fragen um Obstbäume und Streuobstwiesen Hilfe vermitteln können. Insgesamt sollte man sich nicht vom Streit der Obstbaumschnitt-Experten um die richtige Methode oder Schnitt-Philosophie beirren lassen: Schlimmer als ein unperfekter Schnitt ist gar kein Schnitt für einen Baum. Darum: Ran an die Schere!