Sie verhandelten nur eine Nacht: Am 16. April 1922 schlossen Reichsaußenminister Walther Rathenau und sein sowjet-russischer Kollege Georgi W. Tschitscherin im Badeort Rapallo bei Genua ein Freundschafts- und Wirtschaftsabkommen. Ziel war, die internationale Isolierung beider Länder nach dem Ersten Weltkrieg und der Russischen Revolution zu beenden.
Für die internationale Diplomatie war das Bündnis eine Sensation. Zugleich nährte es Ängste, Deutsche und Russen könnten sich in Europa Territorien und Macht aufteilen.
Noch 1989, als Kohl und Gorbatschow die deutsche Einheit aushandelten, geisterte „Rapallo“ als Szenario durch die Welt.