- Das Songwriting liegt fest in Swifts Händen
- „Taylors Version“: Swift veröffentlicht ihre ersten sechs Alben neu
- Swift lässt sich nicht von Rechtspopulisten und Alt-Rights vereinnahmen
- Mit jedem Album erfindet sich Swift neu: Die „Eras“
- Swift engagiert sich für die LGBTQ*-Community
- Taylor Swift sorgte für ein Vinyl-Revival
- Swift wurde für ihre Ex-Freunde heftig kritisiert
- Die Sängerin ist eine Ikone des modernen Feminismus
- Swift kämpft für unabhängige Künstler*innen und gegen große Musikplattformen
- Fan-Sein ist durch Taylor Swift wieder salonfähig geworden
Das Songwriting liegt fest in Swifts Händen
Schon zu Beginn ihrer Karriere, damals noch alleine mit Gitarre und im Country-Genre unterwegs, schreibt Swift an all ihren Songs mit. Auch nach dem Wechsel in die Popmusik bleibt sie dem eigenständigen Songwriting treu.
Ihre Lyrics werden bis heute von Fans und Kritikern gleichermaßen geschätzt. Im Fokus stehen oft persönliche Themen, mit denen sich vor allem Millennials und die Gen-Z identifizieren können.
An manchen Universitäten in den USA werden Swifts Lyrics sogar an Literaturkursen gelehrt, da die Songtexte der leseaffinen Amerikanerin durchzogen von literarischen Anspielungen sind. Die New York University verlieh Taylor Swift 2022 eine Ehrendoktorwürde der Kunstwissenschaften, an der Universität Gent gibt es sogar einen eigenen Taylor Swift-Kursus.
„Taylors Version“: Swift veröffentlicht ihre ersten sechs Platten neu
2018 erwarb der Unternehmer Scooter Braun das Label Big Machine Records, das alle bis dato erschienenen Alben von Taylor Swift besitzt. Laut Swift sei Braun ein „Tyrann“ und nur Künstler selbst sollten die Rechte an ihrem Werk besitzen – ein direkter Aufruf zur kreativen Selbstbestimmung.
Um die kommerzielle Nutzungsgewalt über ihre Kompositionen zurückzugewinnen, veröffentlicht Swift seit 2021 nach und nach ihre ersten sechs Studioalben neu und ergänzt diese mit unveröffentlichtem Material aus Zeiten der Erstveröffentlichung. Das vierte Re-Release „1989 (Taylors Version)“ erscheint am 27. Oktober 2023.
Forum Popikone und beste Freundin – Warum lieben alle Taylor Swift?
Bernd Lechler diskutiert mit
Jakob Biazza, Journalist, Süddeutsche Zeitung
Prof. Dr. Jörn Glasenapp, Kulturwissenschaftler, Uni Bamberg
Jenni Zylka, Journalistin und Autorin
Swift lässt sich nicht von Rechtspopulisten und Alt-Rights vereinnahmen
Wenn sich irgendwie alle auf eine Künstlerin einigen können, dann lockt das oftmals auch die Falschen an: Neonazistische Blogs aus den USA nannten die Sängerin wiederholt eine „arische Göttin“ und wollten Swift für ihre Zwecke instrumentalisieren.
Zunächst ging Swift gegen die Aussagen aus dem rechten Flügel vor, äußerte sich jedoch aus Angst, gecancelt zu werden, nicht weiter dazu. Sie wollte apolitisch bleiben und war der Meinung, nicht genug über Politik zu wissen, um etwas zu Debatten beitragen zu können.
Doch mit zunehmendem Einfluss änderte Swift ihre Meinung. Klare Haltung bekennt sie spätestens seit der Präsidentschaftswahl 2018, bei der sie bei den Zwischenwahlen Wahlkampf für die demokratische Partei machte – mit nachweisbarem Anstieg der Wahlregistrierungen im Anschluss.
Mit jedem Album erfindet sich Taylor Swift neu: Die „Eras“
Wenn bei Taylor Swift eine neue Ära ansteht, also ein neues Album veröffentlicht wird, erfindet sich die Sängerin jedes Mal neu. Von ihren Looks bis hin zur Bühnenshow wird jedes Detail auf die neue Epoche abgestimmt, sodass ein ganzheitliches Konzept entsteht. Eine Parallele zur Queen of Pop Madonna, die das ganz ähnlich handhabt.
Mit dem Folk-Album „Folklore“ aus 2020 beispielsweise wurde Swifts Look plötzlich zum Inbegriff des Cottagecores: Kuschelige Cardigans und grobmaschige Strickpullis wurden durch Taylor Swift zum Kassenschlager. Die „Red Era“ setzte, wie der Name bereits sagt, die Farbe rot in den Fokus und machte die „Swift-Bangs“, eine Frisur mit geradem Pony-Schnitt zu ihrem Markenzeichen und einem Trend unter den Fans.
Swift engagiert sich für die LGBTQ*-Community
Lange Zeit galt Swift als zurückhaltend was Aussagen gegen Homophobie angeht. Vor allem im Kontext der Wahl von Donald Trump und dessen sexistischer Aussagen 2016 wurde ihr Schweigen scharf kritisiert.
Mit „You Need to Calm Down“ (2019) und dem dazugehörigen Musikvideo korrigierte Swift ihren Kurs und setzte schließlich ein klares Statement gegen Homophobie. Ihr plötzliches Engagement begründete sie mit der Lage, die sich für LGBTQ*-Personen in den USA immer weiter verschlechtere.
Als in ihrem Heimatstaat Tennessee die Regierenden eine Reihe von LGBTQ*-feindlichen Gesetzen durchsetzen wollten, reagierte die Sängerin mit einer großzügigen Geldspende an eine Organisation, die sich für queere Menschen stark macht. Sie gibt außerdem immer wieder LGBTQ*-Acts eine Bühne und setzt sich aktiv für den Equality Act, die Gleichstellung sexueller Minderheiten, ein.
Swift sorgte für ein Vinyl-Revival
Die Zeit der Musikalben gilt schon einige Jahre als offiziell vorbei. Mit dem Aufkeimen von Streaminganbietern verlor das Album als Kunstform in der Popkultur immer mehr an Relevanz und gilt seit Ende der 2010er-Jahre endgültig als nicht mehr zeitgemäß. Das gilt jedoch nicht für Swift: Ihre Alben gehen weiterhin millionenfach über die Ladentheke.
Swift gilt als moderne Gegenthese zum schnelllebigen Streaming-Geschäft, in dem die erfolgreiche Phase der Künstler*innen selten lange anhält. Swift selbst ist dabei bekennende Anhängerin von inhabergeführten Plattenläden – ihre Fans machen es ihr nach.
Die Medien und der Ex-Freund-Stempel
Schon früh in ihrer Karriere versuchte man Taylor Swift ein Image anzudichten, bei dem sie als „schlechte Frau“ dasteht, vor der Männer wie Tom Hiddleston oder Jake Gyllenhaal davon laufen. Ihr angeblich hoher Männerverschleiß wurde immer wieder zum Thema im Boulevard.
Swift, die ihre Gefühle und damit auch Beziehungen häufig in Songtexten verarbeitet, wurde vorgeworfen, in einer Art Racheakt ihre Verflossenen musikalisch durch den Kakao ziehen zu wollen. Dabei sind es vor allem die Trennungssongs von Swift, die sie von ihrer verletztlichsten Seite zeigen.
In Songs wie „Blank Space“, bis heute einer ihrer größten Hits, gibt sich Swift betont selbstbewusst und persifliert sich selbst und das Image, das man ihr auch nach vielen Jahren an der Spitze des Showgeschäfts noch anhängen möchte.
Taylor Swift: Eine Ikone des modernen Feminismus
Angefangen als biederes Country-Girl im Blumenkleid rockt Swift heute in atemberaubenden Roben auf den größten Bühnen der Welt. Sie zeigt ihren Fans: Du kannst alles sein, was du willst. Mit ihrem steten Mut zur Veränderung beweist sie, dass im Neuanfang nicht immer etwas Schlechtes stecken muss. Vor allem junge Frauen sehen sie als Vorbild.
Dabei ist der Feminismus, der sowohl in Taylor Swifts Songtexten als auch in Interviews anklingt, kein Selbstzweck, sondern viel mehr Selbstschutz: Swifts Musik hat sich schon vor den Zeiten der politischen Statements außerordentlich verkauft. Mit ihren Statements macht sich Swift angreifbar, doch sie ist sich ihrer weißen Privilegien bewusst und will gerade deshalb ihre Bühne nutzen, um ein Umdenken zu bewirken.
Swift kämpft für unabhängige Künstler*innen und gegen große Musikplattformen
Als Apple im Jahr 2015 seinen Streamingdienst „Apple Music“ drei Monate kostenlos anbieten wollte, hatte der Konzern dabei nicht vorgesehen, die Künstler dafür zu entlohnen.
Swift weigerte sich, unter diesen Umständen ihre Musik zur Verfügung zu stellen, stachelte ihre enorme Instagram-Followerschaft an und setzte sich schließlich gegen Apple durch – es kam zu einer Entlohnung. Ihre wiederholten Aussagen rund um Musikstreaming und künstlerische Selbstbestimmung haben Debatten um Reformen gefördert.
Dennoch hält die Sängerin viele Rekorde auf den Streamingplattformen und war beispielsweise die erste Künstlerin, die 100 Millionen monatliche Zuhörende auf Spotify hatte.
Die Swifties: Fan-Sein wurde wieder salonfähig
Ein Vergleich von Taylor Swift mit dem männlichen Popstar der Stunde, Harry Styles, liegt nahe. Denn abseits der gemeinsamen Liebesvergangenheit verbindet Swift mit dem Ex-One-Direction-Sänger Harry Styles eine ganze Menge: Vor allem die Fandoms um die beiden großen Pop-Ikonen ihrer Generation sind sich sehr ähnlich.
Bei beiden Stars zelebrieren die Fans ihre Anhängerschaft regelrecht. Swift und Styles haben gemeinsam das exzessive Fan-Sein in der Post-Boygroup Ära wieder salonfähig gemacht und aus der oft belächelten Teenie-Ecke geholt.
Swifties, so nennen sich die passionierten Swift-Fans, verkleiden sich zum Konzertbesuch als ihre Lieblingsera oder gar Songzeile, basteln sich Freundeskettchen und vernetzen sich in großem Ausmaß im Internet. Stets an ihrer Seite ist dabei Swift selbst, die sich in den Communities einbringt.