Klimaforscher Jakob Zscheischler

Diese Auswirkungen hat der Klimawandel auf Extremwettersituationen

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Claudia Deeg
SWR1 RP Moderatorin Claudia Deeg
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Erst kürzlich hat heftiger Regen viele Orte in Rheinland-Pfalz und im Saarland überflutet. Wie so oft waren danach in den sozialen Medien Kommentare zu lesen, wie "Hochwasser gab es schon immer" oder "Das hat nichts mit dem Klimawandel zu tun".

Stimmt das wirklich? Wir haben Klimaforscher Professor Jakob Zscheischler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig gefragt, was nun stimmt. 

SWR1: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Unwetter beziehungsweise Hochwasser?

Jakob Zscheischler: Ja, den gibt es. Wir wissen, aufgrund recht einfacher physikalischer Grundlagen, dass sich mit dem Anstieg der globalen Mitteltemperatur auch Extremniederschläge verstärken.

Es gibt diesen generellen Zusammenhang, höhere Temperatur führt zu mehr Niederschlag, weil die Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen kann. Das können wir an Wetterdaten beobachten und spielt in diesem Fall wahrscheinlich auch eine Rolle. Aber für ein Einzelereignis kann man das generell erstmal so nicht sagen, da müsste man eine Zuordnungsstudie durchführen.

SWR1: Der Klimawandel macht also Hochwasser wahrscheinlicher, aber nicht jedes einzelne Ereignis ist auf den Klimawandel zurückzuführen. Kann man das so zusammenfassen?

Zscheischler: Genau.

SWR1: Uns hat eine Frau aus Kirnsulzbach erzählt, dass sie seit 73 Jahren in ihrem Haus wohnt und zum ersten Mal ein Hochwasser erlebt hat. Menschen aus Cochem sagen, Hochwasser ist nichts Ungewöhnliches, vor allem nach der Schneeschmelze. Aber dass es zu Pfingsten kommt, das sei neu. Heißt das, da verschiebt sich möglicherweise etwas?

Zscheischler: Das kann passieren. Durch den Klimawandel können sich auch die Wetterbedingungen verschieben, wo zum Beispiel dann häufiger Regen herunterfällt oder auch weniger.

Generell gibt es im Niederschlag eine sehr hohe Variabilität in der Zeit, auch ohne Klimawandel. Das heißt, es kann in einzelnen Jahren extrem viel regnen, in manchen Jahren ganz wenig. Und dadurch kann es auch passieren, dass es in einer bestimmten Region relativ lange keine Hochwasser gibt. Aber dann plötzlich gibt es eins, wie zum Beispiel im Ahrtal Hochwasser. Ähnliche Hochwasser gab es vor 100 und 200 Jahren. Sie sind einfach sehr selten, aber sie kommen in der Region schon auch vor.

SWR1: Das heißt, sowas kann auch sein, trotz Klimawandel?

Zscheischler: Genau, sowas kann auch ohne Klimawandel vorkommen, aber der Klimawandel verstärkt dann solche Ereignisse.

SWR1: "Deutschland im Donnersommer" heißt eine Schlagzeile, mit dramatischen Unwetterserien nacheinander. Was ist an dieser Wetterlage so besonders, ist sie hartnäckig und setzt sich fest?

Zscheischler: Das war in dem Fall so, und ein kleines Tiefdruckgebiet war relativ lange über der gleichen Region. Der Klimawandel kann auch dazu führen, dass sich solche Wetterlagen festsetzen und sich langsamer bewegen.

SWR1: Also wächst die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse. Es kann aber auch extrem in die andere Richtung gehen, wieder mit Hitze und Dürre im Sommer?

Zscheischler: Genau. Wir erwarten, dass Ereignisse, wie Extremniederschlag, Dürre und extreme Hitzewellen, mit dem Klimawandel häufiger vorkommen.

SWR1: Müssen wir uns in Rheinland-Pfalz häufiger auf Extremwettersituationen und damit auch Hochwasser einstellen?

Zscheischler: Ja, auf jeden Fall.

Das Interview führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

Zur Homepage des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig.

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