Hochwasser, Sturmfluten, das Abschmelzen der Gletscher oder Überschwemmungen – der Klimawandel zeigt jeden Tag neue, dramatische Auswirkungen. Grund genug, dass bei der Weltklimakonferenz COP29, die heute in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, startet, Fakten geschaffen werden sollten.
Insgesamt nehmen 198 Staaten an der Konferenz teil. Wir haben mit der Mainzer Physikerin Dr. Doris Vollmer gesprochen, die vor zwei Jahren als Vertreterin der Max-Planck-Gesellschaft bei der Weltklimakonferenz in Scharm El-Scheich dabei war.
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SWR1: Bei den vorangegangenen Klimakonferenzen war es eher so: große Ziele, kleine Ergebnisse, schwammige Schlusspapiere. Warum kommt da so selten wirklich etwas bei herum?
Doris Vollmer: Das Problem ist, dass alle 200 Nationen bei jedem Dokument zustimmen müssen, weil man gesagt hat, das ist ein globales Problem. Wir können es nur gemeinsam lösen, weil Klimaschutz und CO2 keine Grenzen kennen.
Deswegen war das ursprünglich so angegangen und jetzt ist es natürlich ein Problem, weil einige Länder, wie zum Beispiel Russland, kein Interesse an mehr Klimaschutz haben. Russland könnte den Krieg gegen die Ukraine nicht finanzieren, ohne massiv Öl und Gas zu verkaufen.
SWR1: Wie denken Sie, wirken sich die politischen Ereignisse der vergangenen Woche, die Absage der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Baku oder der Wahlsieg von Donald Trump in den USA auf die Konferenz aus?
Vollmer: Natürlich sind die Personen und teilnehmenden Staaten frustrierter und pessimistischer. Deswegen halte ich es für so wichtig, dass Europa als treibende Kraft vorangeht und agiert. Europa war bislang in Fragen des Klimaschutzes immer ein stabiler Partner. Es gibt die hemmenden Länder und es gibt natürlich andererseits auch die treibenden Länder, wie aktuell Spanien, das unter den Konsequenzen des Klimawandels wegen der Überflutung massivst leidet.
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SWR1: Der Deutsche Wetterdienst hat gerade vor einer Vervielfachung der Hitzetage bei uns gewarnt. Wie dringend ist es, dass konkrete Beschlüsse gefasst werden?
Vollmer: Extrem dringend! Aber es geht nicht nur um die Beschlüsse, die dort gefasst werden. Es geht auch um das, was wir als einzelne Menschen machen. Wenn wir selber nicht willens sind, die Klimapolitik zu unterstützen, sind Beschlüsse zwar super wichtig, aber sie sind nicht hinreichend. Wir müssen selber als Menschen auch realisieren, dass wir das Problem haben und dass wir das Problem nicht ignorieren können, sondern dass wir es angehen müssen.
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SWR1: Auch bei uns spüren Winzer und Landwirte schon jetzt die Folgen des Klimawandels. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Themen der Rheinland-Pfälzer, die angegangen werden müssten?
Vollmer: Als Allerwichtigstes ist, dass wir der Realität ins Auge blicken. Verdrängung und Resignation verschlimmert die Situation. Wir können einerseits probieren, die Erhitzung zu verlangsamen und uns an den Klimawandel anpassen.
Zum Beispiel durch den Bau und die Nutzung von Zisternen. Durch die Bewässerung von Weinbergen, von Obstplantagen und natürlich, möglichst schnell aufhören, Öl und Gas und Kohle zu verbrennen und erneuerbare Energien ausbauen. Das beinhaltet auch den Bau von Windkraftanlagen überall, wo es irgendwo möglich ist.