Wir haben mit der Trauerrednerin Sophia Seitz aus Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis gesprochen. Sie hat viel mit Menschen zu tun, die sich einsam fühlen und weiß, wie man sich und anderen in dieser Situation helfen kann.
SWR1: Sie kennen ja viele Menschen, die sich einsam fühlen, weil sie jemanden verloren haben. Dann kommt der erste Geburtstag, das erste Weihnachtsfest oder auch Silvester ohne den vertrauten Menschen. Wie gehen Sie mit Menschen in dieser Lage um? Und wie können Sie da helfen?
Sophia Seitz: Erstmal spreche ich immer aus, wie es ist. Ich nenne die Weihnachtszeit wirklich "den Endgegner in der Trauer", weil die geliebten Menschen da doppelt und dreifach fehlen. Das Erste, was man machen kann, ist es anzusprechen.
Und was ich auch ganz wichtig finde, egal wie lange der Verlust her ist: Wenn man merkt, da fehlt einem jemand, kann man das auch mal benennen. Man kann ein Angebot machen und fragen, ob man darüber sprechen möchte und was derjenige braucht. Erstmal diese Trauer sehen und wahrnehmen und auch gar nicht bewerten, nach dem Motto, das ist jetzt schon fünf Jahre her, so langsam muss die Person ja darüber hinweg sein. Das ist etwas, was wehtut.
SWR1: Das heißt, das können wir auch selber tun, wenn wir merken, wir haben im Umfeld jemanden, der sich einsam fühlt, weil er jemanden verloren hat. Wie wichtig ist es denn, nicht alleine zu bleiben?
Seitz: Ich würde impulsmäßig sagen, ganz arg wichtig. Aber ich denke auch, das ist so individuell, wie wir Menschen eben alle sind. Ich weiß aus Erfahrung, dass viele erstmal einsam sein möchten und mit der Trauer für sich sein möchten. Und ich sage da auch immer den Trauernden, dass alles kann und nichts muss.
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Wer an Weihnachten ungewollt allein ist, kann sich auf der Plattform #keinerbleibtallein mit Leuten vernetzen, denen es auch so geht. Denn viele Menschen wissen nicht, mit wem sie Weihnachten feiern sollen. Wir haben noch weitere Tipps gegen Einsamkeit an Weihnachten.
Man soll da wirklich auf sich hören, wonach ist mir jetzt? Und man darf auch laut lachen, man darf ausgehen, man darf Spaß haben. Und man darf zu Hause sitzen, mit Weltuntergangsstimmung und traurige Musik hören und alles rausweinen und schreien. Da gibt es kein Richtig und kein Falsch.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Weitere Informationen zu Trauerrednerin Sophia Seitz finden Sie auf ihrer Homepage.