Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme wieder bei 19 Prozent

Was Sie beim Energie-Versorgerwechsel beachten sollten

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Jürgen Kurth
Jürgen Kurth
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SWR1

Für Gaskunden wird ab April wieder die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Gas und Fernwärme fällig, die von der Bundesregierung im Zuge des Ukraine-Kriegs beschlossene Senkung auf sieben Prozent läuft aus.

Wann sich der Versorgerwechsel lohnt, worauf Sie dabei achten sollten und wieviel Sie dabei tatsächlich sparen können, haben wir im SWR1 Interview mit Energieexperte Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz besprochen.

Mehrwertsteuererhöhung kein Grund für Kündigung

SWR1: Kann ich denn wegen der Steuererhöhung wechseln?

Hans Weinreuter: Leider gibt es aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung kein Sonderkündigungsrecht aufgrund dieser Preiserhöhung. Das heißt, das alleine reicht nicht aus, um jetzt akut den Versorger zu wechseln.

SWR1: Aber wechseln kann man ja dennoch. Worauf muss man achten?

Weinreuter: Man muss zunächst den eigenen Vertragsstatus klären. Das heißt, bin ich in der Grundversorgung, dann kann ich mit zwei Wochen Kündigungsfrist raus und kann den Versorger wechseln.

Habe ich einen Sondervertrag, dann bin ich an die Vertragslaufzeit gebunden und die im Vertrag festgehaltene Kündigungsfrist. Das muss ich klären und parallel dazu sollte man sich einen Überblick über die Wechseloptionen und die Einsparpotenziale verschaffen. Diese Einsparpotenziale hängen sehr davon ab, welchen Preis ich im Moment für mein Erdgas zahle.

So viel können Sie beim Energie-Versorgerwechsel sparen

SWR1: Wieviel Sparpotenzial ist erfahrungsgemäß vom teuersten zum günstigsten Anbieter?

Weinreuter: Wir sehen im Moment bei den rheinland-pfälzischen Grundversorgern, wo die meisten Haushalte nach wie vor sind, auch wenn sie dort Sonderverträge haben, schon riesige Preisspannen.

Für die klassischen 20.000 Kilowattstunden im Jahr können sie beim Günstigsten in Rheinland-Pfalz bei 2.000 Euro liegen und beim Teuersten bei etwa 4.000 Euro oder darüber. Da sieht man schon, wie groß die Preisspanne aktuell ist. Je teurer mein Versorger ist, umso größer ist das Einsparpotenzial. Das kann, wenn ich in einem teuren Modell drin bin, 500 bis 600 Euro ausmachen, wenn ich den Versorger wechsel.

Je teurer mein Versorger ist, umso größer ist das Einsparpotenzial.

Je teurer Ihr derzeitiger Versorger ist, desto größer kann auch das Einsparpotenzial bei einem Wechsel ausfallen.
Je teurer Ihr derzeitiger Versorger ist, desto größer kann auch das Einsparpotenzial bei einem Wechsel ausfallen.

SWR1: Ich habe eine Preisvergleichssuchmaschine benutzt und festgestellt, der Grundversorger ist der teuerste — soweit keine Überraschung. Nach dem Preisvergleich ist der Grundversorger aber auch der billigste. 700 Euro Preisunterschied und dann auch noch bei dem günstigeren Angebot ein Öko-Gas. Wie kann denn das sein?

Weinreuter: Das sind genau die Unterschiede, die wir seit Jahren feststellen. Grundversorgung ist das eine, Sonderpreismodelle sind das andere.

Der Unterschied ist die Vertragslaufzeit und dann sind es die individuellen Preiskalkulationen, die der einzelne Versorger vornimmt. Und darin hat er seine Marktstrategie abgebildet, also solche Unterschiede, dass er einmal sehr teuer und bei den Sonderpreismodellen sehr günstig ist. Das sind eher Ausnahmefälle, dass die Unterschiede so groß sind. Aber es gibt sie.

Was Sie beim Energie-Versorgerwechsel beachten sollten

SWR1: Wo liegt denn die Fehlergefahr beim Wechseln?

Weinreuter: Ganz wichtig ist in den Wechselportalen: wenn man die eigene Postleitzahl eingibt, wird in der Regel die Grundversorgung eingestellt, also das teuerste Modell. Das heißt, wenn ich aktuell nicht in der Grundversorgung bin, dann muss ich dort das richtige Vertragsmodell auswählen, damit ich nicht Einsparpotenziale aufgezeigt bekomme, die gar nicht vorhanden sind.

Außerdem gibt es Filter und Voreinstellungen. Da sollte man auf jeden Fall die Bonuszahlungen rausnehmen, weil die das Bild verfälschen - ich will ja den reinen Preisvergleich haben. Dann sollte man nicht länger als zwölf Monate abschließen und darauf achten, dass die Kündigungsfrist nicht länger als vier Wochen ist.

Wenn ich das alles richtig gemacht habe, dann kriege ich ein realistisches Bild. Und dann kommt noch dazu, dass nach wie vor noch das eine oder andere Schwarze Schaf auf dem Markt der Discounter gibt. Vor allen Dingen sollte man die vermeiden. Wer dazu Fragen hat, kann sich gerne bei uns melden.

Das sind die Schwarzen Schafe unter den Energie-Versorgern

SWR1: Woran erkennt man die Schwarzen Schafe?

Weinreuter: Die erkenne ich, weil die Stiftung Warentest diese im Finanztest-Heft im Herbst 2023 benannt hat. Wir haben selbst auch eine interne Liste von denen, die über längere Zeit auffällig geworden sind.

Und im Finanztest-Heft vom Dezember 2023 hat die Stiftung Warentest sehr offen die wichtigsten Schwarzen Schafe aufgeführt, darunter sind Versorger wie die primaholding, Grünwelt Energie, extraenergie und die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft. Die kann man schon mal auf jeden Fall ausschließen. Das sind auffällige Anbieter bei Strom und Gas.

Und dann gibt es noch zwei, drei andere, die bei uns auch auffällig geworden sind. Wir können die Leute, die sich bei uns zum Thema Versorgerwechsel im Gespräch beraten lassen, darauf hinweisen.

Preisexplosion Strom und Gas - Ihre Rechte gegenüber dem Energieversorger

Was tun, wenn der Energieversorger den Vertrag kündigt? Können Strom und Gas einfach abgedreht werden, wenn man nicht zahlen kann? Welche Rechte haben Mieter?

MARKTCHECK SWR Fernsehen

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Jürgen Kurth.

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