Denn verschiedene Studien zeigen: Die Deutschen geben dieses Jahr noch mehr für ihren Sommerurlaub aus als im letzten Jahr.
Dr. Friedericke Kuhn ist Projektleiterin Reiseanalyse am Institut für Tourismusforschung in Kiel und hat unsere Fragen beantwortet.
SWR1: Über 1.000 Euro pro Kopf wollen die Deutschen im Schnitt ausgeben für den Sommerurlaub. Wie passend diese hohen Ausgaben mit den Sparplänen der Deutschen aufgrund der gestiegenen Preise zusammen?
Friedericke Kuhn: Insgesamt zeigt das den besonders hohen Stellenwert von Urlaubsreisen in der deutschen Gesellschaft. Wir fragen jedes Jahr, welche Bereiche den Menschen im Leben wichtig sind und wofür sie gerne Geld ausgeben. Bei den Reisenden steht der Urlaub auf Platz zwei vor dem Wohnen und nach den Lebensmitteln.
SWR1: In Umfragen hört man, dass sich viele Deutsche dafür im Urlaub zurückhalten wollen, also bei Souvenirs zum Beispiel. Funktioniert diese Konsumzurückhaltung im Urlaub überhaupt?
Kuhn: Gerade im Urlaub ist es besonders schwierig bei den Ausgaben zu knapsen. Es wird dann eher kürzer verreist oder es werden vielleicht weniger Urlaubsreisen gemacht. Aber im Urlaub zu sparen, das gestaltet sich häufig schwierig. Nur wenn man eisern ist, dann klappt das vielleicht auch.
SWR1: Warum ist den Deutschen denn der Urlaub so wichtig, dass sie an anderer Stelle zurückstecken?
Kuhn: Das hat vielleicht zu einem Teil auch mit Gewohnheit zu tun. Wenn man das schon in der Kindheit gewohnt war und jedes Jahr gemacht hat, dann ist es einerseits etwas Wichtiges und andererseits auch Gewohnheit. Urlaub ist natürlich auch ein einfach die schönste Zeit im Jahr, in der man machen kann, was man möchte. Diese Bedeutung ist in der Gesellschaft historisch gewachsen.
SWR1: An welchen Stellen sparen die Menschen in Deutschland Geld ein, damit sie sich schöne Urlaube leisten können?
Kuhn: Das sind Punkte, wie beispielsweise das Auto oder Wohnungseinrichtung, Kleidung oder Freizeitunternehmungen außerhalb von Urlaub. Also Aspekte, die den Menschen weniger wichtig sind als Urlaubsreisen und wo sie dann auch eher einsparen würden.
SWR1: Wieviel hat diese Urlaubslust mit den ausgefallenen Reisen durch die Corona-Zeit zu tun?
Kuhn: Sie hat schon ein wenig damit zu tun. Da gab es jetzt den Bedarf, nochmal Urlauber nachzuholen. Das wird sich dann im nächsten Jahr zeigen an, ob der Nachholbedarf sich weiter ausdehnt.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.