SWR1: Wie ist denn Ihre Laune aktuell?
Ich bin Optimist, ich bleibe Optimist. Ich habe einfach zum Glück in meinem Leben schon viele Erfahrungen gemacht, die mir zeigen, am Ende wird es gut. Dass ich Rheinländerin bin, hilft wahrscheinlich auch noch ein bisschen dabei.
SWR1: Wie schafft man es denn, optimistisch zu bleiben?
Stefanie Voss: Ich fang mal andersrum an. Das Schlechteste, was Sie machen können ist nichts zu machen und sich ausgeliefert hinsetzen und jammern. Alles andere ist schon mal eine gute Idee.
Resilienz im Alltag lernen
SWR1: Das heißt, man kann reslilientes Verhalten lernen. Welche Tricks haben Sie denn?
Voss: Man kann zunächst einmal diesem Ausgeliefertsein entfliehen. Diesem Gefühl von ich kann ja sowieso nichts machen kann ich mich entgegenstellen, indem ich selber Dinge ändere und umsetze. Und das muss nicht lange dauern und nicht aufwendig sein.
Alle Menschen wünschen sich mehr Wertschätzung und mehr Freundlichkeit in der Welt. Ich kann jeden Tag mehr Wertschätzung und mehr Freundlichkeit in die Welt bringen, indem ich einfach Menschen Danke sage. An allen möglichen Stellen, dem Busfahrer, dem Kassierer (...), Das gibt nicht nur den Menschen, die dieses Danke bekommen, sondern auch mir selbst ein gutes Gefühl.
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Selbstfürsorge steigert Resilienz im Alltag
SWR1: Beim Sport werden stimmungssteigernde Botenstoffe wie Serotonin und Endorphine ausgeschüttet und nach dem Sport fällt der Blutdruck, das müsste helfen zu entspannen, oder?
Voss: Grundsätzlich ist jede Art von Selbstfürsorge gut. Das ist für den einen Sport, für den anderen ist das endlich mal ausschlafen und für den Dritten ist das gesundes Essen. Grundsätzlich ist die Selbstfürsorge in Zeiten wie diesen, wo wir das Gefühl haben, es ist alles zu viel, immer eine gute Idee.
Resilienz und toxische Positivität
SWR1: Es gibt auch den Begriff der toxischen Positivität, alles immer nur positiv zu sehen, das ist ja das andere Extrem. Das tut auch nicht gut, oder?
Voss: Nein, das ist auf jeden Fall falsch. Emotionen sind, was Sie sind. Es gibt keine guten und keine schlechten Emotionen.
Das Interessante ist, Emotionen sagen mir eine Menge über mich. Daher lohnt es sich auf die eigenen Emotionen zu schauen und zu überlegen, wenn ich gerade wütend bin, was sagt mir das über mich? Wenn ich mich gerade freue, was erzählt mir das über mich? Und meine Werte, also meine Emotionen als Wegweiser zu betrachten, die mir eine Menge über mich selber erzählen. Emotionen wegzudrücken ist mit das Dümmste, was wir machen können. Denn die Emotionen gehen natürlich nicht weg, sondern kommen irgendwann geballt zurück.