Ob Krankheit, Trennung, Kündigung, Insolvenz oder Tod eines geliebten Menschen, keiner ist vor Schicksalsschlägen oder Krisenzeiten gefeit. Auch der Ukraine-Krieg, der Klimawandel oder die Coronapandemie belasten viele. Manchen nimmt es sogar den Lebensmut. Andere scheinen diese Herausforderungen besser zu verkraften. Sie haben eines gemeinsam: Resilienz.
Resilienz: Was ist das?
Resilienz bezeichnet die innere Widerstandskraft eines Menschen. Wer resilient ist, greift in Krisenzeiten auf seine sozialen und persönlichen Ressourcen zurück. "Es spiele eine große Rolle, wie ich lerne, mit Dingen umzugehen", meint Psychologin Isabella Helmreich. Sie forscht zum Thema Resilienz am Leibniz-Institut in Mainz. Was resiliente Persönlichkeiten ausmacht, ist, dass sie sich darüber bewusst sind, ihr Schicksal zu einem großen Teil selbst in die Hand nehmen zu können – trotz der widrigsten äusseren Umstände.
Resilienz lernen
Resilienz, die Fähigkeit, Unsicherheiten und Krisen zu bewältigen kann man lernen, sagt die Leiterin des Bereichs "Resilienz & Gesellschaft" am Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz. Die Fähigkeit zur Resilienz bringt zwar der eine Mensch in seiner Persönlichkeit mehr mit, der andere weniger. Das soziale Umfeld und Traumata in der Vergangenheit spielten da eine Rolle. Entscheidend seien aber letztendlich sogenannte Resilienzfaktoren, auf die man Einfluss nehmen könne.
Es geht um die Grundhaltungen: Wie blicke ich auf die Welt?
Optimisten bekommen eher Hilfe, sagt Isabella Helmreich. Eine positive Grundhaltung überträgt sich offenbar auf andere Menschen. Jeder sollte sich fragen: Wie blicke ich auf die Welt? Erlebe ich die Welt als verstehbar? Habe ich das Gefühl der Selbstwirksamkeit, also: habe ich Mittel, Wege und Fähigkeiten, etwas zu gestalten oder zu verändern? Der Weg aus der Ohnmacht sei dann, eine Strategie zu entwickeln, wie man der scheinbar ausweglosen Situation entkommt. Dabei sei die Frage: Wo will ich hin? Und wie will ich diesen Weg gehen?
Resilienz-Projekt für Kinder
So hat das Deutsche Rote Kreuz ein Resilienz-Projekt für Kinder gestartet. Seit der Flutkatastrophe im Ahrtal ist die Hilfsorganisation mit großen Alpaka-Handpuppen in Grundschulen unterwegs. Das soll jetzt auch in anderen Grundschulen ausgebaut werden. Vor allem mit Kindern, die traumatisiert sind oder in schwierigen Beziehungen leben. Viele Kinder haben immer noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen und sie sind auch verunsichert durch den Krieg in der Ukraine oder die Inflation. Sie spüren die Auswirkungen in ihren Familien und fühlen sich ohnmächtig. Mit Plüsch-Alpaka Indigo lernen sie, mit ihren Gefühlen, wie Angst, Trauer oder Wut, umzugehen. Und Indigo hat auch ein paar Tricks parat. Zum Beispiel: Wenn die Angst kommt, auf ein Bein stellen und dabei ein Lieblingslied singen. "Doch vor allem sei es wichtig, an sich selbst zu glauben", sagt Faris Shehabi, Leiter des Kinder-Resilienz-Projektes, "und das könne man lernen."
Angst und Trauer gehören zur Resilienz dazu
Alles unangenehme ausschalten? Nein! Auch unangenehme Emotionen müssen und dürfen da sein, sagt die Resilienz-Forscherin. Deswegen sollte man hinschauen und die Frage stellen: warum habe ich Angst? Was will mir die Emotion sagen? Wichtig sei es, der Emotion Raum zu geben. "Resilienz heißt nicht, wie eine Teflonpfanne alles an sich abgleiten zu lassen", so Isabella Helmreich, und weiter "Angst und Trauer zu spüren sind die Nebenwirkungen der Resilienz. Wer negative Gefühle zulasse, der sei aber frei, bewusst Schönes zu suchen. Und so auch in schweren Zeiten bereit, den Akku wieder aufzuladen.