SWR1: Kommt es häufig vor, dass Frauen so früh in die Wechseljahre kommen?
Prof. Ingrid Gerhard: Häufig kann man nicht sagen. Man nimmt an, dass es ungefähr ein Prozent der Frauen sind, die schon vor dem vierzigsten Lebensjahr in die Wechseljahre kommen.
SWR1: Was sind die Gründe für die vorzeitigen Wechseljahre?
Gerhard: Es sind sicher genetische Gründe. Aber das ist immer die Entschuldigung, wenn man nicht genau weiß, warum das vorkommt. Aber was gesichert ist: Die Eizellen sind im Eierstock schon vor der Geburt angelegt. Wenn sich der Embryo gerade erst entwickelt, können Veränderungen bei der Mutter die Eierstöcke der ungeborenen Tochter bereits schädigen, sodass dann die Wechseljahre vorzeitig eintreten.
SWR1: Dann ist keine Schwangerschaft mehr möglich?
Gerhard: Wenn einmal keine Eizellen mehr da sind, dann wird das auch mit Schwangerschaft nichts mehr. Aber man kann natürlich sehr viel dafür tun, dass man seine Eierstöcke so pflegt, dass man möglichst lange seine Periode hat, wenn man das möchte.
Wechseljahre mit guter Ernährung hinauszögern
SWR1: Wie geht das?
Gerhard: Da gibt es inzwischen Untersuchungen, dass ein guter Lebensstil, normales Gewicht und vor allen Dingen eine vernünftige Ernährung mit vielen Antioxidantien und Schutzstoffen die Eierstöcke so weit schützen können, dass die Wechseljahre zwei bis fünf Jahre später eintreffen als bei denen, die sich anders ernähren und anders im Leben stehen.
SWR1: Was sind Antioxidantien?
Gerhard: Das sind viele gute Inhaltsstoffe, die wir in pflanzlichen Lebensmitteln haben und die dafür sorgen, dass die Zellen nicht vorzeitig absterben, sondern immer ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind und gut arbeiten können.
Frühe Wechseljahre: Neue Forschungsergebnisse aus China
SWR1: Wenn die Wechseljahre schon vorzeitig eingesetzt haben, kann man dann noch irgendetwas therapieren?
Gerhard: Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe jetzt gerade wieder Untersuchungen aus China entdeckt. Dort wurden Pflanzenextrakte gefunden, womit man tatsächlich die Eierstöcke noch mal ein bisschen aufpäppeln kann. In Deutschland sind wir noch nicht so weit, aber es wird sehr viel geforscht. Dass zum Beispiel mit sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, also wirklich guten Inhaltsstoffen aus der Nahrung, das Eizellenniveau noch ein bisschen stabilisiert werden kann.
Das Interview führte SWR1-Moderator Hanns Lohmann.