Sie müssen die Burka tragen und dürfen ohne männliche Begleitung das Haus nicht verlassen. Außerdem können Mädchen nur bis zur sechsten Klasse die Schule besuchen und nicht mehr studieren.
Der afghanische Frauenverein in Hamburg versucht seit etwa 30 Jahren, den Menschen vor Ort – vor allem Frauen – zu helfen. Homa Abass ist die Vorsitzende des Vereins und erzählt im SWR1 Interview, wie der Verein weiterhin agieren kann.
SWR1: Können Sie sagen, wie halten Sie überhaupt Kontakt zu Frauen in Afghanistan, seitdem die Taliban die Macht übernommen haben?
Homa Abass: Wir haben dort lokal auch ein Büro, wir haben 200 Mitarbeiter, davon sind 60 Prozent Frauen, weil wir viele Schulen und Kliniken haben, und dadurch sind wir dann auch mit den Frauen in Kontakt.
SWR1: Aber können die Frauen überhaupt noch in Ihrer Nichtregierungsorganisation arbeiten und helfen? Weil eigentlich ist ihnen das ja, glaube ich, auch zum Teil verboten.
Abass: Ja, in unseren Projekten sind Gott sei Dank 90 Prozent aller Frauen noch aktiv. Das Einzige, was bei uns verboten wurde, sind zwei Schneidereien. Außer diesen zwei Projekten sind alle anderen Projekte wie das Hebammen-Projekt oder Ärztinnen und die Schulen, alle sind noch da und die Schüler sind es bis zur sechsten Klasse auch. Also meistens Mädchen, wir haben drei reine Mädchenschulen und ab der siebten Klasse machen wir dann Homeschooling.
SWR1: Ist das legal?
Abass: Also wir haben das in der Covid-Zeit angefangen, weil die Mädchen nicht zur Schule kommen konnten und das machen wir einfach weiter, seitdem die Regierung da ist.
SWR1: Das heißt, Sie versuchen einfach Lücken zu nutzen, die da sind. Aber was macht das mit den Menschen, vor allem mit den Frauen? Für sie hat sich das Leben ja radikal verändert.
Abass: Ja, das auf jeden Fall. Durch die 31 Erlasse und die De-facto-Regierung sind ja sehr viele Frauen sehr begrenzt. In letzter Zeit sind die Friseurläden alle auch geschlossen worden. Es gibt sehr, sehr viele Frauen, die einfach zu Hause sitzen und keine Alternative haben, irgendwas zu tun.
SWR1: Im Moment wird ja diskutiert, soll man mit den Taliban verhandeln, also überhaupt den Kontakt suchen. Ja oder nein? Wie ist da Ihre Position?
Abass: Also seit 30 Jahren besteht der afghanische Frauenverein. Und seit 30 Jahren haben wir so gearbeitet, dass wir politisch total neutral geblieben sind.
SWR1: Aber politisch neutral, wenn ich Sie unterbrechen darf, ist das eine. Aber überhaupt mit den Taliban in Kontakt treten, um Hilfe zu ermöglichen? Ich meine, ohne geht es wahrscheinlich nicht, oder? Da muss man in diesem, wie wir sagen, sauren Apfel beißen.
Abass: Ja, genau das machen wir nicht direkt. Das Geheimnis ist, dass wir mit den Dorfältesten immer in engem Kontakt sind, und sie ermöglichen das alles. Sie verhandeln mit den Taliban, machen irgendeinen Weg auf, um unsere Arbeit durchzuführen und vorzubringen.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.
Weitere Informationen zum Afghanischen Frauenverein e.V. finden Sie auf der Webseite.