Bild: Tom Güntner

Frostpendler

Mit Rad oder Pedelec durch den Winter

Stand

Wer im Winter mit dem Rad zur Arbeit fährt, sollte ein paar Tipps berücksichtigen. Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet.

Ausrüstung des Rades:

Fahrtipps:

- Vorsichtig fahren

Kein Risiko eingehen. Bei Eis und Schnee kann jede Situation schnell gefährlich werden. Fahren Sie besser langsam und mit viel Weitsicht. (Dabei hilft natürlich auch gutes Licht)

Rechnen Sie damit, dass Autofahrer entweder selber in schwierige Situationen kommen oder Sie in Bedrängnis bringen können, weil sie Sie einfach übersehen oder Ihre Probleme falsch einschätzen (wenn Sie zum Beispiel mehr zur Fahrbahnmitte fahren müssen, weil am Rand der Fahrbahn zu viel Schnee liegt)

Unter dem Schnee kann Eis sein. Seien Sie jederzeit darauf vorbereitet ins Rutschen zu kommen. Es hilft, wenn Sie Ihre Umwelt genau betrachten und so jederzeit reagieren können, wenn es brenzlig wird. (Ich versuche immer einen Ausweg zu sehen und mir einen Plan B für die nächsten Meter zu machen)

Sattelhöhe: Wenn erhöhte Glättegefahr besteht, kann es hilfreich sein, die Sattelhöhe zu reduzieren. Dadurch erreichen Sie den Boden leichter mit Ihren Füßen und können so bei leichten Rutschern für mehr Stabilität sorgen.

Bild: Tom Güntner
Schnee hat mein Rad komplett erwischt. Besuch bei unserem Pferd hat etwas länger gedauert.

Versuchen Sie unbedingt Eisflächen zu vermeiden. Sicheres Fahren auf Eis ist nahezu unmöglich! Wenn Sie doch auf Eis geraten: Nicht bremsen oder lenken. Versuchen Sie möglichst ruhig über die Eisfläche zu rollen. Lieber geradeaus in die Wiese, als zu versuchen noch die Kurve zu kriegen.

Abstand halten. Versuchen Sie zu allen Verkehrsteilnehmern den größtmöglichen Abstand zu halten. Bei Witterungsbedingungen, die zu langen Bremswegen führen, ist dies der vielleicht wichtigste Tipp.

Vorsichtig bremsen. Bei Glätte ist das sonst sehr bremsstarke Vorderrad ebenfalls stark „rutschgefährdet“. Da dies dann sehr häufig in einem unvermeidbaren Sturz mündet, sollten Sie bei Glätte ausnahmsweise mehr auf die Hinterradbremse vertrauen. Bremsen Sie vorsichtig und mit mit Bedacht. Es kann helfen zunächst mal eine kurze Probebremsung bei Fahrtbeginn zu machen, um ein Gefühl für das Bremsverhalten zu bekommen.

Wenn innerorts der Radweg nicht geräumt ist, dürfen Radfahrer die Strasse benutzen. stellen Sie sich dann aber auf Autofahrer ein, die diese Regel nicht kennen oder angesichts eines vorhandenen Radweges nicht mit Ihnen rechnen.

Tipps rund ums Pedelec

Vorsichtig anfahren

Pedelecs haben starke Motoren und bringen daher viel Kraft auf das Hinterrad. Das führt bei Glätte leicht zu Ausrutschern beim Anfahren. Daher nehmen Sie lieber eine schwächere Unterstützungsstufe und fahren Sie langsam an.

Langsam!

Pedelecs sind schwerer als normale „Biobikes“. Sie vermitteln aufgrund des hohen Gewichts einen sehr fahrstabilen Eindruck. wenn die Fuhre dann aber ins Rutschen kommt, sind sie auch schwerer zu beherrschen. Das hohe Gewicht wieder abzufangen stellt dann viele Radfahrer vor eine nicht mehr zu bewältigende Aufgabe. Deswegen: Fahren Sie angemessen und langsam!

Akku

Der Akku des Rades ist im Winter besonderen Belastungen ausgesetzt. Kälte können Akkus nicht gut ab. Daher sollten Sie Ihrem Akku im Winter besondere Aufmerksamkeit schenken.

Warm laden: Wenn Sie Abends von der Arbeit kommen oder von der Ausfahrt heimkommen, geben Sie Ihrem Akku etwas Zeit. Nehmen Sie den Akku mit in die Wohnung oder das Haus und warten Sie vor dem erneuten Aufladen ab, bis er Zimmertemperatur angenommen hat. Das schont die Akkuzellen und kann die Lebensdauer erheblich erhöhen.

Setzen Sie den Akku erst bei Fahrtbeginn wieder ins Rad ein. Ein warmer Akku ist leistungsfähiger als ein kalter. Netter Nebeneffekt ist, dass der Akku während der Fahrt durch die ständige Leistungsentnahme warm bleibt.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, nehmen Sie den Akku am Ziel oder während längerer Pausen mit ins Warme (Mein Akku muss allerdings täglich 8 Stunden im kalten auf mich warten, während ich arbeite. Dennoch hat er nach über 30.000km immer noch ausreichend Leistung. Wichtiger ist m E die Regelmäßige Nutzung und die Vermeidung des Kaltladens)

Vermeiden Sie in jedem Fall den kalten Akku zu laden! Die Zellen nehmen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt beim Laden unausweichlich Schaden.

Wer ganz vorsichtig sein möchte kann zusätzlich noch eine Akkuhülle während der Fahrt benutzen. Diese Hüllen (meist sind sie aus Neopren) bieten während der Fahrt zusätzlichen Kälteschutz.

Bild: Tom Güntner
So sieht mein Rad nach wenigen Tagen aus.

Fahrradpflege im Winter

Reinigung

Streusalz ist auch für Fahrräder Gift. Gerade der Antrieb ist stark belastet und muss daher regelmäßig gewartet werden.

Hier sind diejenigen, die mit einem modernen Riemenantrieb unterwegs sind, klar im Vorteil. Dieser braucht nur Wasser zur Reinigung und hin und wieder ein spezielles Pflegespray.

Die Kettenantriebe sind in der Pflege anspruchsvoller: Bei meinen Rädern musste ich mindestens einmal die Woche Hand anlegen, um für ruhigen und zuverlässigen Lauf zu sorgen.

Vorsicht bei Wäschen im Winter. Bei dauerhaften Minusgraden kann der Schuss nach hinten losgehen. So können beispielsweise die Schaltzüge einfrieren. Dann ist schalten nicht mehr möglich. Ich habe mir angewöhnt mein Rad in einem mittleren Gang abzustellen, dann ist ein frühmorgendliches Losfahren zumindest möglich.

Sowohl das Salz, als auch das Wasser setzen den Lagern und anderen Schmierstellen gehörig zu. Ausgerechnet dann, wenn die Fahrradpflege aufgrund der Witterung am unangenehmsten ist, ist sie am nötigsten. Daher regelmäßig reinigen und etwas Fett bzw Öl an die nötigen Schmierstellen.

Nützliche (Zusatz-)Tipps

Hosentaschen leer lassen!

Schlüssel, Handy und andere Gegenstände nicht in die Hosentaschen stecken. Im Falle eines Sturzes, gibt es nicht nur Bruch am Handy, sondern Gegenstände wie zum Beispiel Schlüssel, können schwere vermeidbare Verletzungen verursachen.

Immer etwas zusätzliche Kleidung mitführen

Bei sehr niedrigen Temperaturen kann man sich schnell verschätzen. Vor allem wenn etwas unvorhergesehenes passiert. Solange man in „sportlicher“ Bewegung ist, passt die Kleidung vielleicht aber wenn dann ein Plattfuß dazukommt und man Kilometerweit schieben muss, wird es schnell kalt. Daher sollte man immer noch ein Kleidungsstück in Petto haben. Bei mir ist es die Regenkleidung bestehend aus einer Überziehhose und einer Jacke. Das sind zwar sehr dünne aber eben auch dichte Kleidungsstücke. Daher bieten sie einen erstaunlich hohen, zusätzlichen Wärmefaktor.

Handy warm einpacken

Halten Sie ihr Handy warm und gut geschützt außerhalb sturzgefährdeter Bereiche. Der Akku ihres Handys mag keine Kälte, daher ist es ratsam, das Gerät gut eingepackt zu transportieren. Im Falle eines Sturzes, sollte es gut geschützt sein, es kann Ihnen im Anschluss wertvolle Dienste leisten, wenn Sie beispielsweise Hilfe brauchen.

Warme Getränke

Trinken ist sehr wichtig, wenn man sich sportlich bewegt. Viele Fahrradflaschen haben mittlerweile eine wärmeisolierende Funktion. Ein warmer Tee hilft bei kalten Temperaturen.

Wenn es zum Sturz kommt:

Aus schmerzvoller, eigener Erfahrung weiß ich, dass es sinnvoll ist das Rad loszulassen. Wenn ein Sturz unvermeidbar wird, versuchen Sie nicht „die Situation noch zu retten“. Lassen Sie los und versuchen Sie Ihren Körper zu schützen. Lieber abrollen als abfangen.

Zum Autor:

Tom Güntner, ist Redakteur beim SWR. Er hat sich vor ca 3 Jahren dazu entschieden, das Pendler-Auto zu verkaufen und täglich ca 60km unter die Fahrradreifen zu nehmen. zunächst auf dem alten Treckingrad, später dann auf einem Pedelec. da können im Jahr schonmal 14.000km zusammen kommen. Da er ganzjährig fährt, hat er viel Erfahrung sammeln können und möchte diese in diesem Artikel mit Ihnen teilen.

Bild: Tom Güntner
Nach 30km Heimweg im Schneetreiben.

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SWR