Wir haben mit Robert Wöhler, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Rheinland-Pfalz darüber gesprochen, wie es um den Ausbau der Rad-Infrastruktur in der Stadt und auf dem Land in Rheinland-Pfalz aussieht.
Gute Fahrrad-Infrastruktur in einzelnen Städten
SWR1: Gibt es bei uns so etwas wie eine Fahrrad-Hauptstadt in Rheinland-Pfalz?
Robert Wöhler: Ja, es gibt auf jeden Fall einige Orte, wo wir vom ADFC sagen, da geht es voran für den Radverkehr und die Infrastruktur ist schon ganz gut. Das ist zum Beispiel in Landau, in Ingelheim und auch in Koblenz. Da sind sehr gute Ansätze vorhanden und es wurde auch schon viel Positives für den Radverkehr umgesetzt.
Es gibt auch weitere gute Beispiele, beispielsweise in Kaiserslautern, da wurde die Trippstadter Straße umgebaut und das ist jetzt ein Vorzeigeprojekt für den Radverkehr.
ADFC: Radverkehr auf dem Land weiterhin problematisch
SWR1: Wie sieht es im ländlichen Raum aus?
Wöhler: Der ländliche Raum ist ein ganz großes Problemfeld für den Radverkehr. Dort sind weite Strecken zu überbrücken und es fehlen an vielen Orten noch Radwege. Es gibt einige Fortschritte.
Für uns ist ganz wichtig, dass Pendler-Radrouten zwischen größeren Orten endlich kommen. Dass also auch Pendler, wenn sie von einer Stadt eine andere fahren, gute und sichere Radwege vorfinden, die im Optimalfall sogar beleuchtet sind. Daran mangelt es bisher eigentlich im ganzen Land.
Entwicklung von Radwegen in Rheinland-Pfalz
SWR1: Aber es gibt auch positive Beispiele?
Wöhler: Ja, zwischen Ingelheim und Mainz beziehungsweise zwischen Ingelheim und Bingen befindet sich die erste Pendler-Radroute im Bau. Es sind schon ungefähr fünf Kilometer gebaut. Das sehen wir sehr positiv, was da gebaut ist.
Allerdings fehlt es noch an vielen anderen Orten im Land, wie zum Beispiel eine Pendler-Radroute von Schifferstadt nach Wörth. Da gab es das Problem, dass die Gemeinden ausgestiegen sind und die Planungen dafür so nicht weiter unterstützen. In diesem Fall sind es sehr viele lokale Partner, die zusammenarbeiten müssen. Wir wünschen uns einfach, dass in diese Pendlerrouten mehr Energie gesteckt wird und zügig umgesetzt werden.
Mainz und Koblenz möchten sie behalten Fahrrad-Piktogramme auf Straßen? Keine Erlaubnis per Erlass in RLP
In Rheinland-Pfalz sollen Fahrrad-Piktogramme auf Straßen nicht dauerhaft erlaubt werden. Das erklärte das Verkehrsministerium. Mainz und Koblenz wehren sich dagegen, solche Piktogramme wieder zu entfernen.
SWR1: Das klingt nach einem Flickenteppich und nicht nach einem Gesamtkonzept.
Wöhler: Ja, das ist aus unserer Sicht so. Wenn man von einer Stadt in eine andere eine Pendler-Radroute bauen möchte und der Weg durch mehrere Gemeinden führt, dann müssen natürlich alle Gemeinden letztendlich daran beteiligt werden. Und alle müssen zustimmen. Dann gibt es immer riesige Diskussion.
Wo genau soll die Route lang geführt werden und wie wird sie ausgestaltet? Dafür gibt es kein übergeordnetes Gesamtkonzept, sondern das ist immer eine lokale Entscheidung. Das führt dann oftmals dazu, dass solche Prozesse ewig dauern und nicht vorankommen.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.